Populist schrieb am 23.03.2021 10:18:
jsjs schrieb am 23.03.2021 09:39:
Der Privatier muss sich sein Lebensunterhalt ja auch leisten können. Ist er z.B. Aktienbesitzer, steht er auf der Seite des Kapitals.
Ein Kleinaktionär ist aber nicht direkt in irgendwelche Lohnarbeitsverhältnisse involviert, weder auf der einen noch auf der anderen Seite, und es wäre mir auch neu, dass er vom Staat in irgendeiner Weise dazu gedrängt wird.
Bei letzteren sind es z.B. die "Wiedereingliederungsmaßnahmen" ins "Arbeitsleben", die den Hart IV lern das Leben schwer machen.
Ein Privatier nimmt keine Leistungen nach SGB II in Anspruch und ist somit auch nicht von Wiedereingliederungsmaßnahmen betroffen.
Kann doch nicht so schwer sein, sich das mal nicht als statischen Zustand, sondern als zeitlichen Prozess vorzustellen. Nimm irgendeinen stillen Teilhaber irgendeines Hotels, Restaurants oder aus irgendeiner anderen der von den Soft-Lockdowns am härtesten betroffenen Branchen als Privatier. Konnte er bislang tatsächlich von diesen Einnahmen leben, so jetzt nicht mehr. Ist er hilfsbedürftig und erwerbsfähig, alt genug und in D-Land lebend, fällt er damit in ALG II/SGB II, siehe https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_2/__7.html
Die Sterblichkeit infolge von Infektionen mit SARS-CoV-2 ist doch auch tatsächlich vergleichsweise gering. Dies hat nichts mit Leugnung zu tun, dies entspricht der tatsächlichen Faktenlage. Außerhalb von Pflegeeinrichtungen beträgt die Sterblichkeit etwa 3 Promille.
Soweit ich das sehe, ist überhaupt noch nicht klar, welche Auswirkungen long covid haben wird. Sterblichkeit ist ja jetzt nicht das einzige Kriterium, nur das drastischte. Zudem gibt's unter Umständen massenhaft Reinfektionen, was die 3 Promille potenzieren könnte. Neue Mutationen haben das Potential für höhere Sterblichkeit und mehr Reinfektionen.
Lässt du eine Durchseuchung von sagen wir mal 50 % der Bevölkerung mit laissez faire zu, hättest du selbst bei deinen konservativ geschätzten 3 Promille 120.000 Tote in D-Land, von denen wir ja eh nicht mehr weit entfernt sind. Ist dir halt nicht so wichtig.
Das hast du falsch verstanden. Der heutige Lohnarbeiter ist trotz 200 Jahren technischen Fortschritts, trotz einer enormen Produktivität nicht mehr als ein moderner Tagelöhner, der sich von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck hangelt. Jeder Verdienstausfall ist potentiell existenzgefährdend.
Das widerspricht doch zumindest hierzulande der Lebenswirklichkeit der allermeisten Menschen. Dem durchschnittlichen Lohnarbeiter geht es heute sowohl materiell als auch immateriell um Größenordnungen besser als im Jahre 1821. Wer dies leugnet, der hat sich anscheinend nie ernsthaft mit den Lebensverhältnisse der Arbeiter in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auseinandergesetzt.
Wegen ALG II stimmt das mit dem "existenzgefährdend" hierzulande nur, falls diejenigen entweder zu stolz sind, zum Jobcenter zu gehen, oder unter der Voraussetzung, dass Existenz den gewohnten Lebensstil meint (und der faktisch höher war als mit ALG II, was für viele Malochende eh nicht gilt). Selbst innerhalb der EU sieht das mit der Existenzgefährdung schon ganz anders aus, weil Sozialstaatlichkeit teilweise deutlich weniger ausgebaut ist. Weltweit ist die Aussage von jsjs dann ziemlich unstrittig, oder?
jsjs hat nicht geleugnet, dass sich die Lebensverhältnisse geändert haben, nur auf die Kontinuität hingewiesen, dass die meisten Leute kaum bis keine Reserven/Erspartes oder sonstigen Mittel haben, ihr Überleben unabhängig vom Sozialstaat zu gewährleisten, wenn ihnen ihr Job oder ihr Gewerbe abhanden kommt.