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  • knarr

mehr als 1000 Beiträge seit 14.05.2007

Intellektuellenmangel?

Anders als zu Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es heute keine bekannten Intellektuellen, die lautstarke Erklärungen für Frieden, "Unabhängigkeit des Geistes" und Demokratie abgeben. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, existierten drei Imperialismen nebeneinander: der russische, der englische und der preußische Imperialismus. Niemand bezweifelte, dass der preußische Imperialismus der aggressivste der drei war.

Anders als zu Beginn des 20. Jahrhunderts wütete der preußische Imperialismus bereits in Gestalt des Nationalsozialismus, von dem sich Europa nie wieder richtig erholen konnte, bedenkt man den signifikanten Anteil an den Intellektuellen der wohl nicht zuletzt vor diesem Hintergrund gezielt vernichteten jüdischen Kultur Europas.

Das Staunen darüber, daß die Intellektuellen, nach denen man sich sehnt, in der Kommunikationsgesellschaft des einundzwanzigsten Jahrhundert wenn überhaupt die Rolle eines Paria bekleiden, ist wohl (auch) kein philosophisches (wie das Staunen, dass gewisse Dinge heute 'noch' möglich sind). Dieses Staunen steht auch einer traditionellen Vorstellung von Geschichte zu Gesicht, die zu halten eine Komplizenschaft an dem Verrat an der Demokratie bedeutet hat, an dem nun wir mitverantwortlich sind.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.04.2023 11:08).

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