Ansicht umschalten
Avatar von Nicht_Mehr_Zu_Fassen
  • Nicht_Mehr_Zu_Fassen

mehr als 1000 Beiträge seit 13.07.2019

Idealisierung der Vergangenheit

Sowie auch Verklärung dieser, anders kann man Aussagen wie diese nicht erklären:

Uwe Markus: Das hat eher einen politischen Grund. Ich habe festgestellt, dass viele Geschichtslegenden, die in der Wendezeit schon eine Rolle gespielt haben, nach wie vor verbreitet werden. Also etwa die Aussage, die DDR war überschuldet. Oder die DDR-Wirtschaft war marode, nicht marktfähig und musste abgewickelt werden. Da stellt man sich natürlich die Frage: Wie man mit einer völlig maroden Wirtschaft moderne Streitkräfte hätte aufbauen und unterhalten sollen? Das ist ein Widerspruch.
Ich habe ja an einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät studiert, habe danach etliche Jahre in der DDR-Industrie soziologisch gearbeitet, dort Umfragen durchgeführt et cetera. Ich bilde mir ein, dass ich den damaligen Zustand der DDR-Industrie relativ gut kenne.

In der DDR war jedes Kombinat etc. verpflichtet zusätzlich zur Normalproduktion völlig unnützen Mist zu produzieren, völlig unabhängig jeglicher Kostenrechnung, Hauptsache man erfüllte die von Honecker vorgeschriebene Quote.
Dass die Auslandsschulden immer weiter stiegen, und man die eigene Wirtschaft noch weiter kaputt machte, um irgendwie an ausländische Devisen zu gelangen um die Schulden zu bedienen, ist auch kein Geheimnis.

Die völlig absurde (und gigantische!) Uransubventionierung wurde zwar minimal erwähnt, aber ebenfalls verklärt. Man hätte durch aus umlenken können. Moskau hatte immer weniger Bedarf, und deckte den Restbedarf zunehmend durch andere günstigere Quellen. Warum hielt man trotzdem in der DDR daran fest? Weil man die ganze Infrastruktur und Versorgung vor Ort die mit dran hing, am Leben erhalten und Arbeitslosigkeit vermeiden wollte.

Diese "Arbeit um jeden Preis"-Mentalität spiegelte sich nicht zufällig auch in dem angesprochenen Modernitätsrückstand wider.

Ja, die DDR hatte es schwerer als die BRD, deutlich schwerer, schon allein aufgrund des überlegten Handelns der USA (die keine Kriegsschäden oder vergleichbar hohe Opferzahlen wie die Sowjetunion hatte), und der noch Wunden leckenden Sowjetunion, die einen strategischen und wirtschaftlichen Fehler nach dem anderen begann - wie bspw. die Weigerung der Sowjetunion, mit der DDR in Bereichen wie der Mikroelektronik zusammenzuarbeiten und Wissen zu teilen.
Aber das macht die damaligen Zustände auch nicht besser. Nein, man muss sie knallhart benennen, und im besten Fall daraus lernen. Verklären bringt absolut nichts.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten