Bislang handelt es sich nur um eine von Außenminister Blinken angestoßene Debatte, ob die Ukraine US-Waffen auf russischem Territorium einsetzen darf. Letztlich liegt die Entscheidung bei Präsident Biden, der nach meiner Einschätzung zwei Faktoren mit in sein Kalkül einbeziehen dürfte.
Zum einen liegt Biden in Wahlumfragen weit hinter Donald Trump zurück. Und die Ukraine-Hilfen der USA sind bei den Wählern zunehmend unbeliebt. Insofern wäre es aus meiner Sicht wahltaktisch klüger, Russland umgehend Verhandlungen anzubieten.
Zum anderen könnte sich Joe Biden an Präsident Kennedy erinnern und dessen erfolgreiche Entschärfung der Kuba-Krise 1962 als Vorbild nehmen.
Ende der 1950er Jahre begannen die USA mit Planungen, atomare Mittelstreckenraketen in Italien und in der Türkei zu stationieren. Die Pläne wurden realisiert und Mitte 1962 waren diese Raketen einsatzbereit. Als Nikita Chruschtschow davon erfuhr, hat die Sowjetunion im Gegenzug Nuklearwaffen auf Kuba stationiert. Nach 13tägigen Verhandlungen hat sich Kennedy bereiterklärt, die US-Nuklearwaffen aus der Türkei abzuziehen, woraufhin Chruschtschow die Atomraketen aus Kuba entfernte. Ein nuklearer Konflikt war somit abgewendet.
Wenn Joe Biden eine Entspannung des Konflikts zwischen Russland und der NATO gelingen sollte, so könnte er als Friedensstifter – ähnlich wie Kennedy – in die Geschichtsbücher eingehen.