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  • JaLep

126 Beiträge seit 23.03.2020

Was tun? Gemeinsam. Oder verlieren.

Timo Riegs ausführliche Essay-Serie wird leider vergebliche Liebensmüh bleiben. Diejenigen, die sozusagen die Definitionshoheit über die Art und Weise gesellschaftlicher Diskurse haben, werden es weder zur Kenntnis nehmen, noch - falls doch - für mehr als idealistisch-realitätsfernes Gutmenschentum halten. Was es ja in der Tat ist. Nur eben genau der Idealismus und "Gut machen wollen", der im Kern der Ethik unserer quasi offiziellen gemeinsamen Werteerzählung im "freien demokratischen Rechtsstaat" entspricht.
Damit ist der große Konflikt benannt: die Erzählung wird erzählt, und zugleich als Märchen denunziert. Nun kann sich - ganz frei und demokratisch - jeder aussuchen, was er verstehen will. Wir haben eine "gemeinsame Basis", auf die wir uns berufen können. Und können dann beliebig widersprüchlich tun, was wir wollen. Ideologie vom Feinsten - nämlich eine, die man sogar so benennen und konterkarieren darf, ohne dass sie davon beschädigt wird. Mehr noch: egal ob befürwortet oder konterkariert, sie wird gestärkt. Einzig Ignoranz wird ihr gefährlich.
Und ignorante Menschen stellen keine systematische Gefahr dar.
So gesehen, ist der erreichte Zustand ein utopisch-idealer. Wenn die Welt nicht voller Arschlöcher wäre; und noch mehr Menschen, die je nach Stuation in den zerrissenen, wilden Wogen dieser Verhältnisse mal anständig sind, mal Arschlöcher sind, und selbst nicht mehr so genau wissen, was wann der Fall ist. Der Tod jeder Wertegemeinschaft per Deklamation hehrer Werte, die sich der widersprüchlichen Realität anzupassen haben.
Den Niedergang der Öffentlichkeit, der Sachinformation und der öffentlichen Diskussion beoabchte ich seit vielen Jahren. Was Timo Rieg anspricht, sammle ich unter den Stichworten "Meinungsfreiheit", "normative Spaltung der Gesellschaft" und "Relative Einschätzung statt vereinbartes Prinzip".
Das Ergebnis ist der feuchte Traum von WIrtschaftsliberalen, Finanzjongleuren, den Top3% der Welt und ideologischer "Wr heilen die Welt"-Gewalttäter jeglicher Couleur.

Was tun? Organisierte Veränderung scheint unmöglich. Im Kleinen stelle ich fest, wie viele Menschen mit den Verhältnissen substanziell unzufrieden sind: zuviel Macht bei Finanzjongleuren, unzugängliche und undurchdringliche Justiz und Verwaltungsvorschriften, orwellsche Fehlinformationen auf allen Medienkanälen. Die Wettervorhersage ist zur vertrauenswürdigsten Information geworden!.
Aber zu wenige reden darüber, miteinander. Denn darüber steht der "Wert": es wird doch alles besser, woanders ist es schlechter, anpacken, besser machen, frohgemut ins Morgen! Digital, E, KI, "erneuerbar" (pseudo), Satelliten, Mond und Mars sind die Heilsversprechen, obwohl jeder weiß, mindestens ahnt, dass das zwar viel ändern, aber unterm Strich nichts verbessern wird. Wer stinkig und unzufrieden ist, kommt ins Eck zum Abkühlen. Aber genau über diese Stinkigkeit und ihre Ursachen gilt es zu reden. Persönlich, direkt, unvermittelt. Denn erstaunlich: fast jeder teilt die Stimmung und die Meinungen darüber, was grundlegend falsch läuft. Nicht "die Migranten" oder "die Medien". Sondern eine Realität, die das Miteinander und Füreinander zunehmend schwieriger macht, und das Gegeneinander immer einfacher. "Teile und herrsche"?
Zusammenstehen. Nicht gegen jemand. Niemals gegen jemand! Nur: gemeinsam, bei aller individuellen Unterschiedlichkeit.
Weil der Mensch ein soziales Tier ist.
Das wiederum kann man nur tun und anbieten, nicht erzwingen.
Mach mit oder lass es. Bleib im Hamsterrad oder probier was Neues. Ein Planet. Eine Menschheit. Ein Ökosystem. Füreinander sorgen.
Manche werden das nicht wollen, nicht tun. Tja: bedauernswerte Loser halt.
Und du?

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