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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Sanktionen werden sich als Bumerang erweisen. wie die gegen Russland

Ströms schrieb am 08.06.2024 09:05:

Deutschland hat kaum eigene Rohstoffe, ist also zwingend auf Außenhandel angewiesen (wenn wir unseren Lebensstandard halbwegs halten wollen).
Russland hat fast alle Rohstoffe im eigenen Land, könnte also theoretisch einen Großteil seiner Industrie mit wenig oder teils wohl ganz ohne Außenhandelsanteil bewerkstelligen.

Theoretisch ja.
Praktisch machen selten die Rohstoffländer die wirtschaftliche Entwicklung; das ist ein regelrechter Fluch.

Sanktionen DE-RU schaden also tendenziell langfristig eher Deutschland.

Nö, Deutschland kauft dann einfach anderswo.
Russland hat da mehr Schwierigkeiten, weil die Sanktionen sehr global angelegt sind.

Die Annahme, dass in Russland Mangelwirtschaft eintritt und sich die Bevölkerung gegen Putin und pro-EU erhebt, dürfte man wohl zumindest im aktuellen 3-Jahres-Zeitraum als falsch werten.

Das eigentliche Ziel der Sanktionen war immer die Schwächung von Russlands Rüstungsindustrie, und das hat durchaus funktioniert.
Eine Revolte wäre eine hübsche Zugabe gewesen, aber darauf hat eigentlich niemand in der Politik gezählt.

Sonst sähe das anders aus, aber im Westen findet sich kaum ein Politiker, der Fehleinschätzungen eingesteht und daraus lernt,

Hat echt ein Politiker von einem Umsturz in Russland gesprochen?
Ich muss das gedanklich völlig ausgeblendet haben, das kam mir immer unrealistisch vor.
Ich bin auch sicher, niemand hat sich darauf verlassen. Die Produktionsschwierigkeiten hat man hingegen durchwegs erwartet.

hier herrscht eher ideologiebasierte Politik.

Das ist in Russland und China noch viel stärker der Fall.

Russland und China bauen das Know-How für Bereiche auf, wo bisher Technologie (=Endprodukt von Wissen) aus dem Ausland importiert wurde.

Sie hinken immer noch hinterher.
Russland noch viel mehr als China.
Die russischen Militärblogger regen sich sogar darüber auf, dass das russische Militär fast nur noch mit veraltetem Gerät arbeiten kann.
Aber auch China kriegt den Rückstand z.B. bei Halbleitern nicht aufgeholt.

Deutschland baut gerade Know-How ab (fragen Sie mal Gymnasiasten, ob Informatik, Physik, Chemie ihr Lieblingsfach sind; in DE zu behaupten, dass man in Mathe schon immer schlecht war, führt gar nicht dazu, dass man als unintelligent behandelt wird sondern gilt als normal)

Dennoch exportiert Deutschland mehr Hightech als Russland oder China bauen.
China bastelt grad an Werkzeugmaschinen. Wie es da aussieht, weiß ich nicht.
Aber bei den Chips kriegen sie den Rückstand einfach nicht verkleinert. Wenn China endlich weitergekommen ist, haben ASML und andere Westfirmen die Ziellinie schon wieder nach vorne verschoben.

Das ist übrigens kein Wunder. Du brauchst für sowas wie ASML keine durchgängig gebildete Bevölkerung, du brauchst nur eine Handvoll fähige Ingenieure und ein paar tausend fähige Facharbeiter. Selbst mit einem absolut unfähigen Schulsystem hast du bei einigen hundert Millionen Einwohnern immer noch ein paar, die trotz dieses Schulsystems ihr Talent entwickeln, und das reicht dann auch.

Das heißt nicht, dass das Schulsystem egal ist.
Aber wir werden dieses Versagen nicht daran bemerken, dass uns die Spitzentechnologie wegbricht, sondern dass "made in Germany" weniger und weniger als Werbespruch taugt und uns nach und nach die allgemeine industrielle Basis wegtrocknet.

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