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Avatar von demon driver
  • demon driver

mehr als 1000 Beiträge seit 25.02.2000

Grauenhaft (2 von 2)

- 2 -

[...]

> Phantastisch, ein Linker wirft mir vor das die Regierung
> Rechtskapitalistisch ist. Dabei untergräbt die Politik seit
> Jahrzehnten die Handlungsfähigkeit der Marktwirtschafter, dabei ist
> die Politische Korrektheit die neue Denktdoktrin in der BRD, dabei
> gibt es "Kampf gegen Rechts" aber nicht "Kampf gegen Links". Darum
> ist der Staatskorporatismus so massiv und Ämter und Behörden
> ersticken das Land mit Vorschriften... Weil alle so Kapitalistisch
> sind! Und dann auch noch Agitprop vorwerfen, wo das doch so eine
> schöne Erfindung von Lenin ist.. 

Alles Regierungshandeln, auch wenn es dir nicht so scheint, dient dem
Schutz der Wirtschaft, der Unternehmen, deren Eigentum und Profit vor
den nicht- und wenigbesitzenden Staatsbürgern. Um diesen Schutz zu
gewährleisten, ist ein funktionierendes Staatswesen, das sowohl die
Infrastruktur unabhängig von privatwirtschaftlichen Erfolgen
einzelner Unternehmen gewährleistet als auch mit Gesetz und
Gewaltmonopol das privatwirtschaftliche Vermögen schützt, zwingend
erforderlich. Je weiter die Globalisierung fortschreitet, umso mehr
ist der Staat nur noch Erfüllungsgehilfe der Wirtschaft.

> > In keiner Definition von Kommunismus werden "Fünfjahrespläne"
> > erwähnt.

> Mich interessiert es nicht [...]

Ja, reale Tatsachen und Definitionen interessieren dich nicht. Du
möchtest lieber deine ebenso ideologischen wie idiotischen Vorurteile
pflegen.

> was für asoziale, antiseptische,
> freischwebend-utopische, Idealkonstruktionen jenseits von
> Gesellschaft und Biologie der "nie existierende Kapitalismus" ist.
> Tatsachen sprechen, nicht Worte! In brigen ist der Fünfjahresplan
> dann entstanden als man begann den Kommunismus einzuführen, es ist
> die Folge des "wie setzen wir jetzt das ideal um" Denkens.
> Realität... Wirklichkeit..

Nirgends ist jemals Kommunismus eingeführt worden, und die x-te
Wiederholung deines anderslautenden Geplärrs ändert daran genau
nichts.

> > Andersherum ist der kapitalistische Ansatz, dem Markt jegliche
> > "Planung" zu überlassen, direkte Ursache und Garantie für allen
> > Hunger und die meiste Not auf dieser Welt, weil er systematisch
> > verhindert, dass auch nur Mehrheiten, geschweige denn alle, genug von
> > den weiterhin im Überfluss vorhandenen Ressourcen und prinzipiell im
> > Überfluss produzierbaren lebenswichtigen Gütern erhalten.

> Das ist Agitprop! Tatsache ist, das noch nie so viele Menschen gelebt
> haben auf der Welt.

Und noch nie so viele gehungert. Hurra! Und es werden immer mehr, die
hungern. Hurra! Obwohl die Welt, wenn eine jüngere Veröffentlichung
zum Thema Recht hat, von ihren Ressourcen und Produktionskapazitäten
her locker die doppelte Anzahl von Weltbewohnern bequem leben lassen
könnte.

> Dies ist der freien Wirtschaft zu verdanken.

Hurra!

> Tatsache ist, das noch nie so schnell so viel Wohlstand für so viele
> Menschen erschaffen worden ist, wie im Kapitalismus.

Einer der seltenen richtigen Sätze.

Was aber nützt uns das noch, seit es damit vor Jahrzehnten zuende
gegangen ist und es fast überall für immer mehr Menschen nur noch
bergab geht?

> Die meisten Menschen LEBEN und zwar gut.

*Das* ist gelogen. Der größte Teil der Weltbevölkerung lebt unter
kaum noch menschenwürdigen Bedingungen, und der Teil wird weiter
größer.

> Sie haben lebenswichtige Güter, sie
> haben zugriff auf Ressourcen und es wird ihnen noch weiter gut gehen.
> 300 Millionen innerhalb von 20 Jahren in China sind nix??

