Vieles bemerkenswertes ist entstanden in den letzten 100 Jahren.
Ende 1845, also vor über 150 Jahren ist aber auch schon etwas ganz
bemerkenswertes gedacht wurden : ich meine die 6. Feuerbachthese des
Junghegelianers Karl Marx. Sie ist eigentlich das Produkt des
Autorenkollektivs Feuerbach-Hess-Engels-Marx. Ihr wesentliches
Argument lautet, « das menschliche Wesen », die Menschennatur, nicht
als ein neben und außerhalb der wirklichen Menschen, noch als ihnen
historisch-invariant einwohnendes, tierisches « Gattungswesen » zu
begreifen - sondern als das « Ensemble der gesellschaftlichen
Verhältnisse ». Aus sozialgeschichtlichen Gründen hat es über 100
Jahre gedauert, bis auch in jeder Hinsicht ordentliche Professoren
renommierter Universitäten eine vergleichbare Erkenntnis entwickeln
konnten. Was hätte man in den Sozialwissenschaften erreichen können,
wäre ein unideologischer, entpolitisierter Umgang mit Marx schon im
19. Jh. möglich gewesen !
Was macht uns unverwechselbar ? Gibt es einen substantiellen Kern,
der unsere Individualität verbürgt ? Wenn nicht, dann ist der Mensch
wirklich nur « die Welt des Menschen » - also je in Abhängigkeit des
funktionellen Zusammenhangs, in dem ich mich bewege (den ich evtl.
auch frei setzen kann), bin ich auch ein anderer. Was einzig als
sichselbstgleich verbleibt ist das Ganze von möglichen
Ordnungsbeziehungen, das wir « Welt » oder, etwas moderner, «
Struktur » nennen können. Folgt man Marx, so kommt freilich die
Unverfügbarkeit des Ganzen, in Unabhängigkeit von Wissen und Wollen
der « Subjekte », erschwerend hinzu : kann in der Welt des Kapitals,
im Ordnungsgefüge des Wert-Raums, irgendein Individuum seine eigene
Verortung nach dem auf humane Selbstbehauptung ausgerichteten
neuzeitlichen Muster der « freien Setzung » vornehmen ?
Wie schön und wie typisch, daß deutsche Soziologieprofessoren, die
sich niemals an Marx abgearbeitet haben, uns 150 Jahre alte
Erkenntnisse als « revolutionäres Wissen » « aus Amerika » verkaufen
wollen. Arme deutsche Wissenschaft.
Ohne einen adequaten Begriff von der Heteronomie der modernen
conditio humana wird es nicht gehen in der Soziologie.
Außerdem würde mich interessieren, was diese älteren Herren
eigentlich unter « Netzwerken » verstehen ? Ich kenne keine «
selbstorganisierenden » Netzwerke. Jeder TP Leser weis, daß eine
komplizierte, wartungsaufwendige Infrakstruktur hinter dem « Internet
» steckt. Ohne einen guten Admin geht gar nichts. Wollte man
Gesellschaft nach dem Modell denken, dann müßte man wohl oder übel
einen Gott annehmen, ob nun deistisch oder theistisch... Wenn man
wichtige Backbones, Überseekabel oder dergleichen abschaltet, ist
ganz schnell schluß mit Youtube und Google Books. Ich könnte dann
noch nichtmal nachschaun, wann in Berlin die Straßenbahn kommt...
Davon verstehen Soziologieprofessoren und Politiker, die von «
Netzwerken » schwafeln, glaube ich, nicht viel.
Geisteswissenschaftler wohl noch weniger.
Die Frage wäre eher zu stellen, ob sich nicht vielmehr
eudämonistische (Selbst-)Steuerungsphantasien an diesen technischen
Begriff aus der Datenverarbeitung geheftet haben (als Kantsche Idee)
- weil man insgeheim ganz genau weis/fühlt, daß die gesellschaftliche
Entwicklung in der historischen Zeit außerhalb jeglicher menschlicher
Verfügbarkeit liegt.
