Gotan schrieb am 11. August 2003 2:47
> Die Politiker selber sind es doch, die die Politik zum
> Kasperltheater haben verkommen lassen.
Reiz-Reaktion. Ein Politiker redet oberflächlichen Müll umso
häufiger, je mehr der bei 'den Massen' ankommt.
> Wenn aber eh alles nur noch Schauspielerei und Getue ist, dann ist wenig
> erstaunlich, dass Schauspielern den Politikern den Rang
> ablaufen
Vielleicht sollte man den Begriff 'Politiker' nicht auf die
begrenzen, die seit Studientagen zielstrebig ein Mandat anstreben,
deren einzig ausgeübter Beruf eben der des Politikers ist.
Schauspieler, oder Friseusen oder Mechaniker oder oder - warum sollen
das keine Politiker sein?
> denn sich medienwirksam praesentieren koennen
> die eh besser, und mit politischer Kompetenz kann offenbar
> niemand mehr ueberzeugen, nachdem das Volk bisher jedesmal
> nur von neuem enttaeuscht wurde.
Hat 'das Volk' denn die Kompetenz, politische Kompetenz zu erkennen?
Möchte 'das Volk' nicht viel lieber, dass man ihm etwas vormacht?
> Und Schwarzenegger vorzuwerfen er habe kein politisches
> Programm, das muss ja ins Leere laufen, Programme und
> Wahlversprechen sind eh nur zu leerem Gerede verkommen.
Es gab eine Zeit, in der Parteien Programme ernst nahmen. Aber das
hat nicht viele interessiert, was will man mit Programmen, man will
Taten sehen. Wer liest denn Parteiprogramme (ausser mir :)? Und warum
den Politikern einen Vorwurf daraus machen, dass sie auf das
Verhalten 'der Masse' entsprechend reagieren?
> Die Politiker haben sich das selbst eingebrockt
Wir, 'das Volk', haben kräftig mitgeholfen.
> und statt das nun einzusehen, und mal mit ernsthafter Politik
> gegenzuhalten wird das Medienspektakel nur noch wilder
> indem schon vor der Wahl mit der Abwahlkampagne gedroht
> wird.
Ja, das ist grotesk. Meint einer, 85jährige müssten keine teuren OPs
auf Gemeinschaftskosten bekommen. Sagt der andere: das bedeutet
Krieg, Generationenkrieg. Aha. Man kennt das: USA im Irak ->
Faschisten, Welteroberung. Abschiebungen -> Drittes Reich, Folter.
Kürzungen von Sozialleistungen -> Zerschlagung des Sozialstaats.
Es muß eben immer die ganz große Katastrophe *behauptet* werden,
sonst glaubt man kein Gehör zu finden (und hat möglicher- und
dummerweise auch noch recht damit). Die Erfindung des
Nonsens-Begriffs 'Super-GAU' demonstriert den Mechanismus sehr schön.
> Das wird aber nichts nutzen, sondern eher dazu fuehren,
> dass die Leute sich sagen "jetzt erst recht" und als
> naechsten Mickey Mouse waehlen.
Sitzt die nicht bereits in Berlin?
> Die Politiker demokratischer Staaten sollten mal wieder
> realisieren, dass es letztlich doch der Waehler ist, der
> ihnen die Macht verleiht, und dass es irgendwann auch der
> Duemmste merkt, wenn er staendig verarscht wird.
Nun, das wissen die Politiker doch, und deshalb glauben sie sich so
verhalten zu müssen, wie sie sich verhalten. Der von mir überhaupt
nicht geschätzte Herr Lafontaine hat seinerzeit diese bestimmte
Erfahrung gemacht, die kein vom Wählerwillen abhängiger Politiker
machen möchte - er hat vor den immensen Kosten der Einheit gewarnt,
hören wollte es keiner, und das Wahlergebnis strafte ihn ab (wobei
das in diesem Fall damit zusammenhängen könnte, dass Herr L. aus S.
gegen die Befreiung der Menschen in der DDR war, was trotz seiner
berechtigten Warnungen nicht so gut ankam).
In den demokratischen Ländern des Westens im allgemeinen, in
Deutschland im besonderen, sollte 'das Volk' irgendwann erkennen,
dass es 'das Volk' nicht gibt, sondern eine große Anzahl Einzelner,
mit oft sehr unterschiedlich definierten, aber gleichermaßen
berechtigten Interessen, die alle bedient werden wollen, und seien
sie noch so widersprüchlich.
Zwangsläufig und unvermeidbar führt dieser Umstand dazu, dass sich
immer eine signifikante Menge von Menschen 'verarscht' fühlt.
