Kaept'n Nuss schrieb am 16. September 2003 16:47
> ... nun gut, vielleicht ja erst nach Schokolade und Käse.
Eben, denn das "Schweizer Nummernkonto" gibt es in der vielzitierten
Form gar nicht (mehr). Du glaubst sicher alles, was in
James-Bond-Filmen zu sehen ist? :-)
> Mag sein, daß das heut nicht mehr so läuft.
Nein, es mag nicht sein, es ist so. Allerdings gibt es auch
hierzulande zweifellos wie überall nach wie vor genug Geld, das über
finstere Kanäle fliesst. So naiv, dies zu bestreiten, bin ich sicher
nicht.
> Aber daß das freiwillig
> wäre, aus Einsicht in die Unmoral dieser Handlungen, und nicht nur,
> weil es in der Welt schlecht ankam, kann ich nicht so erkennen.
Boah, wir bösen, bösen Schweizer ... <patsch> ... <patsch>
Natürlich sind alle anderen Staaten völlig altruistisch eingestellt,
die USA ist nicht gerade in ein wehrloses Land aus Eroberungsdrang
eingefallen, in Deutschland gibt's keine Korruptionsskandale und es
wird keinesfalls in Staaten investiert, die sich dauernd
Menschenrechtsverletzungen zu Schulden kommen lassen, Berlusconi hat
in Italien keineswegs eigenhändig ein Gesetz durchgeprügelt, das
verhindert, ihn für seine illegalen Tätigkeiten zur Rechenschaft zu
ziehen, ...
Ja, wenn's die Schweiz nicht gäbe, dann wären alle Probleme dieser
Erde gelöst, gell. Ausrotten sollte man ihn, diesen Sündenpfuhl.
> Stattdessen wäre des doch einmal etwas neues, die Energien
> dahingehend einzusetzen, daß es auch in anderen Ländern schwerer
> wird, geraubtes Geld zu verstecken.
Je nun, wir Schweizer sind ein friedliches, kleines Volk mit
international sehr bescheidener Bedeutung. Was denkst Du, was
geschehen würde, wenn wir die EU oder die USA wegen ihrer
Geldwäscherei-Praktiken und anonymen Bankkonten anklagen würden?
Genau: Man würde uns bestenfalls auslachen, schlimmstenfalls mal kurz
wirtschaftlich plattwalzen.
> Wie die Steuern in der Schweiz geregelt sind, spielt hier keine
> Rolle: in z. B. Deutschland ist es aber so, daß der Arbeitgeber die
> Steuer direkt vom Gehalt abzieht, und nur reiche Selbständige und
> Unternehmer (wobei nicht nicht sagen will, daß die _alle_ reich sind)
> haben die Möglichkeit zu betrügen. Und da leistet die Schweiz eben
> Beihilfe.
Die Schweiz hat der EU vor langer Zeit Lösungen für dieses Problem
angeboten, die die EU jahrelang zurückgewiesen hat, weil es ja
hintergründig nicht darum geht, das Problem der Steuerhinterziehung
zu lösen, sondern darum, den Finanzplatz Schweiz zum eigenen Vorteil
zu schwächen. Letzteres kann man halt nicht mit schnellem,
wirkungsvollen Erreichen des vordergründigen Ziels erreichen.
> > Oder vielleicht googlest du mal, was mit den 1,2 Mia. passiert ist,
> > die die Banken abgeliefert haben.
>
> Ich würde viel lieber wissen, was mit all den Mrd. passiert ist, die
> die Banken _nicht_ abgeliefert haben.
Welche Milliarden? Die, die sie legal(?) erwirtschaftet haben? Bitte
näher spezifizieren: Sind Banken neuerdings verpflichtet, ihre
Gewinne an die USA und Israel abzuführen? Oder gilt das Deiner
Meinung nach nur für schweizer Banken?
Was ist mit den kriegsbedingten Gewinnen von Firmen und Banken
anderer Staaten? Gelten für die Schweiz etwa schärfere moralische
Massstäbe als für andere Staaten?
Gerade das Beispiel mit den ausgezahlten Geldern zeigt's ja ziemlich
deutlich, wieso überhaupt Prozesse gegen die Schweiz geführt wurden:
Es ging gewissen Organisationen, die übrigens nicht zu den
Kriegsgeschädigten zählen, darum, sich zu bereichern. Ehrlich gesagt:
Mir ist es lieber, wenn irgendwelche schweizer Banken ein paar
Milliarden Franken ungerechtfertigterweise besitzen, als dass das
gleiche Geld an kriegführende Staaten und an eigennützig operierende
Organisationen abgetreten wird. So oder so haben die rechtmässigen
Besitzer (resp. deren Nachfahren) nichts davon.
