Die Sache mit den Raketen stimmt. Was sind solche Argumente (wie die mit den geodesics) und wozu kann man sie brauchen?
Ich denke das hat etwas mit dem Unterschied zwischen Geistes- und Gesellschaftswissenschaften auf der einen Seite und Naturwissenschaften auf der anderen zu tun (bzw. mit deren unterschiedlichen Stellenwerten). Das Interesse parteilich z.B. über das Raketenabwehrsystem zu denken bzw. die Leute dafür über den anerkannten Feind Iran zu gewinnen, verstößt halt gegen ein paar Grundsätze, wie die, dass ballistische Raketen auf Geodätischen fliegen (wenn sie keine Kurskorrektur usw. machen, wie die modernen Interkontinentalraketen - da spielt das keine Rolle mehr, sobald sie das Schwerefeld der Erde verlassen haben, weshalb das Abwehrsystem an den Grenzen des feindlichen Landes stehen muss, möglichst neben der Startrampe). Adressaten dieser Art Argument haben damit ein Problem: Ihr Rechtfertigungsbedürfnis verträgt sich nicht mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, denen auch sie in ihrem Alltag bescheinigen, dass sie richtig wären und dass man sich daran zu halten habe. Das ist der Konflikt den man damit im Adressaten erzeugt und man versucht halt dann das gleiche Schema auf die Frage von Krieg und Frieden zu übertragen d.h. man nimmt das als "Sache", die man doch mal untersuchen kann, wie z.B. die Frage, was der kürzeste Weg zwischen 2 Punkten auf einer Kugel ist. Man zieht so über den gemeinsamen Standpunkt, dass Naturwissenschaft richtig sei die Rechtfertigung in Zweifel (und nicht nur die Rechtfertigung, sondern den Standpunkt, der diese Gedanken gebiert).
Das "kindliche Niveau" hat man verlassen, wenn man es z.B. zur Frage gebracht hat, was Krieg und Frieden, Angriff und Verteidigung denn sind. Dann gehts nicht mehr darum wer Recht hat, sondern darum, was das ist. Da fehlt mir an vielen Stellen auch bei Kritikern, dass sie sich diese Fragen (was ist Frieden, was Krieg, was Angriff, was Verteidigung etc..) mal stellen, sondern "Frieden" z.B. einfach als: "Ja, da wird nicht geschossen.", also als den volkstümlichen Begriff hinnehmen, der sich eben dazu eignet alles zu verwechseln. Ich habe das [url=https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Mehr-Waffen-schaffen-keinen-Frieden/Fuer-Frieden-beten-und-Krieg-fuehren-passt-zusammen/posting-40590465/show/]hier[/url] (soweit es meine Zeit zugelassen hat) mal gemacht. Ich muss auch sagen: Ich lege keinen Wert mehr darauf, dass irgendwer mir zustimmt - daran würde man nur verzweifeln bzw. versuchen die eigenen Gedanken zu entstellen um sie einem Standpunkt, der überhaupt nichts wissen will irgendwie verdaulich zu machen. Das sind sie als kritische Gedanken aber nicht, das muss man sich klarmachen. Und darüber, dass man erklärt was Frieden ist (oder Krieg) kommt man auf den Gegenstand Recht und nicht auf die Frage wer Recht hat (ideell in Russland die Russen und hier die Westler). Darüber, dass man erklärt was Angriff und Verteidigung sind kommt man auf die Kritik der Moral vom Angriffskrieg (habe ich z.B. [url=https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Osteuropaeischer-Sonderweg-im-Ukraine-Konflikt/Re-Protofaschisten-fordern-Atomkrieg-Anhaengerschaft-begeistert/posting-40697989/show/]hier[/url] kurz angerissen). Ich denke da haben ein paar Leute noch eine Tür offen, durch die man etwas hineinrufen kann.
Was mir auch die Tage aufgefallen ist: Es gibt Tonnen von Antikriegsliteratur, die die Kriegsbegeisterung geißeln, den Zustand detailliert beschreiben und die wird in der Schule hoch und runter gelesen, besprochen etc. Wie kommen die selben Leute, die auch jetzt wieder vor Kriegsbegeisterung (Putler etc.) kaum laufen können darauf sich zu solchen Gemetzeln im nachhinein kritisch zu stellen? Die Antwort ist: Weil man den Krieg verloren hat bzw. er für die Nation nicht so erfolgreich gelaufen ist wie erhofft. Dann erscheinen alle Opfer sinnlos und die Kriegsbegeisterung als Verführung zu einer verkehrten Sache. Und wenn ein neuer Waffengang ansteht, kommt die Antikriegsliteratur im Bücherschrank in die zweite Reihe und man stimmt in die allgemeine Kriegshetze ein. Der Zusammenhang ist trivial, aber er ist ein Argument, er deutet wirklich auf sowas wie einen Irrsinn.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (25.03.2022 08:48).