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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Da hat der Gehard Baum recht

Die Sowjets waren hart. Aber wenn etwas verhandelt war, dann konnte man sich darauf verlassen. Heute kann man sich auf nichts mehr verlassen.

Das hatte auch einen ganz banalen Grund:
Die NATO war damals ein unbesiegbarer Gegner für die UdSSR und ihrer Hilftruppen im Warschauer Pakt. Jeder Angriff auf NATO-Gebiet hätte die Eskalationstufe bis nach ganz oben gezogen.
Viele Jahre haben die Russen getestet, ob die Amis denn nun wirklich bereit sind, auch den letzten Schritt zu gehen. Ja, auch für West-Berlin waren die zu diesem Schritt bereit.
Obwohl das Amiland sehr weit weg war und obwohl Diktatoren die Demokratien generell für schwach halten.
Mit dem NATO-Doppelbeschluss zeigte die BRD damals, dass sie und die NATO nicht bereit war, dem Warschauer Pakt irgendeinen taktischen Vorteil zuzugestehen.
Mit solch einem Gegner auf Augenhöhe, hält man seine Versprechen auch lieber ein. Schon in der Hoffung, dass dieser das auch macht.
Ja, das hatte wunderbar funktioniert.
Putinistische Hütchenspielereien hatte man sich im Kreml (und auch im Weißen Haus) da lieber geschenkt.

Dohnanyi, SPD-Minister unter Willy Brandt, Staatsminister unter Helmut Schmidt und als Hamburger Erster Bürgermeister der erste Chef einer Rot-Grünen-Koalition auf Länderebene, verwies auf ein persönliches Erlebnis als Leiter einer Nato-Übung: Er habe damals begriffen, dass die USA bereit wären, auch über Deutschland taktische Nuklearbomben abzuwerfen.

Ach Kläuschen, wie hätte es bei einem defensiven Verteidigungbündnis auch anders laufen sollen? Am Anfang des Kalten Krieges gab es sogar Kurzstrecken-Atombomben, die mit Atillerie funktionierten und Atomminen, die unter Brücken angebracht werden konnten. So ist das nunmal im Krieg. Entweder ist man Agressor und greift Andere an, dann zerstört man (erstmal) die anderen Länder oder man hat ein Verteidigungsbündnis und geht davon aus, dass der Angreifer den Krieg ins eigene Land trägt.
Der Warschauer Pakt war bei der Anzahl der Bodentruppen immer der NATO überlegen und ein fröhlicher Überraschungsangriff hätte bei den Massen an Soldaten der Roten Armee schnell dazu geführt, dass das freie Deutschland praktisch besetzt worden wäre, bevor man einen rein konventionellen Angriff hätte stoppen können.
Was hätte man also tun sollen?
Schilder in russisch aufstellen: Bitte nicht den Rasen zertrampeln und die Mülltrennung beachten! Die Verteidung unserer Freiheit findet woanders statt!

Und genau diese Dekadenz ist es, die den Putin motiviert hat, alle Konventionen und Versprechen über Bord zu werfen.
Es fing mit dem Barack Obama an, der das "Theater Europa" eröffnete, in dem er lauthals verkündete, dass sich die USA von Europa lösen und dem Pazifik zuwenden wollen.
Das nahm der Putin dann beim Wort und zog sein Theater in der Ukraine ab.
Es gab zwar viel Geschrei, aber nur ein paar halbherzige Sanktionen.
Dass sich die Ukraine selbst verteidigen konnte, wollte man aber auch nicht.
So gönnte man sich eine geschwächte Ukraine auf dem Präsentierteller.
Nun hat der gute Putin kräftig gefrühstückt.
Die Sanktionen lesen sich eher wie ein schlechter Witz. Klar, weil das dekadente Berlin im Bremserhäuschen sitzt.

Bald sind auch die NATO-Staaten im Baltikum dran. Andere Stelle, selbe Welle.
Erst sickern da ein paar Wagnerianer ein und sorgen für bürgerkriegsähnliche Zustände und dann kommt der große Retter aus Moskau zu Hilfe, um den "Genozid" an den Russen zu stoppen.
Entweder bekommen die dann unsere uneingeschränkte Solidarität oder es ist alles gegessen. Danach braucht der Putin nicht einmal mehr seine Theatertruppe.
Dann wird auch der feuchte Traum Wirklichkeit, die UdSSR noch zu übertrumpfen, indem man sich (ganz) Deutschland ebenfalls einverleibt.

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