> Außerdem kannst Du sicher nicht
> bestreiten, daß für das, was er getan hat, nämlich eine ziemlich
> schäbige Straftat der Bank aufgedeckt, in der Schweiz recht übel
> behandelt wurde.
Das ist korrekt. Uebel ist allerdings auch, mit welchen Mitteln dies
klägerseitig ausgeschlachtet wurde. Welches das grössere Uebel ist
sei mal dahingestellt. Die Bank jedenfalls hat lediglich von ihrem
Recht Gebrauch gemacht, ungetreue Mitarbeiter zu entlassen (auch wenn
hier die "Untreue" schlussendlich moralisch betrachtet ein Gewinn für
die Welt war), die Klägerseite hat allerdings den Herrn Meili mit
falschen Versprechungen auf ihre Seite gelockt, ihn gründlich
ausgenutzt und dann wie nutzlosen Müll fallenlassen.
> Und unstreitig ist auch die schäbige Straftat der
> Bank selbst, wie auch ihr verwerfliches Verhalten zuvor, auch wenn
> das vielleicht nicht strafbar war:
Korrekt.
> Das das klar wird: ich will hier sicher nicht alle Schweizer kränken,
> und ganz bestimmt nicht behaupten, daß andere Staaten besser sind.
> Aber es ist schon auffällig, wie sehr das Bankenwesen, und seine
> Ideologien, dort in der Bevölkerung Anker finden.
Ma. ich habe noch nie davon gehört, dass ein wütender Mob in
Luxemburg, Liechtenstein, auf den Kanalinseln, auf den Bahamas oder
sonstwo die verbrecherischen Banken gestürmt hätte. Vielmehr scheint
es mir so, dass alle Staaten und ihre Bevölkerungen gerne über
finstere Machenschaften ihrer Wirtschaft hinwegsehen, solange diese
für Wohlstand und Annehmlichkeiten sorgt.
Wie oft hast Du in Deutschland bei Firmen vorgesprochen, bei denen
mehr oder weniger allgemein bekannt ist, dass sie in unsaubere
Machenschaften verwickelt sind?
> ... nun gut, vielleicht ja erst nach Schokolade und Käse.
Eben, denn das "Schweizer Nummernkonto" gibt es in der vielzitierten
Form gar nicht (mehr). Du glaubst sicher alles, was in
James-Bond-Filmen zu sehen ist? :-)
> Mag sein, daß das heut nicht mehr so läuft.
Nein, es mag nicht sein, es ist so. Allerdings gibt es auch
hierzulande zweifellos wie überall nach wie vor genug Geld, das über
finstere Kanäle fliesst. So naiv, dies zu bestreiten, bin ich sicher
nicht.
> Aber daß das freiwillig
> wäre, aus Einsicht in die Unmoral dieser Handlungen, und nicht nur,
> weil es in der Welt schlecht ankam, kann ich nicht so erkennen.
Boah, wir bösen, bösen Schweizer ... <patsch> ... <patsch>
Natürlich sind alle anderen Staaten völlig altruistisch eingestellt,
die USA ist nicht gerade in ein wehrloses Land aus Eroberungsdrang
eingefallen, in Deutschland gibt's keine Korruptionsskandale und es
wird keinesfalls in Staaten investiert, die sich dauernd
Menschenrechtsverletzungen zu Schulden kommen lassen, Berlusconi hat
in Italien keineswegs eigenhändig ein Gesetz durchgeprügelt, das
verhindert, ihn für seine illegalen Tätigkeiten zur Rechenschaft zu
ziehen, ...
Ja, wenn's die Schweiz nicht gäbe, dann wären alle Probleme dieser
Erde gelöst, gell. Ausrotten sollte man ihn, diesen Sündenpfuhl.
> Stattdessen wäre des doch einmal etwas neues, die Energien
> dahingehend einzusetzen, daß es auch in anderen Ländern schwerer
> wird, geraubtes Geld zu verstecken.
Je nun, wir Schweizer sind ein friedliches, kleines Volk mit
international sehr bescheidener Bedeutung. Was denkst Du, was
geschehen würde, wenn wir die EU oder die USA wegen ihrer
Geldwäscherei-Praktiken und anonymen Bankkonten anklagen würden?
Genau: Man würde uns bestenfalls auslachen, schlimmstenfalls mal kurz
wirtschaftlich plattwalzen.
