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  • Lorant Strahl

784 Beiträge seit 28.07.2016

Gender, Bio, vegan, Refugees Welcome - sind das überhaupt "linke" Themen?

Oder sind das nicht viel eher Erste-Welt-Luxusproblemchen, das Ergebnis einer hippen Eitelkeit gepaart mit einem hedonistischem Narzissmus? Geht es da nicht eher ums "Sich-Gut-Fühlen" einer Gesellschaftsschicht, die es sich einfach finanziell, zeitlich und psychisch leisten kann, sich mit so einem Dünnschiss zu befassen?

Gender ist in der sog. "westlichen" Welt heute ein absolutes No-Issue (außer vielleicht für Männer). Der Feminismus hat sich erledigt, die Ziele sind erreicht, nun ist er nur noch eine widerliche sexistisch-misandrische Karrikatur seiner selbst. Gut, ein paar Kleinigkeiten fehlen noch bei den Homosexuellen, aber im Wesentlichen feiern die sich auch nur selbst als hedonistische Avantgarde auf der jährlichen CSD-Parade. Kann man getrost knicken.

Bio ist weitestgehend zu reinem Marketing verkommen, ebenso vegan. Vor allem letzteres ist ein absolutes Erste-Welt-Luxusprivileg, welches ohne globalen Welthandel gar nicht funktionieren kann. Zumal sich beides nur leisten kann, wer schon hat, also wer von der neoliberalen Globalisierungsagenda schön hip und gentrifiziert profitieren kann. Mir scheint das im Wesentlichen ein heuchlerisch-kosmopolitisches Feigenblatt fürs eigene Gewissen, aber ansonsten absolut realitätsfremd zu sein. Wer glaubt, mit veganer Ernährung unter dem Diktat der Profitmaximierung einhergehende Massentierhaltung eindämmen zu können, während eben jene Profitmaximierung die eigene vegan-biologische Ernährung überhaupt erst ermöglicht, glaubt vermutlich auch an den Osterhasen und klaut ihm seine lactosefreien Eier.

Refugees Welcome ist ein tricky business. Grundsätzlich kann man gegenüber Menschen, die dem Elend entfliehen und versuchen, für sich irgendwo anders ein besseres Leben einzurichten, nur Verständnis haben. Wer aber bei der reinen Phrase stehen bleibt, ohne auch nur ansatzweise dazu bereit zu sein, einen auch nur kleinen Blick auf das große (recht komplexe) Ganze zu werfen, sondern sich vor allem unwahrscheinlich gut dabei findet, jede kritische Äußerung im Keim zu ersticken und den, der sie äußert, unter der selbstherrlichen Agenda des sog. "Antifaschismus" - also diesem lächerlich-pubertären, verspäteten Widerstand gegen ein Regime, das bereits seit über 70 Jahren nicht mehr existiert - zu denunzieren und nach Möglichkeit (auch mit Gewalt) mundtot zu machen, der hat weder Verständnis für die Geflüchteten noch von oder für sonst viel.

Das sind alles keine wirklich "linken" Themen. Das sind pubertäre Spielplätze verwöhnter Gutmenschen, sozialisiert in einer hedonistischen Scheinwelt, hervorragend in Szene gesetzt und aufmerksamkeitsökonomisch umgesetzt von den P.R.-Agenturen und Charity-Organisiationen solcher Kreaturen wie George Soros und gefördert und gelenkt aus den düsteren Tiefen dieses undurchsichtigen Sumpfs imperialer Think Tanks und Geheimdienste.

Echte "linke" Themen (falls man noch in links-rechts denken will) sind nach wie vor Anti-Kapitalismus und Anti-Imperialismus. Und wenn man sich klar macht, das die Agenda des Imperiums u.a. darin besteht die Zivilgesellschaften der Länder möglichst zu zerstören und sie in einen Flickenteppich von Parallelgesellschaften - segregiert nach Religion, Rasse und vor allem Klasse (Vorbild USA) - zu verwandeln, weil sich sowohl übersexualisierte, verunsichtere Individualisten in der Einsamkeit als auch sich feindlich oder zumindest äußerst skeptisch gegenüber stehende Gruppierungen als Ganzes leichter manipulieren und beherrschen lassen, dann müsste einem auch klar werden, das Patriotismus, sogar angemessener Nationalismus, im Zuge der aggressiven neoliberalen Globalisierung ganz klar ein anti-kapitalistisches Moment hat.

Aber da die "Linke" sich scheinbar lieber auf dem Spielplatz tummelt und auf der selbst gebastelten Schaukel der Selbstgerechtigkeit hin und her schwingt, überlässt sie das Feld den Trumps, Le Pens, der Pegida, AfD, und wie sie alle heissen. Woraufhin die "Linke" sich dann natürlich bestätigt sieht und ihrem beliebtesten Soft-Skill, dem tadelnden Finger-Pointing, noch hysterischer und aufgebrachter nachgeht. Selbsterfüllende Prophezeiung nennt man das.

Die "Rechten" haben einen guten Instinkt für das, was falsch läuft, aber selten auch den Intellekt, konstruktive Lösungen zu finden. Immerhin rühren sie Dinge auf. Die "Linke" allerdings ist nicht von der "neuen Rechten" (wenn man so will) herausgefordert, sondern vor allem von der eigenen Unfähigkeit, die Realität als das zu erkennen, was sie ist, auch wenn sie so gar nicht mit den eigenen Wünschen und Moralvorstellungen übereinstimmt.

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