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  • Vilontyn

486 Beiträge seit 09.12.2002

From the river to the sea

Die Parole "From the River to the Sea – Palestine will be free" ist im Allgemeinen nicht antisemitisch. Sie kann auf verschiedene Weise interpretiert werden und sie wird auch (aber nicht nur) antisemitisch verwendet.

Um sie grundsätzlich als antisemitisch zu interpretieren, müssen eine Reihe von sehr selektiven Interpretationsschritten gemacht werden. Ein solcher Schritt ist die Unterstellung, dass die Vertreter diese Parole ein gleichberechtigtes - und freies - Zusammenleben zwischen Juden und Palästinensern ausschließen.

Weitere Punkte, betreffen Fragen, was mit Existenzrecht von Israel und dem Selbstbestimmungsrecht eines Volkes genau gemeint ist. Das jüdische Volk ist kein Subjekt, noch ist es eine Einheit. Man braucht sich nur den Wikipediaartikel über Ethnizität anzuschauen, um zu verstehen, dass bei allen diesen Fragen eine gehörige Portion Subjektivität enthalten ist. Beim Eintrag zu Volk heißt es: "Eine verbindliche Definition gibt es nicht".

Ich frage mich manchmal, was das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen für mich persönlich bedeutet. Die Antwort ist: nicht viel. Das, was es eventuell bedeuten könnte, ist bereits durch allgemein anerkannte individuelle Rechte abgedeckt.

Die Arbeitsdefinition der IHRA ist keineswegs objektiv und wird kritisch betrachtet, z.B. von Georg Meggle (https://www.telepolis.de/features/Genau-wann-ist-Israelkritik-antisemitisch-4624152.html). Der ursprüngliche Verfasser der Definition selbst hat Bedenken zu der Art und Weise angemeldet, wie sie verwendet wird. Nach dieser Definition müssten selbst viele Juden als antisemitisch eingestuft werden.

Einen politischen Konflikt juristisch zu behandeln, kann nicht zu seiner Lösung beitragen. Insofern ist der Artikel fehlgeleitet.

Der Konflikt besteht keineswegs zwischen verschiedenen Völkern, Nationen oder Religionen. Auf beiden Seiten des Konflikts finden sich Juden, Palästinenser, Deutsche usw. Die jüngsten Artikel auf Telepolis legen ein beredtes Zeugnis davon ab.

Die israelische Regierung und die Hamas sind feindliche Brüder, ebenso wie Antisemitismus und Philosemitismus. Beides, die Herabsetzung und die Überhöhung einer Menschengruppe, widersprechen einem universalistischem Menschenbild.

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