Ansicht umschalten
Avatar von bonnyscott
  • bonnyscott

mehr als 1000 Beiträge seit 21.06.2001

Re: Zwei Verständnisfehler

linuxbastler schrieb am 29.01.2022 12:23:

Also hast Du Dich nicht informiert. Was ist daran eine Frechheit, wenn Du Wahl hast, sie aber nicht nutzt? Ich kann den ÖR nicht abwählen oder (was ich bevorzugen würde) auf
das liefern von Informationen zurechtstutzen.

Nee.
Du hast das nicht zu Ende gedacht.
Wenn die ÖR für die läppischen 17€ undpaarzerquetschte im Monat mir 24/7/365 mit ARTE, 3SAT, Phoenix, ZDFInfo,Tagesschau24, und allem hintendran, die Erfüllung ihres Bildungs- und Informationsauftrags in einem Umfang bis zum Abwinken liefern, geht es mir doch glatt am Boppes vorbei, wenn die dann auch noch so was wie Achim Menzel und die "Randfichten", und ähnliches "Bespaßungsgeläpp" für die schlichteren Gemüter, im Sortiment haben.
Das schalte ich genau so wenig ein, wie den Dauerschwachsinn im kommerziellen Unterschichten-Berieselungs-Sektor.

Was Du übersiehst:
Diese letztgenannten Kommerz-Zecken kannst Du noch weniger "abwählen", wie den GEZ-Funk, auch wenn Du die "Dein Lebtag nicht" einschaltest!
Es sei denn, Du bist "150%-Selbstversorger", und erwirbst niemals irgendein Produkt, daß dort den "Programmablauf" alle paar Minuten mit seinem Werbegekreisch zerhackt.
Und ich schätze, auch ein "linuxbastler" hat z. B. schon mal irgendwelche Hardware von "Dull", "Hans-Peter" oder, "preisbewußter", von "Mädchen", etc. pp. erworben, und damit "unvermeidlich" die "Werbesteuer" abgedrückt, odr?
Oder auch "nur" Deinen Einkaufswagen durch einen "Littl", "Addi", "Brutto", oder "Weinrebe"-Markt geschoben, die Dich alle für Dein an der Kasse gelassenes "Scherflein" auf allen Kanälen mit ihrem Werbe-Gedöns bepflastern??
Geht mir, als "Linux-Profi", jedenfalls öfter so. B-)

Und Dein "Betteln-gehen-statt-Soziale-Sicherung"-Döntjes mag ja in "Stammesgruppen" < 5000 Teilnehmern noch "halbwegs funktionieren", sofern' s da noch eine "Spenden-freigiebige" Oberschicht gibt.

Das hat überhaupt nichts mit Oberschicht und auch nichts mit Betteln zu tun. Wenn Du in einer Gruppe lebst und diese wirklich zusammenhält, fühlt man sich verpflichtet gegenüber anderen in der Gruppe, denen es schlechter geht. Es ist eine Versicherung, bei der es keine Anonymität gibt - und kein Kleingedrucktes. Und ja: Es zwingt Dich, mit Deiner Umgebung zurechtzukommen, in der Nachbarschaft keine Kleinkriege zu führen und Dich evtl. auch lokal zu engagieren. Das halte ich nicht für so negativ.

Das muß nicht "negativ" sein, aber das ist "vormodernes" Denken.
Das funktioniert nur in zahlenmäßig sehr überschaubaren Communities, mit gleichzeitig sehr starkem sozialen "Kontrolldruck".
Also "Siedlerdörfer", Sekten, "Clans", etc.
Und ja, ich bin in meiner deutschen Kleinstadt sozial und politisch engagiert, sogar mit Sitz im Gemeinderat, und, wie mein "Nick" schon andeutet, sogar "Clan-Mitglied" B-), und bin "Gottfroh", daß wir hier "noch weitgehend" sozialstaatliche Strukturen haben, statt solchem "Klüngel"!

Wenn Du mal "live" sehen willst, wie so was aber "richtig Scheiße" läuft, guck' Dich mal im längst verarmten "Rust"- u./o. "Bible"-Belt der US of "Am Arsch" um.

Versteckt in diesem zivilisiert formulierten Satz befindet sich die Idee, das es ein Recht darauf gibt, dort, wo man gerade lebt Arbeit zu finden bzw. eine Ersatzleistung zu bekommen. Wenn eine Region wirtschaftlich nicht mehr funktioniert, dann ist es aber durchaus eine Option, woanders hinzuziehen. Alles andere ist einfach nicht nachhaltig.
Was ist die Alternative? Mit Steuermitteln solche Regionen künstlich am Leben erhalten?

O-ooh....
Jetzt gehst Du aber argumentativ auf "verdammt dünnes Eis"!...
Die paar "letzten Hungerleider" aus Ostbrandenburg und dem Erzgebirge kann man ja "mit der Begründung" wohl noch in 'nem Amazon-Verteilzentrum, und die "helleren" sogar bei "Tesla" weiter westlich "in Arbeit bringen".
Dir ist aber schon klar, daß ungefähr jeder zweite Unter-30-jährige in Nord- und West-Afrika, Teilen des (mittleren) Ostens, und "ziemlich gesamt"-Mittelamerika sich mit genau diesem Gedankengang befasst?
Wie "liberal" und "staatsschlank" magst Du denn diesbezüglich die "zulässige Wanderreichweite" definieren?
Und wenn Du dann so einen "Millionen-Migranten-Schmelztiegel", wie das New York, Chikago, London, oder auch Ruhrgebiet oder Berlin des (wieder!) 19. Jahrhunderts hast, wie willst Du da mit Deiner erträumten "sozialen Dorfidylle" klarkommen?

Es war nicht zufällig ein US-Multimillionär des 19.(!) Jahrhunderts, der das Bonmot prägte: "Ich zahle gerne Steuern, denn nur davon bekomme ich Zivilisation zurück!"

Zivilisation entsteht nicht aus der Gnade des Staates heraus sondern dadurch, dass sich die einzelnen Menschen zivilisiert verhalten.

Hmm, sorry, aber da sehe ich "zwei Verständnisfehler" bei Dir!
"Der Staat" ist kein "gnädiger Oberpapa", oder sowas, sondern das sind wir alle!
Jedenfalls seit der Aufklärung, und der Durchsetzung der parlamentarischen Demokratien, ist "der Staat" schlicht eine "abstrakte Selbstorganisation" seiner Bürger.
"Abstrakt" deshalb, weil "spätestens ab der zehnten Million" Bürgern eine "gestaffelte Verwaltungsstruktur" unabdingbar ist.
Und auch die "Abweichungen" der einzelnen vom "zivilisierten Verhalten" nicht mehr durch "Klassenkeile" korrigiert werden, sondern durch "gesetztes Recht".
Kannst Du da "mitgehen"? :-)

Bewerten
- +
Ansicht umschalten