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  • Adrian_E

mehr als 1000 Beiträge seit 27.11.2016

Die sich anbahnende Katastrophe in Schweden

Aktuell gehört Schweden noch nicht zu den Ländern mit der größten Anzahl von COVID-19-Toten im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße.

In der Schweiz (Nachbarland von Italien und wahrscheinlich viele Infizierte aus Ischgl) ist im Moment die kumulative Zahl Todesopfern noch größer als in Schweden.

Aber was man (z.B. auf https://www.worldometers.info/coronavirus/#countries) sieht, ist, dass
- in den letzten Tagen die Zahl der Toten in Schweden meistens höher als in der Schweiz
- die Zahl der Personen in einem kritischen Zustand in Schweden größer ist als in der Schweiz

Die Zahl der bestätigten Infektionen in Schweden hat sehr wenig Aussagekraft, da kaum getestet wird (Tests nur bei hospitalisierten Personen).

Mit anderen Worten, es deutet alles darauf hin, dass wir in Schweden den Anfang eines sehr steilen Anstieg sehen.

Großbritannien und die Niederlande hatten schon viel schwächere Anzeichen auf eine Beschleunigung und eine bevorstehende Überlastung der Gesundheitssysteme dazu geführt, dass man von der verheerenden Idee, dass man einfach zulassen solle, dass sich das Virus ausbreitet, abgekommen ist.

Meine Prognose ist, dass auch Schweden von dieser Politik abkehren wird, wenn die täglichen Todesfälle gewisse Zahlen überschreiten. Das Problem ist allerdings, dass die Todesfall-Zahlen erst mit mehreren Wochen Verzögerung auf eine Änderung der Situation und Maßnahmen reagieren. Natürlich sind Prognosen schwierig, aber es muss sicher damit gerechnet werden, dass die Katastrophe, die in ein paar Wochen in Schweden droht, das, was wir in Italien und Spanien gesehen haben, in den Schatten stellt.

Während Trump und Johnson zwar viel zu spät von der Verharmlosung der Epidemie abgekehrt sind, haben sie es wahrscheinlich gerade noch rechtzeitig gemacht, dass sie noch eine gewisse Glaubwürdigkeit haben, wenn sie nun für Maßnahmen eintreten, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen (suppression).

Die schwedische Regierung und Lövfen und Tegnell haben dagegen so lange an der Idee, man solle zulassen, dass ein großer Teil der Bevölkerung infiziert wird (und das nur mit schwachen Methoden ein wenig verlangsamen) festgehalten und dem Rest der Welt vorgeworfen, dass sie alles falsch machen (nur das schwedische laissez-faire sei "wissenschaftlich basiert", was übrigens auch viele schwedische WissenschaftlerInnen bestreiten), dass sie kaum mehr vermeiden können, persönlich dafür verantwortlich gemacht zu werden, wenn in Schweden ein größerer Teil der Bevölkerung umkommen wird als anderswo. Wenn das eintritt, wird es in Schweden auch eine viel tiefer gehende politische Krise geben als anderswo.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.04.2020 19:34).

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