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  • moggi torrez

mehr als 1000 Beiträge seit 24.11.2001

Re: Soufflé

Pnyx (1) schrieb am 11.04.2021 20:16:

Die Gefahr beim Soufflé ist stets, dass es in sich zusammenfällt. Jaeger spannt einen weiten intellektuellen Horizont auf. Wir erfahren das vermeintliche Betriebsgeheimnis des bürgerlichen Staates:

Dass jede politische Entscheidung in der potentiellen Falschheit der ihr zugrunde liegenden Annahmen, der Möglichkeit unbeabsichtigter und unabsehbarer Konsequenzen, zuletzt auch der möglichen Fatalität und Negativität ihrer Auswirkungen korrigierbar sein muss. Spätestens durch die Abwahl der verantwortlichen politischen Entscheidungsträger.

Das hat zwar mit der politischen Realität bürgerlicher Staaten kaum etwas zu tun, entscheiden doch ganz andere Faktoren über Wohl und Wehe einzelner Politiker und sind es bei weitem nicht bloss die 'politischen Entscheidungsträger' selbst, die den Kurs der Dinge bestimmen, sondern vorwiegend eine aus dem Halbschatten heraus operierende Oligarichie, aber diese idealisierende Darstelltung des bürgerlichen Staates klärt den status ante quo. Wir leben in einer guten, vernünftigen Welt, nämlich der bürgerlichen von Wissenschaftlichkeit und Rationalität durchdrungenen.

Schöne Wunschvorstellung, wenn nicht perfide Propaganda. Tatsächlich ist und war Wissenschaft seit Beginn der Aufklärung immer von Ideoloie durchdrungen, und die einzige Ratonalität, in der wir leben, ist die des sich unser bedienenden, sich selbst reproduzierenden Kapitals, dessen Zwänge als objektiv und natürlich dargestellt werden und seine Rituale als Naturprozesse.

In Jaegers Welt gibt es einen sauberen Dualismus. Hier die vernünftigen Entscheidungsträger und mündigen Bürger, dort die "politischen Dumpfbacken und bornierten Schreihälse", die ich im Corona-Zusammenhang meinerseits die 'Querschläger' nenne, um mich von ihrer schmeichelnden Selbstbezeichnung zu distanzieren. Wie immer man sie nennt, in Wirklichkeit sind das durchaus nicht nur irrationale Idioten, sondern in vielen Fällen Süppchenkocher, die die Pandemie zu eignen Zwecken zu nutzen versuchen.

Kömmt immer drauf an wer den größeren Topf und das meiste Feuer unterm Kessel hat.
Was im Topf drinne ist und wer die Suppe auslöffeln muß.

Viele von den vermeintlich auf der richtigen Seite Stehenden äussern Vorschläge und setzen Regelungen durch, die sich von denjenigen dieser Gruppe nur graduell unterscheiden.

Es gibt durchaus im besten Sinne Radikale unter ihnen - wenngleich nicht freie Radikale.

Entscheidend ist der Schutz des Kapitals, the show must go on, also Freizeit-Lockdown und ein wenig Homeoffice, ein wirkliches Herunterfahren sähe anders aus. Es resultiert ein Jojo-Effekt, das Problem zieht sich in die Länge, strapaziert die Rationalisierungsfähigkeiten der Gesellschaft.

Ein Jojo-Effekt stellt sich nur ein, wenn man die Strippe in der Hand hat und die entsprechend zieht.
Schau dich um. Sieh die Zahlen an. Gibt es wirklich eine Pandemie?

Es ist zu erwarten, dass uns der Staat und die Regierung so schnell wie möglich wieder in die Freiheit der so sehnlichst herbeigesehnten Selbstgestaltung unseres Lebens zurückkehren lassen wird.

Der Schlusssatz lässt endgültig die Luft raus. Die nicht weiter begründete Erwartung hätte gerade so gut ohne den ganzen Ausflug in die quasiphilosophischen Höhen geäussert werden können.

Note to $self: immer erst an das Ende eines Artikels scrollen und den letzten Abschnitt lesen, und dann entscheiden ob man den ganzen Kram liest.

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