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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Bürger

Der Hinweis auf Schelers Kapitalismuskritik könnte durchaus fruchtbar sein, aber nicht lange und der Autor lässt sich forttragen von seinen Lesefrüchten, pflückt da, pflückt dort - die Literaturliste ist für einen solch kurzen Text beachtlich lang -, um schliesslich in ein larmoyantes Beklagen des von kapitalistischer Systemsäure aufgelösten Ichs, Individuums, zu verfallen, Musils monumentales Romanfragment dabei als Gegenwartsbeschreibung benutzend, Schelers Ideen sind da längst im Hintergrund verblasst.

Das Ich ist lädiert, schlimm schlimm - viel mehr resultiert nicht. Noch am wesentlichsten der auf Scheler zurückgehende Hinweis auf die 'Zählbar-' oder Kommensurabel-Machen von allem als hervorstechende Eigenschaft bürgerlicher Weltzurichtung. Da könnte man weiterbohren, es weniger an der Achse Quantität - Qualität, als an derjenigen von Form und Inhalt aufhängen. Bürgerlichkeit als Verabsolutierung der Form und Verneinung, kompletter Vernachlässigung des Inhalts.
Überhaupt sich nicht bloss am ökonomischen Konzept, sondern an seinen 'Erfindern' - wenn man so will - der Lebensrealität des Bürgers abarbeiten, am Begriff des Bürgerlichen selbst.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.03.2021 02:19).

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