Es gibt doch kaum noch echten Journalismus...

... also keinen, der großen Wert darauf legt ein möglichst unparteiischer Beobachter der Weltgeschichte zu sein, immer dabei alle Seiten zu betrachten und deren Argumente und Handlungen für die Rezipienten verständlich aufzubereiten. Wobei das Hauptaugenmerk dann darauf gerichtet ist den Zuhörer/Zuschauer so zu informieren, dass dieser sich selbst eine Meinung bilden kann.

Stattdessen sind mittlerweile die allermeisten Nachrichtensendungen in einem Format, das man vor z.B. noch 15 Jahren eindeutig als Kommentar gekennzeichnet hätte. Die Medienmacher verstehen sich oft nicht mehr wirklich als Berichterstatter - sie verstehen sich als Meinungsmacher und Agitatoren. Was dann auch durchaus mal dazu führen kann, dass man in einer Dokumentation über die urzeitliche Geschichte der Erde, die sich eigentlich nur um die Zeit der Dinos und der ersten Mehrzeller auf diesem Planeten dreht, auch mal mühsam und mit dem Vorschlaghammer ein paar Szenen über die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung in Amerika durch weiße Europäer hinein zimmert, damit man den Zuschauern noch einbläuen kann wie schlecht und böse die weißen Europäer waren. Und natürlich darf der Archäologie-Prof nur ein oder zwei Sätze sagen, das meiste erklären dann die studentischen Hilfskräftinnen und Studierendinnen. Aber bitte immer in einzelnen, kurzen Sätzen. Und mit der Betonung auf die Tatsache, dass eine Frau bei der Ausgrabung der Dinoknochen auch dabei war. Damit man nicht nur viele einzelne Stundentierintennen zeigen kann, sonder um den Zuschauer offensichtlich nicht zu überfordern. Nicht dass der noch das eigenständige Denken anfängt.

Und genau in dem Stil laufen dann auch leider die Berichterstattung über tagesaktuelle Ereignisse auf n-tv, bei heute, bei der tagesschau, bei Welt etc. Nicht nur dass die Themenwahl und die Befragung von irgendwelchen "Zivilisten" doch recht einseitig ist - und dass eine Berichterstattung über die Gegenseite im Prinzip nicht statt findet. Die Medien bemühen sich auch immer sehr "Flagge zu zeigen" für das Gute und Richtige. Und wenn dann doch mal Fragen kommen, wenn doch mal Kritik kommt - dann wird die gleich niedergebügelt. Zum Beispiel hieß es in den Medien immer, dass die Geschichte von den Nazis in der Ukraine nur ein "russisches Propagandamärchen" wäre - selbst als das ZDF 2014 Bilder vom Battallion Asow gezeigt hatte, das mit SS-Runen und Hakenkreuzen am Gefechtshelm und mit einer schwarzen Sonne auf der Uniform marschiert ist. Wobei das da auch noch massiv verharmlost wurde im Beitrag, kein Wort wurde über die offen antisemitische Neonazigensinnung verloren, stattdessen einfach nur: "kämpfen viele Freiwilligen-Battallione für die Regierung". Nicht mal ein Wort über die Zweifelhafte Gesinnung dort.
Das war 2014.
Und heute? Heute ist natürlich wieder jeder, der so was offen in den Medien an spricht auf der "potentiellen Feindseite" und wird dann auch vom Kommentator oder vom Moderator der Talkshow entsprechend abgekanzelt. Was wir und unsere Verbündeten machen ist GUT! - war anders denkt ist BÖSE! "Either you are with us - or you are a terrorist!" Hat schon der gute alte George W Bush von sich gegeben als er den Krieg gegen den Irak den Terrorismus gestartet hat.

Und in genau so einer "BÖSE -GUT" Mentalität befindet sich der Journlismus wieder derzeit. Vorbei die Zeiten als man die eigene Regierung noch kritisch hinterfragt hat, Vorbei die Zeiten als der Spiegel noch das "Sturmgeschütz der Demokratie" war - heute ist er, genau wie das ÖR Fernsehen und große Teile der Privatmedien eher das "Sturmgeschütz der Regierung". Was auch mit daran liegen mag, dass z.B. die Pressesprecher der Regierung nicht selten aus genau diesen Medienschaffenden bei den ÖR und bei den Privaten rekrutiert werden. Und dass auch einige öffentliche Medien wie z.B. "Welt" oder "taz" dann doch bisschen "Parteinah" sind unter dem Strich.

Wenn du dich heute wirklich unabhängig informieren willst über die deutsche Politik, dann musst du leider französische oder englische Nachrichten schauen... die BBC schafft es da etwa auch mal Fragen zu stellen oder Anmerkungen zu bringen, wo einfach Fragen gestellt gehören und wo eine Anmerkung gemacht werden muss. Etwas. das die deutschen Medien kaum noch können. Hier gilt es mittlerweile vor allem die richtige Gesinnung nach außen zu tragen.

Und für die Merkbefreiten, die jetzt schon anfangen wollen ihre "Russenpropaganda-Tirade" in die Tasten zu hauen:
Nein, Russland ist kein freies Land und ja, es gibt noch weniger freie Medien in Russland.. und ich streite hier auch kein bisschen ab, dass Russland da einen furchtbaren Angriffskrieg und Überfall auf die Ukraine gemacht hat.
Ich wäre aber dennoch sehr gerne OHNE STÄNDIGE PROPAGANDA der eigenen Seite informiert. Es ist einfach nur noch lächerlich, wenn sich "Experten" in den 20 Uhr Nachrichten darüber auslassen wie schwach doch Russland ist, wie dumm und dämlich doch Putin sein muss und wie schnell doch die Ukraine diesen Krieg nun ganz sicher gewinnen wird, weil die Ukraine diesen Krieg einfach gewinnen muss.
Auch wenn komischerweise den meisten andern Medien weltweit eben eher klar ist, dass dieser Bürgerkrieg in der Ukraine seit 2014, der dann durch Russland zu einem internationalen Krieg wurde, eben überhaupt nicht "schnell beendet" sein wird. Und dass da wohl noch zig tausend Menschen ihr Leben und hunderttausende ihre körperliche und seelische Gesundheit auf der Strecke lassen werden, wenn da nicht in absehbarer Zeit eine Lösung gefunden wird.

Aber solche Stimmen werden hierzulande kaum noch erwähnt. Da erzählt man von den Ostermärschen lieber, dass sich die Aufrufer nicht mal einer Meinung sein sollen, dass die sich irgendwie spalten, dass es da auch einen Nazi-Aufmarsch gibt anlässlich des Ostermarsches, dass da ganz viele Pro-Ukrainische Demonstranten waren, die mehr Waffen für die Ukraine fordern.. usw. Nur eben nichts wirklich inhaltliches zu den Ostermärschen selbst oder den Forderungen und Meinungen, die dort geäußert wurden. Aber eine Handvoll Nazis, die waren da auch irgendwie dabei..