> Die Politiker selber sind es doch, die die Politik zum
> Kasperltheater haben verkommen lassen.
Reiz-Reaktion. Ein Politiker redet oberflächlichen Müll umso
häufiger, je mehr der bei 'den Massen' ankommt.
> Wenn aber eh alles nur noch Schauspielerei und Getue ist, dann ist wenig
> erstaunlich, dass Schauspielern den Politikern den Rang
> ablaufen
Vielleicht sollte man den Begriff 'Politiker' nicht auf die
begrenzen, die seit Studientagen zielstrebig ein Mandat anstreben,
deren einzig ausgeübter Beruf eben der des Politikers ist.
Schauspieler, oder Friseusen oder Mechaniker oder oder - warum sollen
das keine Politiker sein?
> denn sich medienwirksam praesentieren koennen
> die eh besser, und mit politischer Kompetenz kann offenbar
> niemand mehr ueberzeugen, nachdem das Volk bisher jedesmal
> nur von neuem enttaeuscht wurde.
Hat 'das Volk' denn die Kompetenz, politische Kompetenz zu erkennen?
Möchte 'das Volk' nicht viel lieber, dass man ihm etwas vormacht?
> Und Schwarzenegger vorzuwerfen er habe kein politisches
> Programm, das muss ja ins Leere laufen, Programme und
> Wahlversprechen sind eh nur zu leerem Gerede verkommen.
Es gab eine Zeit, in der Parteien Programme ernst nahmen. Aber das
hat nicht viele interessiert, was will man mit Programmen, man will
Taten sehen. Wer liest denn Parteiprogramme (ausser mir :)? Und warum
den Politikern einen Vorwurf daraus machen, dass sie auf das
Verhalten 'der Masse' entsprechend reagieren?
> Die Politiker haben sich das selbst eingebrockt
Wir, 'das Volk', haben kräftig mitgeholfen.
> und statt das nun einzusehen, und mal mit ernsthafter Politik
> gegenzuhalten wird das Medienspektakel nur noch wilder
> indem schon vor der Wahl mit der Abwahlkampagne gedroht
> wird.
Ja, das ist grotesk. Meint einer, 85jährige müssten keine teuren OPs
auf Gemeinschaftskosten bekommen. Sagt der andere: das bedeutet
Krieg, Generationenkrieg. Aha. Man kennt das: USA im Irak ->
Faschisten, Welteroberung. Abschiebungen -> Drittes Reich, Folter.
Kürzungen von Sozialleistungen -> Zerschlagung des Sozialstaats.
Es muß eben immer die ganz große Katastrophe *behauptet* werden,
sonst glaubt man kein Gehör zu finden (und hat möglicher- und
dummerweise auch noch recht damit). Die Erfindung des
Nonsens-Begriffs 'Super-GAU' demonstriert den Mechanismus sehr schön.
> Das wird aber nichts nutzen, sondern eher dazu fuehren,
> dass die Leute sich sagen "jetzt erst recht" und als
> naechsten Mickey Mouse waehlen.
Sitzt die nicht bereits in Berlin?
> Die Politiker demokratischer Staaten sollten mal wieder
> realisieren, dass es letztlich doch der Waehler ist, der
> ihnen die Macht verleiht, und dass es irgendwann auch der
> Duemmste merkt, wenn er staendig verarscht wird.
Nun, das wissen die Politiker doch, und deshalb glauben sie sich so
verhalten zu müssen, wie sie sich verhalten. Der von mir überhaupt
nicht geschätzte Herr Lafontaine hat seinerzeit diese bestimmte
Erfahrung gemacht, die kein vom Wählerwillen abhängiger Politiker
machen möchte - er hat vor den immensen Kosten der Einheit gewarnt,
hören wollte es keiner, und das Wahlergebnis strafte ihn ab (wobei
das in diesem Fall damit zusammenhängen könnte, dass Herr L. aus S.
gegen die Befreiung der Menschen in der DDR war, was trotz seiner
berechtigten Warnungen nicht so gut ankam).
In den demokratischen Ländern des Westens im allgemeinen, in
Deutschland im besonderen, sollte 'das Volk' irgendwann erkennen,
dass es 'das Volk' nicht gibt, sondern eine große Anzahl Einzelner,
mit oft sehr unterschiedlich definierten, aber gleichermaßen
berechtigten Interessen, die alle bedient werden wollen, und seien
sie noch so widersprüchlich.
Zwangsläufig und unvermeidbar führt dieser Umstand dazu, dass sich
immer eine signifikante Menge von Menschen 'verarscht' fühlt.