Ich versuche gerade, den Hergang zu rekonstruieren:
1. Die irakischen Behörden haben den Eindruck erweckt, dass Bagdad
verteidigt würde. Am Stadtrand und vor allem am Flugplatz kam es zu
heftigen Kämpfen.
2. In der Folge verschwanden die Verteidiger. Es ist nach wie vor
unklar, wohin. Die Amerikaner unternahmen Vorstösse nach Bagdad, aber
IIRC wurde immer betont, dass dies noch nicht der eigentliche Angriff
sei.
3. Plötzlich stellten die Amerikaner fest, dass Bagdad gar nicht
wirklich verteidigt wurde. Es gab nur vereinzelt Widerstand. Nix
Häuserkampf nach Art von Stalingrad, Berlin oder Grosny.
4. Die Amerikaner zogen mit ihren immer noch viel zu schwachen
Truppen in Bagdad ein. Die irakische Armee war weg, auch die Poizei
war verschwunden.
5. Die Amerikaner konnten das Stadtgebiet nicht sichern. Die Polizei
war futsch. Bagdads Kriminelle und der Rest der Bevölkerung bemerkten
rasch, dass sie Narrenfreiheit hatten, und fingen an zu plündern.
Meiner Ansicht nach trägt die Schuld primär die irakische Regierung.
Sie hat ein Machtvakkum erzeugt, das die Amerikaner nicht rasch
füllen konnten. Es kann auch sein, dass die Regierung kämpfen wollte,
aber die Armee sich auflöste. Jedenfalls wäre es falsch, den
Amerikanern die Schuld an den Plünderungen zu geben. Sie dürften
wirklich von dem "Sieg" überrascht gewesen sein.
Ich weiss einiges über Geschichte, aber ein solcher Fall hat
Seltenheitswert. Es ist schon vorgekommen, dass Städte zu "offenen
Städten" ernklärt wurden (wie Rom im 2. WK), aber dass eine Regierung
und ihre Armee und Polizei sich davonstehlen und eine riesige Stadt
einer viel zu kleinen Vorausabteilung überlassen ist mir neu.
Nach dem Kriegsrecht ist die Besatzungsmacht zur Aufrechterhaltung
der öffentlichen Ordnung verpflichtet, aber nirgendwo im Kriegsrecht
steht, dass die zivilen Behörden (Polizei, Rettung, Feuerwehr, etc.)
den Dienst verweigern dürfen. Das Kriegsrecht geht nicht davon aus,
dass eine Besatzungsmacht über Nacht die gesamte zivile Infrastruktur
ersetzen kann - im Gegenteil. Als die Deutschen in Frankreich
einmarschierten, mussten sie den französischen Beamtenapparat
übernehmen (samt allen Maquis-Informanten!). Als die Aliierten
Deutschland eroberten, mussten sie auch tausende NS-Beamte
übernehmen. Selbst, wenn sie es gewollt hätten, wäre es nicht möglich
gewesen, alle zu ersetzen.
1. Die irakischen Behörden haben den Eindruck erweckt, dass Bagdad
verteidigt würde. Am Stadtrand und vor allem am Flugplatz kam es zu
heftigen Kämpfen.
2. In der Folge verschwanden die Verteidiger. Es ist nach wie vor
unklar, wohin. Die Amerikaner unternahmen Vorstösse nach Bagdad, aber
IIRC wurde immer betont, dass dies noch nicht der eigentliche Angriff
sei.
3. Plötzlich stellten die Amerikaner fest, dass Bagdad gar nicht
wirklich verteidigt wurde. Es gab nur vereinzelt Widerstand. Nix
Häuserkampf nach Art von Stalingrad, Berlin oder Grosny.
4. Die Amerikaner zogen mit ihren immer noch viel zu schwachen
Truppen in Bagdad ein. Die irakische Armee war weg, auch die Poizei
war verschwunden.
5. Die Amerikaner konnten das Stadtgebiet nicht sichern. Die Polizei
war futsch. Bagdads Kriminelle und der Rest der Bevölkerung bemerkten
rasch, dass sie Narrenfreiheit hatten, und fingen an zu plündern.
Meiner Ansicht nach trägt die Schuld primär die irakische Regierung.
Sie hat ein Machtvakkum erzeugt, das die Amerikaner nicht rasch
füllen konnten. Es kann auch sein, dass die Regierung kämpfen wollte,
aber die Armee sich auflöste. Jedenfalls wäre es falsch, den
Amerikanern die Schuld an den Plünderungen zu geben. Sie dürften
wirklich von dem "Sieg" überrascht gewesen sein.
Ich weiss einiges über Geschichte, aber ein solcher Fall hat
Seltenheitswert. Es ist schon vorgekommen, dass Städte zu "offenen
Städten" ernklärt wurden (wie Rom im 2. WK), aber dass eine Regierung
und ihre Armee und Polizei sich davonstehlen und eine riesige Stadt
einer viel zu kleinen Vorausabteilung überlassen ist mir neu.
Nach dem Kriegsrecht ist die Besatzungsmacht zur Aufrechterhaltung
der öffentlichen Ordnung verpflichtet, aber nirgendwo im Kriegsrecht
steht, dass die zivilen Behörden (Polizei, Rettung, Feuerwehr, etc.)
den Dienst verweigern dürfen. Das Kriegsrecht geht nicht davon aus,
dass eine Besatzungsmacht über Nacht die gesamte zivile Infrastruktur
ersetzen kann - im Gegenteil. Als die Deutschen in Frankreich
einmarschierten, mussten sie den französischen Beamtenapparat
übernehmen (samt allen Maquis-Informanten!). Als die Aliierten
Deutschland eroberten, mussten sie auch tausende NS-Beamte
übernehmen. Selbst, wenn sie es gewollt hätten, wäre es nicht möglich
gewesen, alle zu ersetzen.