Üblicherweise ist es so, dass selbst in Zeiten von sogenannten "Präzisionswaffen" ein erheblicher Anteil der Toten und Verstümmelten/Verletzten als Zivilisten in der Gesamtbilanz enthalten ist. Auch bei allen Kriegen der NATO/USA war das bis heute der Fall.
Die Russen haben nun in der begleitenden Propaganda behauptet, dass sie es schaffen würden, Zivilisten komplett zu schonen. Das habe ich aus dem Stand arg angezweifelt.
Wie jüngste Berichte aus den Kämpfen nahelegen, ist es tatsächlich auch den russischen Truppen mitnichten gelungen, Zivilisten effektiv zu schonen. Allein herumfliegende Splitter, aber auch sowas wie durch Gegenfeuer abgewehrte Raketen, sämtliche Munition sowieso, die NICHT ihr angedachtes Ziel perfekt trifft, sind lebensgefährlich für Zivilisten. Übungsplätze für Armeen sind nicht umsonst immer weit abgelegen von urbanen Bereichen angelegt, mit riesigen eingebetteten Sicherheitszonen. Im Krieg hat man das nicht.
Die Kampfhandlungen entwickeln sich weg von einem Blitzkrieg zu einem zermürbenden Stellungskrieg. Die eventuell anfänglich hohe Moral sowohl der Angreifer als auch der Verteidiger in Bezug auf Versuche, zivile Bereiche zu schonen, wird im Laufe der Kampfhandlungen nachlassen - umso mehr, je verbissener diese werden. Das ist unvermeidlich.
Je mehr aber Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen werden, desto mehr wird Hass gegen die Invasoren wachsen. Das ist überall auf diesem Planeten immer der Fall. Schon immer gewesen. Die Folgen werden umso katastrophaler, je länger sich der Krieg hinzieht.
Ich sehe hier eine erhebliche Gefahr für die Ziele, die die russische Seite verfolgt. Es kann sehr schnell passieren, dass der Nationalismus der Ukrainer unauslöschbar wird. So wie in Irak und wiederholt in Afghanistan. Was sich dann aus einem unterdrückten Volk - auch wenn da zunächst nur eine Minderheit betroffen ist - entwickelt, haben wir in Afghanistan, Irak und Syrien gesehen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (25.02.2022 07:38).