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Avatar von moggi torrez
  • moggi torrez

mehr als 1000 Beiträge seit 24.11.2001

Re: Sorry, aber jeder der auch nur ein wenig seine eigenen Gedanken beobachtet

Hatte se nicht alle schrieb am 26.06.2021 16:32:

kann über diese ganzen Hypothesen nur milde lächeln.

Es reicht schon ein wacher Moment bei einfachen Tätigkeiten (z-B. Aufräumen, Putzen) um zu erkennen, dass man penetrant von einem gedanklichen Schwätzer in einen inneren Dialog gezogen wird.

Wenn es nur einer wäre! Tatsächlich ist an dem Geschwätz der Chor des gesamten vegetativen Nervensystems beteiligt, und neben der abrufbaren Erinnerung auch die verborgene und die verdrängte - also all das, was auch im Traum aktiv ist, wenn der bewußte Wille schläft.

Wer da weiter geht, der erkennt sehr schnell, dass da ein in den Ursprüngen stumpfsinniger Automat agiert, dessen Aufgabe ursprünglich nur die Wiederholung von immer wiederkehrenden Gelernten ist, aber durch unsere Unaufmerksamkeit immer mehr des alltäglichen Terrain automatisch abarbeitet. Das geht durchaus so weit, dass die Interessenslagen des Unbewussten mit dem bewussten Anteil soweit divergieren, dass dies als eine Form von multiple Persönlichkeit betrachtet werden kann.

Wenn man den Gedanken weiterspinnt, kommt man dazu, daß alle psychischen Anomalien nach ICD-10 nur unterschiedliche Färbungen der Verständigung mit, der Dominanz über, und der Unterwerfung unter diese Schwätzer sind.

Technisch betrachtet handelt es sich um eine Art von unterstützender KI, welche durch die Ausprägung einer eigenen Persönlichkeit die Kontrolle übernimmt.

Nur so wird man zum guten Fußballer. Als solcher kann man nicht, wie der Herrscher des Universums nach Douglas Adams, ständig darüber sinnieren wie man einen Bleistift aufs Papier bringt bzw. den Ball tritt, vielmehr braucht die Amygdala einen ziemlich direkten Zugriff auf die "kinetische Intelligenz" - dann erfolgen hochkomplexe Bewegungsabläufe quasi-automatisch, etwa ein Fall-Rückzieher aufs Tor in 30m Entfernung im spitzen Winkel.

Klar, daß dann "Fußballer" zu einem Teil der eigenen Persönlichkeit wird.

Tatsächlich erkennbar wird dieser Vorgang durch Beobachtung seiner Gedanken und Selbstreflexion. Damit entfernt man sich aus der vorgeblichen Deckungsgleichheit der Interessen und es entfaltet sich der eigentliche Interessenskonflikt welcher den "freien" Willen als Farce erscheinen lässt.

Es kommt drauf an, was man seinem Ich zurechnet und was nicht. Selbst das "bewußte", intentionale Denken ist mit dem Ich nicht deckungsgleich. Wie sagte G.C.Lichtenberg doch so schön:

Es denkt, sollte man sagen, so wie man sagt "es blitzt". Zu sagen "cogito" ist schon falsch, wenn man das mit "ich denke" übersetzt.

Wird der "Automat", wie Du ihn oben bezeichnest (der jedoch nicht unabhängig arbeitet - auch im Traum nicht, und ständig Direktiven emfängt, so daß er auch ständig die Erinnerung umbaut im Hinblick auf die Zukunft) im weitesten Sinne als integraler Bestandteil dessen angesehen, was das Selbst ausmacht, wenn man sich also dem zu einem großen Teil unterwirft, dann kommt man zu so Aussagen wie der von Gert Postel (der Hochstapler) in einem Vortrag:

So wie man ist, so handelt man bei Eintritt des Motivs. Da gibt es dann auch keinen freien Willen mehr, das ist alles Quatsch.

Gegen "sich selbst" zu arbeiten führt zur Selbstverletzung (siehe Borderliner), und kognitive Dissonanz ist sehr unangenehm.

Libet hat erkannt und nachgewiesen, dass die schnelle unbewusste Struktur (Stammhirn) der bewussten langsamen Struktur (Großhirnrinde) zeitlich voraus und somit prinzipiell dominant ist, aber wir sind nicht daran gebunden. Wir können die Kontrolle zurück erhalten, ehe wir in die Situation kommen in der wir uns selber sagen hören:

Das habe ich nicht gewollt!

Das geht sogar im Traum. Als ich noch ein Kind war hab ich mal geträumt daß ich aufs Klo ginge zum Pinkeln, und dann hab ich ins Bett gebrunzt. Davon bin ich aufgewacht und war sehr mißgelaunt. Im Ärger darüber pflanzte ich einen Pflock in die Traumregion (frag mich nicht wie sowas geht), so daß ich im Traum sofort mißtrauisch werde, wenn ich dergleichen träume und darob aufwache.¹

Mit den Jahren verstand ich, daß wir auch im Wachzustand träumen ("la vida es sueño" und "el sueño de la razón produce monstruos"), und mit wachsender Erfahrung schug ich weitere Pflöcke ein, die verhindern, daß ich mich bebrunze - nicht nur was mich selbst betrifft, sondern auch in dem, was mich im Politischen, Sozialen, Wissenschaftlichen usw. von außen erreicht.

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¹) solche Watchdog-Routinen und Signal-Hander einbauen - das geht; aber wenn sich ein Traum in eine unangenehme Richtung entwickelt und ich beschließe "halt, zurück, das träum ich jetzt anders", dann befinde ich mich schon im Übergang zum Wachzustand. Es mögen dann Träume parallel weiterlaufen, aber die verblassen im Dunkel des Tages und verabschieden sich ins Unbewußte. Nicht desto trotz träumt man weiter.

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