Der Autor betreibt nach der Niederlage erst mal Selbstvergewisserung. Im Denksystem bleibt alles an seinem Platz. Das ist die linke Position. Den Krieg finanzieren die Bösewichter und mit den Menschenrechten wurde es deswegen nichts, weil man es nicht so ernst damit meinte. Darum muss jetzt mehr nach Afghanistan investiert werden und die Umerziehung der Leute findet jetzt auf deutschem Boden statt, wo den Afghanen die menschliche Lebensweise antrainiert wird, weils in Afghanistan nicht geklappt hat mit Frauenrechten, individueller Selbstverwirklichung und der Freiheit, die patriarchalischen Autoritäten und ihre vom religiösen Aberglauben durchtränkten Sitten- und die Clangesetze vom Sockel zu stoßen.
Und natürlich muss der Kapitalismus abgeschafft werden und dies und das in der Industrieproduktion mit dem Raubbau an den Ressourcen beendet werden und alle Menschen werden Brüder - Friede, Freude Eierkuchen. Dumm nur, dass einem stets die Realität dabei im Wege steht.
Aus Niederlagen lernen die Menschen erst mal nichts, sie lernen an Erfolgen und reiten auf der Erfolgsschiene, bis der Erfolg sich totgelaufen hat. Auch die Herrschenden lernen nichts dazu, solange sie fest im Sattel sitzen. Eine Niederlage wird erst zur Kenntnis genommen, wenn der Feind dir die Pistole an die Schläfe hält. Dann heißt es "Sein oder Nichtsein" oder Unterwerfung. Bis es so weit ist, gibt es nur das "Weiter so".
Die Niederlage in Afghanistan war also viel zu klein, um die eigene Existenz umgestürzt zu sehen. Das gilt auch für die Bevölkerung, die immer gegen den Einmarsch in Afghanistan war, aber eine Abwahl der Verantwortlichen, die da im Schlamassel sitzen blieben, war es ihnen auch nicht wert. Zu sehr hat sich die Bevölkerung in unserer merkwürdigen Parteiendemokratie daran gewöhnt, dass sie von den wichtigen Sachentscheidungen sorgfältig ausgeschlossen wird. Sie darf sich einbilden, dass sie zwischen Baerbock, Scholz und Lusche wählen kann, als würde die wirkliche Machtverteilung in der Regierung nicht im Intrigenspiel der Parteioberen in Hinterzimmerkonferenzen ausbaldowert werden. Nach der Wahl wieder 4 Jahre Narrenfreiheit für Regierung und Parlament. Aber lassen wir das!
Die grundsätzlichen Fragen, die unser Denken in der Niederlage betreffen, wurden nicht mal angerissen.
Warum sind die Kommunisten und der Westen auf gleiche Art mit ihren Menschenrechten in Afghanistan gescheitert? Individualrechte, Glaubensfreiheit, Frauenrechte und die Abwendung vom partiarchalischen Clandenken wollten die Kommunisten ja auch, bis sie von den Mudschaheddin vertrieben wurden, die sich aus dem Westen finanziert hatten. Hatten die Kommunisten es auch nicht ernst genug gemeint?
Oder sind die Menschenrechte selbst der Irrtum gewesen, wie die Islamisten sagen oder sind es die falschen Menschenrechte gewesen, wie man in China und Singapur sagt?
Und wer hat die Taliban finanziert, dass sie siegen konnten? Oder führen die mit Luft und Liebe ihren Krieg, indem sie in jeder Generation neue kleine Krieger bumsen, die dann mit Steinschleudern schießen. Selbst in dieser Frage wird die Antwort wohlweislich vermieden, es könnten ja die eigenen Verbündeten in Saudi-Arabien, Katar und Pakistan die Verräter gewesen sein.^^ Und was steckt hinter dem Verrat für ein mächtiger Geist? Ist es derselbe, der die Dschihadisten weltweit wie Pilze aus dem Boden wachsen lässt, wie der Faschismus seinerzeit die Industrieländer als Volksbewegung übermannte?