Von Tito, der Kroate war, ist überliefert, dass er einst sagte, ich habe einen schweren Stein auf das Land gelegt, unter dem die giftigen Skorpione der Vergangenheit begraben sind. Man musste diesen Stein also nur entfernen, denn der nach dem WK1 eingeleitete und durch WK2 unterbrochene Nationsbildungsprozess war noch nicht abgeschlossen. Die Ukraine zeigt sogar, dass solche Prozesse uU auch rückabgewickelt werden können. Man muss nur verbohrte Nationalisten aus während 1-2 Generationen hinzugekommenen Gebieten an die (Zentral-)Macht bringen.
Die Schaffung einer eigenen kroatischen Sprache ist ein nationalistischer Witz, denn Niederdeutsch, das sprachwissenschaftlich wie Friesisch als eigene Sprache mit eigenen Dialekten gilt, und Bairisch unterscheiden sich wesentlich stärker als Serbisch & Kroatisch, die als eine Sprache, Serbokroatisch gelten, nur mit 2 Alfabeten geschrieben. Dem tragen auch die Wörterbücher Rechnung. Es war auch nur ein südslawisches Volk, das einst dieses Gebiet besetzte, aber wegen der römischen Reichsteilung in unterschiedliche Einflusszonen geriet und deshalb zT von der römisch-katholischen, zT von der byzantinischen griechisch-orthodoxen Kirche missioniert wurde. Die Grenze quer durch ein Volk ist damit wohl die älteste derartige der Welt - >1700 Jahre!
Und was die Nachfolgestaaten der kuk-Monarchie betrifft, in der deutschsprachigen Budapester Rundschau war in den 60er oder 70er Jahren des vorigen Jhdts ein Artikel erschienen, der bedauerte, dass der Staat damals zerfallen ist. Es wurde aber auch konstatiert, dass die zentrifugalen nationalistischen Kräfte wohl schon zu groß für eine andere, gemeinsame Lösung waren, wodurch alle diese Staaten in relative Bedeutungslosigkeit sanken. Eine Ursache wird wohl auch die allgemeine Missachtung° slawischer Sprache und Kultur gewesen sein, weil deren viele Völker sich nicht die gleiche annähernde Gleichberechtigung wie die Ungarn erkämpft hatten. Das sah für bspw Böhmen im HRR vor den Habsburgern* noch anders aus, Prag war sogar mal Hauptstadt und Kaisersitz desselben und Karl IV sprach auch tschechisch.
° Das setzte sich dann bei Hitler fort und wurde sogar auf slawische Minderheiten im DR ausgedehnt, sofern sie an ihrer Sprache und Tradition festhielten. Dabei standen diese den eigentlichen 'Ariern' (sprachlich) näher als alle anderen Europäer.
* Diese galten ursprünglich sogar als eine Art Usurpatoren, denn sie hatten sich die Kurfürstenschaft, eine Voraussetzung der Wahl zum Kaiser, mit Intrigen erschlichen und das Wahlkaisertum schließlich zu ihren Gunsten abgeschafft.