Gestern hatte ich im Vorgriff auf diesen Themenbereich folgende begriffslogische Ordnung extemporiert, vornehmlich, um das eigene innere Archiv zu strukturieren. Das kipp ich als ersten Teil der Antwort mal ab.
Politische Ökonomie vs Politische Ökologie
Das werden ein paar rasch hingeworfene Bemerkungen über das Thema, warum ich so oft und vielfältig darauf hingewiesen habe, daß Kapitalismus heute „halt“ Imperialismus sei, was in jeder Phase einer Analyse aktueller Vorgänge und Geschehnisse zu beachten sei.
Gegenstand der „Politischen Ökonomie“, die Marx abgeliefert hat und von einigen anderen Leuten seither ergänzt worden ist, ist das „Gemeinwesen des Geldes“. Was das heißt, siehe dort.
Etwas weniger theoretisch ausgedrückt, könnte man dasselbe Trumm auch „Reproduktion der Herrschaft des entfesselten Privateigentums“ nennen. Doch mit dem sehr notwendigen Attribut „entfesselt“ fangen die theoretischen Probleme mit solch einem Begriff an. Was für Fesseln? Woher kommen die? Wieso kann man die beseitigen? Oder geht das vielleicht auch gar nicht?Richtig, es geht nicht. Die Subjekte der Herrschaft des Privateigentums haben Habitate und diese stehen zu einem beträchtlichen Teil außerhalb der Gegenständlichkeit des inneren Zusammenhangs des Reproduktionsverhältnisses, das unter dem Namen „Kapitalismus“ bestimmt ward. Der allgemeinste Bestandteil dieser Habitate sind Territorien. Gleich darauf folgt die genetische / generative Generationenfolge des Personals der Klassenverhältnisse, die mit „Privateigentum“ angesprochen sind, auch sie sind, in ihren allgemeinen Eigentümlichkeiten, nicht Gegenstand der politischen Ökonomie.
Territorien und historischen Generationen der Klassen sind Bestandteile des Kapitalismus, die in seinem Zusammenhang unterworfen sind, aber vermittels solcher Unterwerfung nicht in ihm aufzuheben sind. Diese zwiespältigen Verhältnisse sind der eigentümliche Gegenstand der Nationenbildung. Sie war zu Marx Zeiten erst in einer späten Frühphase, es gab schlicht nur genau eine kapitalistische Nation, die diesen Namen vollgültig verdiente, das waren die USA nach 1865, dem Ende des Szessionskrieges. Selbst in England, einem Mutterland des Kapitalverhältnisses, war die Nationenbildung nicht ganz abgeschlossen, geschweige in Frankreich, und „Deutschland“ gab es noch nicht.
Während des Abschlusses der Nationenbildung lernten die herrschenden Klassen „the hard way“ die obigen Verhältnisse „kennen“, indem sie gegen ihre Grenzen und Schranken (beachtet die Identität und Differenz) revoltierten, zum Beispiel in den Weltkriegen. Viele Amerikaner – mur als Beispiel – hätten es gern gesehen, wenn Deutschland sich in den Weltkriegen zu einem „Amerika“ hätte mausern können, einem imperialen Partnerland in der „alten Welt“ – ein böser Quatsch, in jeder denkbaren Hinsicht.
Andere Grenzen und Schranken – und das erwähne ich an dieser Stelle nur im Vorbeigehen – betreffen das Patriarchat. Darüber steht reichlich viel in diesem Blog.
Um das durchzustechen – ich muß in 10 min zum Putzen aufbrechen – die historischen, und daher in erster Linie militärpolitischen Bestandteile dessen, was Marx „Kapitalismus“ hieß, sind mit Fug zum Gegenstand einer Politischen Ökologie zu erklären, und eine theoretische Durchdringung von „Politischer Ökonomie“ und „Politischer Ökologie“ in der historischen Phase, die seit dem späten 19. Jhd. andauert, heißt mit Fug „Imperialismustheorie“.
Doch Imperialismustheorie – mit dieser kryptischen Bemerkung muß ich einstweilen schließen – ist im Begriff, von den Herrschenden des Weltmarktes ihres Gegenstandes benommen zu werden. Sie machen sich daran, final gegen Grenzen und Schranken des Kapitalverhältnisses zu revoltieren, und das führt im Erfolgsfall zum Entfall von „Kapitalismus“ und „Imperialismus“. Die Gemeinwesen des Geldes werden eine solche Revolution „von oben“ nicht überstehen.
Zum 2. Teil: Mein EP ist nicht nur Bashing, enthält den ernstgemeinten Hinweis, daß meiner Anschauung und Auffassung gemäß "Kapitalismus" längst historisch erledigt ist.
Nachweisen kann ich das nicht. Über relevante Kennziffern und Zusammenhänge habe ich mich zuletzt ca. 2011 gekümmert.
Seit wann erledigt? Keine Ahnung, worauf eine fiktive Nachwelt den Akzent legen wollte, auf 9/11, auf die "Finanzkrise" 2008 - ein Putsch der Wall Street - oder die Vorgänge der sog. "Eurokrise" 2011/12, nicht zufällig unterfüttert vom MENA-Krieg.
Gegenstand dieser Anschauung ist selbstredend der Weltmarkt, keine kleinere Einheit.
Es sollte mich sehr wundern, wenn in Bezug auf diesen Weltmarkt mehr als eine 4-stellige Zahl von Kapitaleigentümern mehr oder minder souveräne Entscheidungen trifft, die Kapitaleigentümern zukommen. Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Zahl schon knapp unter die Vierstelligkeit gefallen wäre.
Viel größer dürfte auch die Zahl genuiner Entscheider aus (militär-)politischer Hoheit sein.
Das ganze restliche Krüppzeug aus dieser Strate besteht aus Funktionären der einen wie der anderen Seite, die nix entscheiden, nur verwalten.
Eine weitere Kennzahl ist die sogenannte "Staatsquote". Du müßtest mir ein zweites Leben schenken, wenn ich den Job erfüllen sollte, eine verläßliche Erhebung dazu zu machen. Die letzte offizielle Zahl, die ich für D. zur Kenntnis nahm, stammt aus dem Jahr 2010 und lautete auf "zwischen 56 und 58%, je nach Sichtweise.
Für den damaligen Exportweltmeister!
Mit Bezug auf die führenden Weltmarktstandorte deklariere ich einfach mal, die Staatsquote dürfte sich realiter auf deutlich über 90% belaufen, nämlich dann, wenn man nicht Summen, sondern Kapitalbewegungen zugrundelegt.
Ja, die alte kapitalistische Klassenherrschaft gibt es noch, aber sie ist mehr oder minder aufgehobenes Moment in einer Ständeherrschaft, die zahlreiche Gemeinsamkeiten mit der römischen Ständeherrschaft ab der Zeit des Soldatenkaisertums aufweist - zumindest auf den flüchtigen Blick.
Was Wunder, wenn man meine Eingangsbemerkung zugrundelegt, behält Imperiumsherrschaft wesentliche Grundzüge über alle denkbaren Zeitalter, sie beruhen nicht auf technischen Modalitäten.