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Avatar von subhomme
  • subhomme

17 Beiträge seit 07.04.2022

der eigentliche Skandal ....

..., ist dass "der Westen" es nicht wissen will, wen die Ukrainer oft verehren. Oder genauer, "der Westen" tut so, als wüsste er es nicht, denn im Grunde kommt es ihm sehr gelegen, dass es in der Ukraine eine gewaltätige politische, ideologische und gesellschaftliche Kraft gibt, die sich gegen den geopolitische Feind Russland in Stellung bringen lässt. Und allein darum geht es dem "Westen", in dem Sinne, dass es der CIA & Co egal ist, ob du ein Nazi bist, solange du ihm nützlich bist.

Der Text legt die historischen Fakten wohl richtig dar. In meinen Augen macht er aber den Fehler, diese historischen Fakten weitgehend von der heutigen Realität abzukoppeln, als wären sie ein rein musealer Hintergrund, der nichts mit der heutigen Wirklichkeit der Ukraine zu tun hätte. Es spielt keine Rolle, ob Banderisten & Co in der Ukraine heute eine Minderheit sind, ob sie ihren Schwerpunkt regional in der Westukraine haben, entscheidend ist die Frage, ob sie gesellschaftspolitisch relevant sind. Und das sind sie wohl. Auch wenn sie ihre Relevanz weitgehend nur mit Gewalt durchzusetzen in der Lage sind. Ob das gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit geschieht ist eine andere Frage. Ich vermute eher, dass es wie im deutschen Fall damals vielfach eine Mischung aus Machtlosigkeit, Angst, Opportunismus, Miläufertum und Überzeugung ist. Die Nazis in der heutigen Ukraine mögen eine Minderheit sein, zumindest der "harte Kern", Fakt ist aber, dass diese Minderheit, wenn auch mit Gewalt, maßgeblich das politische Handeln des Landes bestimmt. Was sich etwas darin manifestiert, dass diese Kraft in der Lage ist, per Gesetzgebung einem großen Teil der Bevölkerung die eigene sprachliche Identität zu verweigern.

Es ist geradezu widersinnig, wenn der Autor auf der einen Seite meint, auf Putins Denazifizierungsabsicht angesprochen, dass das auf die Ukraine nicht zutreffen könnte, weil viele Ukrainer historisch eine kritische und ablehnende Beziehung zum Faschismus hätten, auf der anderen Seite aber unterstellt, "die Ukrainer" wüssten oft nicht, wen sie mit Bandera verehren. Mit Denazifizierung ist eher gemeint, die Machtbasis der Nazis zu zerschlagen, ihre organisatorischen Zentren, die das politische Handeln des Landes bestimmen.

Nochmals zum "Westen": Man muss sich vorstellen, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der sich Politik und Medien, Menschen, die sich für "liberal" oder gar "links" und antifaschistisch halten, nicht zu schade sind, andere Menschen als Nazis zu bezeichnen, die etwa gegen die Corana-Maßnahmen friedlich demonstrieren, auf der anderen Seite aber besinnungslos in totale Solidarität mit einem Land verfallen, in dem andere Menschen bei lebendigem Leib verbrannt werden, weil sie gegen die herrschende Politik demonstrieren. Aber das entspricht wohl der im "Westen" mittlerweile normalisierten Doppelmoral und sollte niemanden überraschen.

Nochmals: Der eigentliche Skandal ist, wieder Mal, das Verhalten der westlichen herrschenden Eliten, die völlig skrupellos sich das gewalttätige Handeln einer relevanten Gruppierung (ob Minderheit oder nicht spielt keine Rolle) in der Ukraine gegen Russland zunutze machen, und dabei das Leid der ukrainischen Bevölkerung Im Ganzen in Kauf nehmen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (15.04.2022 07:54).

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