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  • Stephan Geue

mehr als 1000 Beiträge seit 07.08.2011

gold- und rohstoffgedeckte Währungen

Ich halte es für keine gute Idee, Währungen an Goldvorräte oder an andere Rohstoffe zu koppeln.

Erstens sind Goldvorräte in erster Linie tatsächlich Vorräte. Die lagern irgendwo, und die Botschaft ist: Seht her, wir tun nicht nur reich - wir sind es auch. Aber solange die echten Währungen an irgendeine praktisch unantastbare Lagerware gekoppelt sind, sind die Kaufkräfte dieser Währungen statisch. Das führt in wirtschaftlich wachsenden Währungsräumen zwangsläufig zur Deflation, was gemeinhin als höchst gefährlich angesehen wird. Und es gibt dafür historische Bezüge!

Natürlich wird weiterhin Gold gefördert. Aber wenn der einzige Zweck dieses sehr aufwändigen Vorgangs darin besteht, eine Deflationsgefahr einzudämmen, dann kann die Goldförderung zu einem riesigen Raubbau werden - noch viel größer, als er aktuell ist. Denn wir wollen nicht vergessen: Die Goldreserven selbst der goldreichsten Länder gehen in die Milliarden; die Volkswirtschaften dagegen gehen in die Billionen. Gut möglich, dass der aktuelle Goldwert in diesem angestrebten Bezugssystem noch viel zu gering ist.

Die Unangemessenheit, der Wirtschaftsleistung "Rohstoffe" gegenüberzustellen, sollte vor diesem Hintergrund noch offensichtlicher sein, denn Rohstoffe sind eine Durchlaufgröße, keine Lagergröße - auch wenn es natürlich Lagerbestände gibt. Rohstoffe machen in einer Volkswirtschaft einen Kostenfaktor aus, aber vielfach nur einen kleinen, verglichen mit dem BIP. Auch hier wieder würde die Währung einer Wirtschaft auf den Absatz eines Stöckelschuhs gestapelt - der leicht abbrechen kann. Der Fund neuer Lagerstätten, der Bedarf an bislang kaum genutzten Rohstoffen - all das kann zum Hebel werden, um eine solcherart fokussierte Währungsgrundlage zu kippen.

Die Grundlage einer Währung ist die Wirtschaft, die diese Währung benutzt. Schrumpft die Wirtschaft, ohne dass die Geldmenge schrumpft, haben wir eine Inflation - wächst sie, ohne dass die Geldmenge ausgeweitet wird, haben wir eine Deflation. Über den Mechanismus der Giralgeldschöpfung - und in Krisenzeiten der Giralgeldvernichtung - werden Wirtschaft und Geldmenge einigermaßen in Balance gebracht. Dass das nicht so gut funktioniert, wie es könnte, liegt vor allem daran, dass dieses Instrument in den unkoordinierten Händen privater Banken liegt. Und, nebenbei bemerkt, über die Seigniorage deren Taschen füllt. Würde die Geldmenge von einer wirklich unabhängigen Institution verwaltet - unabhängig von der Wirtschaft und unabhängig auch von Regierungen und Parteien -, könnten Währungen auch ohne Goldbunker gut und robust funktionieren.

Dass die Sache nicht einfach wird, wenn souveräne Staaten sich währungstechnisch zusammentun, wissen wir, auch wenn die Sache mit der Souveränität in der EU durchaus diskutabel ist. Dass es aber gut wäre, wenn ein Land allein bestimmt, wer welche Währungen benutzen darf, ist ganz sicher keine optimale Lösung.

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