> Wie die Steuern in der Schweiz geregelt sind, spielt hier keine
> Rolle: in z. B. Deutschland ist es aber so, daß der Arbeitgeber die
> Steuer direkt vom Gehalt abzieht, und nur reiche Selbständige und
> Unternehmer (wobei nicht nicht sagen will, daß die _alle_ reich sind)
> haben die Möglichkeit zu betrügen. Und da leistet die Schweiz eben
> Beihilfe.
Die Schweiz hat der EU vor langer Zeit Lösungen für dieses Problem
angeboten, die die EU jahrelang zurückgewiesen hat, weil es ja
hintergründig nicht darum geht, das Problem der Steuerhinterziehung
zu lösen, sondern darum, den Finanzplatz Schweiz zum eigenen Vorteil
zu schwächen. Letzteres kann man halt nicht mit schnellem,
wirkungsvollen Erreichen des vordergründigen Ziels erreichen.
> > Oder vielleicht googlest du mal, was mit den 1,2 Mia. passiert ist,
> > die die Banken abgeliefert haben.
>
> Ich würde viel lieber wissen, was mit all den Mrd. passiert ist, die
> die Banken _nicht_ abgeliefert haben.
Welche Milliarden? Die, die sie legal(?) erwirtschaftet haben? Bitte
näher spezifizieren: Sind Banken neuerdings verpflichtet, ihre
Gewinne an die USA und Israel abzuführen? Oder gilt das Deiner
Meinung nach nur für schweizer Banken?
Was ist mit den kriegsbedingten Gewinnen von Firmen und Banken
anderer Staaten? Gelten für die Schweiz etwa schärfere moralische
Massstäbe als für andere Staaten?
Gerade das Beispiel mit den ausgezahlten Geldern zeigt's ja ziemlich
deutlich, wieso überhaupt Prozesse gegen die Schweiz geführt wurden:
Es ging gewissen Organisationen, die übrigens nicht zu den
Kriegsgeschädigten zählen, darum, sich zu bereichern. Ehrlich gesagt:
Mir ist es lieber, wenn irgendwelche schweizer Banken ein paar
Milliarden Franken ungerechtfertigterweise besitzen, als dass das
gleiche Geld an kriegführende Staaten und an eigennützig operierende
Organisationen abgetreten wird. So oder so haben die rechtmässigen
Besitzer (resp. deren Nachfahren) nichts davon.
> Außerdem kannst Du sicher nicht
> bestreiten, daß für das, was er getan hat, nämlich eine ziemlich
> schäbige Straftat der Bank aufgedeckt, in der Schweiz recht übel
> behandelt wurde.
Das ist korrekt. Uebel ist allerdings auch, mit welchen Mitteln dies
klägerseitig ausgeschlachtet wurde. Welches das grössere Uebel ist
sei mal dahingestellt. Die Bank jedenfalls hat lediglich von ihrem
Recht Gebrauch gemacht, ungetreue Mitarbeiter zu entlassen (auch wenn
hier die "Untreue" schlussendlich moralisch betrachtet ein Gewinn für
die Welt war), die Klägerseite hat allerdings den Herrn Meili mit
falschen Versprechungen auf ihre Seite gelockt, ihn gründlich
ausgenutzt und dann wie nutzlosen Müll fallenlassen.
> Und unstreitig ist auch die schäbige Straftat der
> Bank selbst, wie auch ihr verwerfliches Verhalten zuvor, auch wenn
> das vielleicht nicht strafbar war:
Korrekt.
> Das das klar wird: ich will hier sicher nicht alle Schweizer kränken,
> und ganz bestimmt nicht behaupten, daß andere Staaten besser sind.
> Aber es ist schon auffällig, wie sehr das Bankenwesen, und seine
> Ideologien, dort in der Bevölkerung Anker finden.
Ma. ich habe noch nie davon gehört, dass ein wütender Mob in
Luxemburg, Liechtenstein, auf den Kanalinseln, auf den Bahamas oder
sonstwo die verbrecherischen Banken gestürmt hätte. Vielmehr scheint
es mir so, dass alle Staaten und ihre Bevölkerungen gerne über
finstere Machenschaften ihrer Wirtschaft hinwegsehen, solange diese
für Wohlstand und Annehmlichkeiten sorgt.
Wie oft hast Du in Deutschland bei Firmen vorgesprochen, bei denen
mehr oder weniger allgemein bekannt ist, dass sie in unsaubere
Machenschaften verwickelt sind?