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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Peter Wahl hat nichts begriffen

Wie wir aus jahrzehntelanger Erfahrung in der Entwicklungspolitik wissen, lassen sich gesellschaftliche Verhältnisse, die über Jahrhunderte in den Tiefenschichten traditionaler Gesellschaften verwurzelt sind, nicht so ohne weiteres von oben umstürzen.

Da hatte unser Held kurz den Stein der Weisen in der Hand, aber legte diesen völlig verblendet achtlos beiseite.

Für die 66 Staaten mit einer "Sehr hohe menschliche Entwicklung" gilt:
Davon sind 40 Staaten entweder in Europa oder durch Europäer geprägt.

Staaten, die sich radikal der westlichen Kultur zugewendet haben:
Taiwan (als Ersatz für die Provinz Hongkong), Japan und Südkorea.

Staaten, die sehr reich an Rohstoffen sind:
VAR, Saudi Arabien, Bahrain, Katar, Brunei,Kasachstan, Oman, Malaysia und Kuweit.

Bleiben:
Singapur, Mauritius und Palau (bis 1994 abhängig von den USA)

Staaten, die in den Fängen unserer Fütter- und Entwicklungshilfeindustrie gelandet waren, findet man hauptsächlich in der Kategorie "Geringe menschliche Entwicklung"
Und das, obwohl man schon seit über 60 Jahren, also dort ein Menschenleben, in den Ländern Entwicklungshilfe betreibt. Teilweise sind die Länder auch sehr reich an Bodenschätzen.

Allein in der Zeit des Nato-Krieges sind 240.000 Tote zu beklagen, 98 Prozent auf afghanischer Seite. Darunter 48.000 Zivilisten.

Albernes Geschwafel.Dort haben hauptsächlich die Taliban die dortigen Sicherheitskräfte, also auch die ganz banale Polizei, mit Attentaten, Überfällen und Sprengfallen "verwöhnt".

Das Land am Hindukusch war seit 40 Jahren permanent im Kriegszustand

Das Land war praktisch seit dem Sturz der Monarchie vor fast 50 Jahren äußerst unruhig. Schon der Vater des letzten König wurde 1929 kurzzeitig vom Sohn eines Wasserträgers gestürzt, weil besagter Vater sein Land modernisieren wollte.
Auch sollte man sich von der fixen Idee verabschieden, bei solchen Staaten in unseren Kategorien von Krieg und Frieden zu denken. Dort herrschte immer ein gerüttelt Maß an Gewalt zwischen den Volksgruppen und Stämmen.
Die Zeit unter den UN-Mandaten waren sogar verhätnismäßig ruhig und friedlich.
Wer sich da von den Hauptanschlagzielen, wie der Straße zum Flughafen, fernhielt, der hatte als einfach Privatperson damals nicht viel zu befürchten.

Aber das wird sich ja jetzt mit Sicherheit wieder ändern.

Dementsprechend desaströs sieht auch die Bilanz der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Afghanistans aus. Der Krieg hat Entwicklungsanstrengungen massiv blockiert. Das Land blieb auch unter westlicher Besatzung eines der ärmsten Länder der Welt.

Wieder einmal in einer alternativen Realität unterwegs?
Also die Hilfeindustrie ist seit dem Abzug der UdSSR dort tätig.
Bei dem 20 Jährigen UN-Einsatz wurden viele Milliarden Dollar in das Land gepumpt und dort eine Infrastruktur aufgebaut.
Seit 1979 hatte Afghanistan 15.5 Millionen Einwohner. So schon das Maximum dessen, was dessen Agrar-Wirtschaft ernähren konnte. Heute sind es 40 Mio.
Da ist das liebe Geld gebleiben. Das Gros sind dabei immernoch Analphabeten, die gerade einmal eine Waffe bedienen können.

Im Ranking der menschlichen Entwicklung der UNO ist es seit 2014 sogar um fünf Plätze abgerutscht und lag 2019 auf Platz 169 (von 189). Auch das Pro-Kopf-Einkommen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken.

Klar, denn mit dem Abzug der ISAF-Truppen ging auch die Arbeits- und Futterquelle.
Die 3 Hanseln, die zuletzt noch dort waren, brachten kaum noch Knete mit.

Schon 2005 war klar, dass Afghanistan ein toter Gaul ist, den eine Entwicklung fand beim "Nationbuilding" nicht mehr statt.
Es waren nicht die Amis, sondern wir, die dieses "Nationbuilding" haben wollten.
Die Hilfeindustrie war zwar schon damals unter den Taliban drin, aber die Wilden waren einfach lebensgefährlich und unberechenbar. Auch damals war die einzige Entwicklung die steigende Bevölkerungszahl.

Die Afghanen haben sich dabei sogar rational verhalten.
Durch das kostenlose Futter und die gut bezahlten Jobs als "Ortskräfte" ermöglichte ihnen, kräftig in die Fertilität zu investieren, denn eine große Familie und Stamm sind dort Macht und Prestige.

Nun sind die Weihnachtsmänner dort einfach abgehauen.
Aber keine Sorge, unser Held Wahl will dort gerne noch viel mehr Geld reinwerfen.
Gerne auch kriechend und winselnd vor den Taliban, die unsere Kultur und Grundlage für deren Reichtum und Nahrung ablehnen.

Schließlich muss unsere Hilfeindustrie kräftig geölt werden.
Gerne bringen wir den Afghanen noch 100-Mal die Sache mit der Angel bei.
Vielleicht hören die dann ja auch auf, dort mit Sprengstoff zu fischen.
Wird aber schwer, denn die Sache mit dem Sprengstoff ist ja so bequem.

Wir brauchen den Mut eines Willy Brandt und die Klugheit eines Egon Bahr für eine neue Entspannungspolitik.

Also der Willy und der Egon würden sich bei dem Sermon nurnoch an den Kopf fassen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.09.2021 12:54).

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