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  • Raumflieger

365 Beiträge seit 12.08.2024

Ich sehe da kein Paradoxon.

Der Wunsch nach mehr Sicherheit sorgt immer dafür, dass man in noch größerer Unsicherheit lebt.

Ich beweis das gern an einem typisch amerikanischen Problem: Waffenbesitz. Dazu verfrachte ich uns gedanklich mal in die USA, in einem Bundesstaat, in dem Waffenbesitz nicht nur verfassungsmäßig verbrieftes Recht ist, sondern auch zelebriert wird.

"Ich, John Rodney McDoe habe mir gerade eine Schusswaffe gekauft. Die habe ich immer bei mir, weil ich mich sicherer fühle. Wenn mich jetzt jemand überfallen will, kann ich mich verteidigen. Es ist mein Recht, eine Schusswaffe bei mir zu haben."
Usw usf.

Der Knackpunkt ist: John hat nicht recht. Warum das so ist, lässt sich mit zwei Beispielen ganz gut erklären.

John wird nun überfallen. Der Räuber ist bewaffnet, und zwar mit einer Pistole. Der will nun das ganze Geld, die Kreditkarte usw usf. John fühlt sich bedroht, zieht seine eigene Waffe - und wird angeschossen. Geld, Smartphone & co sind futsch & im dümmsten Fall dauert es zu lange, bis ihm geholfen wird. Welche Sicherheit hat er gewonnen durch seine Schusswaffe?

Gleiche Situation, nur diesmal ist John schneller. Der Räuber liegt am Boden und verblutet, bevor ihm geholfen werden kann. Jetzt muss sich John vor einem Gericht verantworten wegen Totschlags (aus einer Notwehrsituation heraus). Es sieht schlecht aus, wenn es keine Zeugen gibt, welche die Notwehr bestätigen können. Am Ende sieht der Richter es eben nicht als Notwehrsituation, sondern schickt John ins Gefängnis für vele, viele Jahre.
Welche Sicherheit hat er gewonnen durch seine Schusswaffe?

Hätte John jetzt keine Waffe gehabt, wäre er zwar überfallen worden, aber er hätte halt nur Geld verloren, nicht aber wahlweise sein Leben oder seine Freiheit. Es wäre also in jedem Falle sicherer gewesen, wenn er unbewaffnet gewesen, statt sich auf die FALSCHE Sicherheit zu verlassen, die ihm diese Schusswaffe verliehen hätte.

Der Knackpunkt ist: was im Kleinen schon nicht funktioniert wie gedacht, funktioniert auch im Großen nicht!

Ein Land, was zur eigenen Sicherheit aufrüstet (Si vis pacem para bellum), wird von seinen Nachbarn als Bedrohung angesehen. Die müssen nun auch aufrüsten, weil sie fürchten, sonst überfallen zu werden. Nun wird eine verhängnisvolle Aufrüstspirale in Gang gesetzt. Die USA sind der beste Beweis dafür: immerzu fühlen sie sich in allen Winkeln der Welt bedroht (siehe nationale Sicherheit) und fühlen sich aus diesem Grunde heraus dazu berufen, interventionistisch einzugreifen. Der Kalte Krieg ist auch dadurch gekennzeichnet, dass beide ideologischen Blöcke sich gegenseitig hochgerüstet haben, so dass in den USA die Strategie verfolgt wurde, die Sowjetunion in den Staatsbankrott hinein hochrüsten zu lassen.
Lange Zeit war das eine Ursache der europäischen Kriege in fast zweitausend Jahren und auch das IMPERIVM ROMANVM hat nach genau dem gleichen Prinzip gehandelt (daher auch der o.g. Ausspruch).
Man kann das auch beobachten in Israel, die unglückliche Geschichte in der Ukraine, auch in Sachen China drohen wir den gleichen Weg zu gehen.

Was lernen wir daraus?

Nichts.
Weil wir seit 10.000 Jahren nichts lernen. Es ist offenbar die Natur des Menschen, solange "Sicherheit zu eskalieren", bis man sich gegenseitig auf die Mütze haut. Danach ist ein paar Jahre Ruhe (genannt: "Frieden") und der "Spaß" geht von vorn los.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.09.2024 14:49).

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