Ende 1845, also vor über 150 Jahren ist aber auch schon etwas ganz
bemerkenswertes gedacht wurden : ich meine die 6. Feuerbachthese des
Junghegelianers Karl Marx. Sie ist eigentlich das Produkt des
Autorenkollektivs Feuerbach-Hess-Engels-Marx. Ihr wesentliches
Argument lautet, « das menschliche Wesen », die Menschennatur, nicht
als ein neben und außerhalb der wirklichen Menschen, noch als ihnen
historisch-invariant einwohnendes, tierisches « Gattungswesen » zu
begreifen - sondern als das « Ensemble der gesellschaftlichen
Verhältnisse ». Aus sozialgeschichtlichen Gründen hat es über 100
Jahre gedauert, bis auch in jeder Hinsicht ordentliche Professoren
renommierter Universitäten eine vergleichbare Erkenntnis entwickeln
konnten. Was hätte man in den Sozialwissenschaften erreichen können,
wäre ein unideologischer, entpolitisierter Umgang mit Marx schon im
19. Jh. möglich gewesen !
Was macht uns unverwechselbar ? Gibt es einen substantiellen Kern,
der unsere Individualität verbürgt ? Wenn nicht, dann ist der Mensch
wirklich nur « die Welt des Menschen » - also je in Abhängigkeit des
funktionellen Zusammenhangs, in dem ich mich bewege (den ich evtl.
auch frei setzen kann), bin ich auch ein anderer. Was einzig als
sichselbstgleich verbleibt ist das Ganze von möglichen
Ordnungsbeziehungen, das wir « Welt » oder, etwas moderner, «
Struktur » nennen können. Folgt man Marx, so kommt freilich die
Unverfügbarkeit des Ganzen, in Unabhängigkeit von Wissen und Wollen
der « Subjekte », erschwerend hinzu : kann in der Welt des Kapitals,
im Ordnungsgefüge des Wert-Raums, irgendein Individuum seine eigene
Verortung nach dem auf humane Selbstbehauptung ausgerichteten
neuzeitlichen Muster der « freien Setzung » vornehmen ?
Wie schön und wie typisch, daß deutsche Soziologieprofessoren, die
sich niemals an Marx abgearbeitet haben, uns 150 Jahre alte
Erkenntnisse als « revolutionäres Wissen » « aus Amerika » verkaufen
wollen. Arme deutsche Wissenschaft.
Ohne einen adequaten Begriff von der Heteronomie der modernen
conditio humana wird es nicht gehen in der Soziologie.
Außerdem würde mich interessieren, was diese älteren Herren
eigentlich unter « Netzwerken » verstehen ? Ich kenne keine «
selbstorganisierenden » Netzwerke. Jeder TP Leser weis, daß eine
komplizierte, wartungsaufwendige Infrakstruktur hinter dem « Internet
» steckt. Ohne einen guten Admin geht gar nichts. Wollte man
Gesellschaft nach dem Modell denken, dann müßte man wohl oder übel
einen Gott annehmen, ob nun deistisch oder theistisch... Wenn man
wichtige Backbones, Überseekabel oder dergleichen abschaltet, ist
ganz schnell schluß mit Youtube und Google Books. Ich könnte dann
noch nichtmal nachschaun, wann in Berlin die Straßenbahn kommt...
Davon verstehen Soziologieprofessoren und Politiker, die von «
Netzwerken » schwafeln, glaube ich, nicht viel.
Geisteswissenschaftler wohl noch weniger.
Die Frage wäre eher zu stellen, ob sich nicht vielmehr
eudämonistische (Selbst-)Steuerungsphantasien an diesen technischen
Begriff aus der Datenverarbeitung geheftet haben (als Kantsche Idee)
- weil man insgeheim ganz genau weis/fühlt, daß die gesellschaftliche
Entwicklung in der historischen Zeit außerhalb jeglicher menschlicher
Verfügbarkeit liegt.