Das ist ja alles gut und schön aber beileibe nicht neu.

Ich schätze Agamben, das vorangestellt. Aber!

Um an die Anfänge der modernen Technik- und Gesellschaftskritik zurückzugehen, müssen wir (meiner Meinung nach) zu Nietzsche springen. Er hat ja in seiner Nihilismustheorie die Entwicklung Europas (damit ist gemeint: die moderne Technikzivilisation) zum "Land des hässlichsten Menschen" als unausweichlich und erforderlich beschrieben.

Dies griff bekanntlich Martin Heidegger auf und er erkannte darin einen wesentlichen Zug der unabwendbaren Entwicklung der Neuzeit. Romantiker und Erotiker wie er war, hat Heidegger einmal eine Zeit lang geglaubt, die nationalsozialistische Bewegung liesse sich von ihm zu einer Gegenströmung gegen den Modernismus formen. Wie brutal war sein Erwachen aus diesem Traum.
Aus seiner Bearbeitung des Nietzsche-Themas wurde bei ihm grob gesprochen "Die Frage nach der Technik", welche er in zahlreichen Abhandlungen auf seine eigentümliche Weise behandelte und durchleuchtete (z.B. in "Die Zeit des Weltbildes").

Zu dieser Zeit und und nach Heidegger gab es einen anderen "Propheten", der sämtliche Entwicklungen der modernen Neuzeit treffsicher vorausgesagt hat. Es war der, der auch die Atomkraftwerke als "noch nicht explodierte Atombomben" bezeichnete: Günther Anders. Wer die Nerven dazu hat, kann einmal seine beiden Leitthemen
- Die Antiquiertheit des Menschen Bd. I: Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution
- Die Antiquiertheit des Menschen Bd. II: Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution
ansehen.

Nach der Lektüre der "Antiquiertheitsbände", von denen der erste aus den 50'ern und der zweite aus den 70'ern stammt, fragt man sich eigentlich nur, warum es tatsächlich so lange gedauert hat, bis die Entwicklung zu einer Art totalitär-gleichgeschalteten Dystopie deutlich erkennbar wird, wenn die Keime schon so lange vorhanden waren.