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  • Platzhalter84

184 Beiträge seit 06.01.2005

Der ganze Artikel strotzt nur so vor Nazi-Jargon...

Ob Huntington nun ein Neo-Faschist ist oder nicht, schwer zu sagen
ohne sein aktuelles Werk gelesen zu haben. Aber Mareschs verkürzte
Wiedergabe scheint sehr Interessantes aufzuwerfen.

Wer sich ein wenig mit dem antisemitischen Rassendiskurs der ersten
Hälfte des letzten Jahrhunderts beschäftigt, muss bei Kampfbegriffen
wie "Kosmopolit" aufhorchen. Die Charakterisierung der in keiner
Nation mehr moralisch verankerten, politischen, ökonomischen,
kulturellen Eliten, die über Seilschaften etc. den Lauf der Welt
bestimmen (und sie in den Ruin treiben), entspricht wunderbar dem
Bild einer jüdischen Weltverschwörung. Tauschen wir
Dekonstruktivismus mit Kommunismus aus und der
jüdisch-bolschewistische Kosmopolit erhebt sein angsteinflößendes
HAupt.

Im Bild der Hispanics, die sich, überspitzt formuliert, wie "die
Kaninchen vermehren", schwingt da die Angst des mitteleuropäerischen
Durchschnittsnazis von 1930 vor dem  Gettojuden oder der slawischen
Bevölkerungsexplosion im Osten (nun Süden Amerikas) wieder mit, der
man Einhalt gebieten musste?

Und was charakterisiert die Hispanics als Rasse im Gegensatz zum
anglo-protestantischen Neo-Arier?

Zitat:
"Statt angloprotestantischer Arbeitsethik dominierten
anti-individualistische Werte, statt Leistungswillen, Energie und
Arbeitseinsatz Bequemlichkeit, Gelassenheit und Müßiggang."

Typisch Untermenschen eben. Gott sei DAnk distanziert sich Maresch
zum SChluß noch von dieser Seite des Diskurses, indem er die
Hispanics für die Wahl von G.W.Bush lobt, und aufgrund ihrer
politischen Einstellung aus dem Getto der "Volksschädlinge" zu
normalen, ambitionierten, dem Ruf des "pursuit of happiness"
erlegenen US-Amerikanern erhebt. Nicht auszudenken, wenn er
Huntingtin zu ende gedacht auf Deutschland anwendete. Die
gescheiterte Integrationspolitik der letzten 40 Jahre auf die
SChultern der 68er und dem Werte schleichend zerstörenden
Dekonstruktivismus zu legen ist sowieso albern. Sieht jemand in Kohl
einen Steineschmeißer? Oder gar neuen Foucault? Der Hass von Maresch
auf die von ihm schemenhaft definierte "Linke", sein Rückgriff auf
Nazi-Vordenker Carl Schmitt (wie wars nochmal nachm "Röhm-Putsch" als
Jura-Prof an der Humboldt-Uni, politische Morde als "höchste Form
administrativer Justiz"?), beide enttarnen Maresch als im besten
Falle konservativ engstirnig.

Seine Auslassungen

"So vielfältig dieser akademische Teil Amerikas auch ist, vor allem,
wenn es um die sexuelle Orientierung der "Stammesmitglieder" in
diesen Gemeinschaften geht, so uniform, moralisch rigide und
totalitär reagiert er, wenn jemand eine politische Meinung kundtut,
die der Mehrheit missfällt oder von ihr abweicht."

lassen Schlimmeres befürchten. "Sexuelle Orientierung der
Stammesmitglieder"? Also hetero, schwul, lesbisch. Ihr seid schwul,
hetero und lesbisch, also ist es schlimmer, wenn ihr "uniform,
moralisch rigide und totalitär reagiert" auf eine von Maresch nicht
näher definierte, also wie auch immer geformte, politische Meinung.
Um populistisch zu schreiben: Carl Schmitt war ein scharfer Denker.
Und ein konservativer Nazi. Wenn mir einer in ner Diskussion mit
Schmitt kommt und nicht auf dessen politisches Umfeld hinweist (und
eventuelle Unwissende im Publikum im Unklaren über ewaige
Implikationen seiner Theorien lässt), dann werde ich moralisch
rigide. Wer politische Morde rechtfertigt, ist ein geistiger
Brandstifter. Theo van Gogh war ebenfalls ein populistischer
Brandstifter. Sein Mörder ist ein Opfer politischer Brandstifter, und
der Auslöser für Synago...ich meine Moscheen. Reichspogromnacht auf
niederländisch? Und wenn Maresch so weiter macht, kann er auch einer
werden, ein Brandstifter.

Muss ich auf das Antisemitische im Ritualmord-Verdacht hinweisen?
"Ritualmord" und "Jude" habe auch eine lange enggeschmiedete
Beziehung. Es war ein Mord, aber kein Ritualmord (einer Van
Gogh´schen Filmszene nachgestellt). Van Gogh fabulierte in seinen
Filmen unter anderem auch über Ritualmorde von Arabern an Christen.
So schließt sich der Kreis. Ein Fanatiker wird von einem anderen
umgebracht. Und das ist der "Weckruf" der die Linken überall zu einer
180Grad Wende in die Arme der Wahrheit, d.h. Maresch/Huntington,
treibt. Schade. Knapp an der Realität vorbei, Maresch, könnte ich
sagen.

Um den Diskurs wieder zu öffnen:
Man kann Kosmopolit sein und trotzdem Laizist (wenn, dann staatlich
kontrollierten Religionsunterricht befürworten)! Man kann als Linker
für verpflichtende Sprachkurse für Einwanderer sein ("ethnische oder
kulturelle Partikularismen" achten und doch eine Integration zum
Wohle des Ganzen erhoffen)! Man kann den Dekonstruktivismus verehren
und trotzdem in 700k Geburten auf 850k Sterbefällen ein
gesellschaftliches Problem erkennen, das sich schwer weg
philosophieren lässt!

Hier haben wir Probleme die sowohl Huntington als auch Maresch
erkannt haben. Nur mit Tatsachen einen un/de-konstruktiven Krieg der
Ideologien zu befeuern, der Lager entstehen und erstarren lässt; das
empfinde ich als große Dummheit! Man kann einfach keinen
rassistischen Diskurs entkoppeln, über eine andere Zeitepoche stülpen
und weiterschreien ohne die Konsequenzen zu bedenken. Das haben weder
Maresch noch Huntington verstanden.

(sorry, dass er so lang wurde, aber ich hab mich etwas aufgeregt...)
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