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  • eigentlichunwichtig

401 Beiträge seit 17.05.2002

Re: immer wieder diese alte These...

Stephan Geue schrieb am 06.02.2024 14:32:

Damit komme ich zum nächsten "Kampfbegriff", dem Mehrwert. Ehrlich gesagt haben sich dabei Fragezeichen in meinem Kopf aufgetan, seit ich das zum ersten Mal gehört habe. War es schon im Staatsbürgerkundeunterricht oder erst während der universitären Rotlichtbestrahlung? Egal. Mehrwert: Ich investiere Zeit, Energie, Expertise und Material - all das muss bezahlt werden -, und heraus kommt etwas, das wundersamerweise mehr wert ist als die Summe der Zutaten. Ich formuliere es jetzt mal provokant: Ich investiere Geld, um eine nagelneue Immobilie zu erwerben - sagen wir: beste Münchner Lage im Jahre 2019 -, und dann lasse ich drei Jahre verstreichen. Nix weiter - keine Energie, keine Expertise, kein Material. Eigentlich auch keine Zeit, denn ich trödele während der drei Jahre nicht herum, sondern beschäftige mich mit irgendwas ganz anderem. Und schwups, habe ich einen Mehrwert. Ohne jedes Produktionsmittel und ohne Arbeit. Ich kann die Hütte als neu verkaufen, weil sie die ganze Zeit leer stand, und mir bleiben nach den drei Jahren... - hm, 30 Prozent mindestens, wetten? Also habe entweder ich den Begriff "Mehrwert" falsch verstanden oder sonst irgendjemand.

Meine Deutung ist: Ich habe mit Kapital (Geld) eine andere Form von Kapital (Grund und Boden mit einer Immobilie darauf) erworben, und jetzt tue ich mit diesem Kapital, was man als echter Kapitalist mit Kapital macht: Man lässt andere für sich arbeiten - vermittels des Kapitals. Denn irgendjemand muss ja das Geld erwirtschaftet haben, das mir nach den drei Jahren beim Verkauf gezahlt wird. Und wieso geht das mit einer Münchner Immobilie und nicht mit einem chinesischen Sack Reis? Weil die Menge von Geld beschränkt ist, und zwar von Gesetzes wegen - ja, Leute, wenn ihr euch in Giralgeldschöpfung auskennt, werdet ihr mir mit flinker Zunge widersprechen, aber das diskutieren wir gerne in einem anderen Beitrag -, und weil die Fläche von Münchner Top-Lagen ebenfalls beschränkt ist, und zwar von Natur aus, und das ist mit chinesischem Reis etwas anders. Oder mit einem Hammer. Oder einer Drehmaschine.

Um bei dem Beispiel zu bleiben: Beim Haus kaufen / warten / verkaufen entsteht kein Mehrwert. Da entsteht noch nicht mal Wert. Man mag beim Verkauf persönlich einen Gewinn erzielen. Der speist sich aber aus dem Mehrwert, der anderswo erzeugt wurde (gesamtgesellschaftlich gesehen). Und erzeugt wird Mehrwert ausschließlich durch Arbeit, Wertschöpfung. Nicht durch Warten darauf, das Besitz "mehr Wert" wird.

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