In den Schriften großer Köpfe finden sich naturgemäß Widersprüche, einfach, weil sie ihre Gedanken zu verschiedenen Zeiten und verschiedenen Blickwinkeln niedergeschrieben haben. Jeder Mensch durchläuft für sich eben die ganze menschliche Entwicklungsgeschichte, so ihm das Denken nicht zu früh ausgetrieben wird, worum sich heute leider eine ganze Verblödungsindustrie bemüht. Rousseaus Spruch, dass unser Unglück mit dem Einzäunen eines Stück Landes begann, ist gewiss ein typischer pubertärer Fehlschluss, der aber gut klingt und noch heute vielen die Gänsehaut laufen lässt, bei so viel Weisheit. Gleichzeitig lassen sch dieselben Leute aber ohne Gewissensbisse von anderen ferne Weiden und Felder abernten, die sie gar nicht kennen. Wen wundert es, wenn derart alimentierte Wesen die Globalisierung loben und alle Zäune und Grenzen niederreißen wollen. Sich dabei auf Rousseau zu berufen, ist aber mehr als pervers. Das ist so wie die Feindesliebe zu loben und gleichzeitig den eigenen Nachbarn zu verachten.
Übrigens hat Rousseau aber auch den Robinson auf seiner Insel gelobt, der seinen Garten einzäunen mußte, weil ihm sonst nichts zum Essen geblieben wäre.
Vielleicht sollte man weitere 2000 Jahre zurückgehen und ein wenig die Weisheit des Epikurs suchen, der seinerzeit in seinem berühmten Garten in aller Bescheidenheit sein Leben genossen hat. Und Gärten sind halt immer eingezäunt und werden dadurch erst zum Paradies.
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