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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Glaube, keine Liebe, keine Hoffnung

Selbstbeweihräucherung und -heroisierung von Medien, deren Image auch schon mal besser war. Schon kurz nach Einstieg ins Interview entwertet der Interviewte durch eine glatte Lüge seine übrigen Aussagen.

Und wir sehen jetzt anhand vom Beispiel Russland, welcher Schaden entsteht, wenn es keinen freien Journalismus gibt.

Bis vor wenigen Monaten, ja noch Tage nach Kriegsbeginn, gab es in Russland durchaus freien Journalismus. Es stimmt gewiss, dass im Vorlauf des Krieges, in der eigentlichen Vorkriegszeit, der russische Staat immer repressiver wurde, die westlichen Kampagnen, mit denen ein Regime change vorbereitet werden sollte, mit immer kruderen Mitteln unterdrückte. Diese Entwicklung ist aber in erster Linie auf die politische Aggressivität des Westens zurückzuführen, der Konfrontationspegel nahm laufend zu.

Journalisten machen Fehler, wie jeder andere auch, und dabei kann es leider auch immer wieder zu menschlichen Verfehlungen kommen, Stichwort Relotius. Aber man kann deshalb nicht einer ganzen Branche vorwerfen, alle gleich zu arbeiten und vorsätzlich zu lügen.

Ja, Journalisten machen Fehler, Relotius war keiner. Relotius log einfach und der Spiegel-Redaktion gingen diese Lügen herunter wie Öl. Die gesamte Branche schwamm in Begeisterung, verteilte kritiklos Preise. Aber natürlich ist Relotius ein bedauerlicher Einzelfall. Das sagte die katholische Kirche auch lange, wenn wieder einmal ein pädophiler Priester aufflog.

Im Fall der 'seriösen' Medien kann man sagen, dass sie in normalen Zeiten vorwiegend im Rahmen des Möglichen die Wahrheit sagen. Vorwiegend, nicht immer. Politische Verhältnisse und wirtschaftliche Interessen führen zu partiellen Verbiegungen der Realität, oft auch nur durch gekonntes Übersehen, Auslassen. Zurzeit allerdings ist die Einseitigkeit nicht zu übersehen und erreicht, ganz freiwillig, mit Leichtigkeit das Niveau staatstreuer russischer Medien. Da wird alles, was aus ukrainischem Mund kommt, als Tatsache verkauft, jede Anschuldigung sofort für bare Münze genommen. Überprüfung durch eine neutrale Instanz ist nicht nötig, Urteilsspruch und Bestrafungsforderung folgen unmittelbar. Nicht einmal vor offen rassistischen Äusserungen wird mehr zurückgeschreckt, Beispiel Florence Gaubs Äusserungen in einer Talkshow. Die ohnehin grosszügigen Massstäbe sind weiter verrutscht. Man ist nun definitiv im Krieg.

Auch das 'berühmte Investigativressort der Süddeutschen' war noch nie zimperlich. Bellingcat-Aussagen werden routinemässig als belastbar eingestuft, auch wenn nach dem Auftauchen gewisser, sich auf eine finanzierende britische 'Stiftung' beziehende Leaks jeder, ders wissen will, weiss, dass es sich bei dieser Truppe um eine Front westlicher Geheimdienste handelt. Wenn keine nicht linientreu westlich orientierte Regierungen betroffen sind, ist das Rechercheniveau wohl in der Tat beachtlich, wenn auch immer wieder z. B. bei der Aufdeckung finanzieller Machenschaften unter dem Namen Soundso-Papers anschliessend nach politischen Kriterien selektiv ausgewählt wird, wer blossgestellt werden soll und wer im Dunkeln bleiben darf.

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