Die Vorstellung, dass nur eine "ethnisch reine" Ukraine dauerhaft wird existieren können, stammt aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Die Republik Polen und die Sowjetunion teilten sich nach ihrem Krieg im Friedensvertrag von Riga 1921 ohne Bedenken das Gebiet der heutigen Ukraine auf, weil es eben kein geschlossenes ukrainisches Siedlungsgebiet war, sondern im Westen Polen und Juden in den Städten gar die Mehrheit stellten und im Osten und Süden die Bevölkerung weitgehend russifiziert war.
Sicher sind heute auch viele Bewohner der Ost- und Südukraine mit der Kriegsentscheidung Putins nicht einverstanden. Das macht sie aber nicht zu überzeugten Ukrainern, zumal sie im Krieg auch und nicht zuletzt mit Menschenrechtsverletzungen der ukrainischen Seite konfrontiert werden. Und vor dem offenen Krieg herrschte im Donbas bereits 8 Jahre ein Bürgerkrieg, der tausende Tote unter der russisch-sprachigen Bevölkerung forderte.
Mit diesem Staat "Ukraine", der 1991 ohne Rücksicht auf das diametral entgegen gesetzte politisch-historische Verständnis der Landesteile in den Grenzen der willkürlich zusammengefügten Sowjetrepublik Ukraine entstand, hat inzwischen ein Grossteil seiner Bewohner abgeschlossen. Und massgeblich dafür verantwortlich ist auch Selenskyj. Als "Versöhnungspräsident" mit vielen Hoffnungen gewählt, verschärfte er die innenpolitische Spannungen durch das Inkraftsetzen der absurden Sprachgesetze (FAZ: "Das Russische abwürgen"), der Bestätigung des rechtsextremistischen Heldenkults und den Konfrontationskurs gegenüber Russland. Wie gross die Enttäuschung über Selenskyj ist, zeigen Umfragen und zeigte das katastrophale Ergebnis für Selenskyjs bei den Kommunalwahlen im Oktober 2020, als seine Partei "Diener des Volkes", die bei den Parlamentswahlen noch 43 % erhielt, auf 20% absackte.
Viele Ukrainer haben bereits vor dem Krieg privat aus den innenpolitischen Spannungen und der miserablen ökonomischen Situation Konsequenzen gezogen. Allein 2021 verliessen 600.000 für immer das Land (Quelle: kyivindependent.com). Einige Millionen arbeiten als temporäre Arbeitsmigranten im europäischen Ausland und werden sich - vom Krieg forciert - wohl dort dauerhaft einrichten. Wenn die Ukraine als ganzes nicht zum "Failed state" werden soll, wird eine territoriale Neugliederung nicht zu umgehen sein. Dazu muss es nach dem hoffentlich baldigen Waffenstillstand in allen strittigen Regionen Volksabstimmungen über den künftigen Status dieser Gebiete geben.
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