Bei 180 Millionen Arbeitslosen, Tendenz steigend?

Der Aufschwung in China, der in wenigen Jahrzehnten all das an
Modernisierung nachgeholt hat, was in Europa im 19. und 20.
Jahrhundert passiert ist, neigt sich dem Ende zu – der Stand der
Technik ist jetzt auch dort erreicht. Eine neue, kleine wohlhabende
Schicht hat profitiert, dem große Rest der Bevölkerung geht es
mindestens so schlecht wie früher, und es gibt keine Aussicht darauf,
dass es ihm unter kapitalistischen Bedingungen je besser gehen wird.

> > Natürlich, und die hat ja auch überhaupt nichts mit Kapitalismus,
> > sprich mit Wirtschaftsinteressen zu tun. 

> Wirtschaftsinteressen können durchaus damit zu tun haben, aber auch
> Machtinteressen. Damit kannte sich übrigens die Sowjetunion auch gut
> aus. Wirtschaftsinteressen sind nicht per se negativ.

Sie sind kapitalistisch, und insofern hat auch der böse
US-Imperialismus Triebfedern, die im Kapitalismus liegen. Und auch
die Wirtschaftsinteressen der SU waren kapitalistisch, sobald es um
Devisen und internationalen Warenhandel ging. Der fand schließlich
auf dem kapitalistischen Weltmarkt statt, ging ja schon damals nicht
anders. Kommunismus? Nein, das war Staatskapitalismus! Und genau der
ist – neben dem nicht funktionsfähigen,
bürokratisch-autoritär-obrigkeitsstaatlichen Planwirtschaftskonzept –
mit-, wenn nicht hauptschuld an der wirtschaftlichen Ausblutung der
"realsozialistischen" Staaten gewesen.

> Weltzwangsbeglückungsinteressen sind es aber! Und erneut weise ich
> darauf hin das zerstörerische Imperialistische Interessen nicht
> zwingender Bestandteil des Kapitalismus sind. Ganz im Gegenteil ganz
> Westeuropa, ein grosser Teil der Südasiatischen Länder und inzwischen
> auch China zeigen worum es beim Kapitalismus geht. Um das Handeln, um
> das Wertschöpfen und den freien austausch der Güter. Jeder nach
> seiner Faccon...Die Freiheit Die Du für alle Menschen willst, ist
> gerade dabei Global zu werden. 

Die Freiheit von Bevölkerungsmehrheiten in
Mehrhundertmillionenstärke, sich für die Profite einer kleinen,
wohlhabenden Schicht bei Hunger totzuarbeiten oder gleich ohne Arbeit
zu hungern.

> > Klar, alles, was toll ist auf der Welt kommt vom Kapitalismus, und
> > alles was scheiße ist nicht (bzw. vom Kommunismus). Ist es nicht
> > schön, wenn man sich in seiner Hohlbirne einfache Erklärungsmodelle
> > basteln kann, die garantiert niemals die eigene ideologische
> > Verblendung in Frage stellen werden, dass Hundescheiße am Schuh ein
> > wunderbar duftendes Aroma hat, gell?

> Erstens verbitte ich mir das kindische Geschimpfe von Dir,

Entschuldige, aber nimm zur Kenntnis, dass deine
ressentimentbeladene, antihumanistische Hetze eine erheblich
gravierendere Beschimpfung ganzer Generationen von Humanisten
darstellt, der ich durch meine ansonsten sachliche Auseinandersetzung
erheblich mehr Ehre erweise als sie jemals einen Anspruch hätte.

> und zweitens habe ich versucht zu vermitteln das Kapitalismus keine
> zentral gesteuerte Doktrin ist. Ganz im Gegenteil vom Kommunismus und
> Sozialismus. Es gibt keine Handlungsvorschriften für jeden Handgriff,
> es ist einfach und allein die Freiheit zu handeln.

Quatsch. Jede Freiheit, jedes Wohlergehen im Kapitalismus steht unter
Profitvorbehalt. Dieser Profitzwang ist totalitärer als mancher
zentralistische Totalitarismus, und seine Totalität ist global. Die
engen und sehr wohl existierenden Handlungsvorschriften des
Kapitalismus (die z.B. jeder Kaufmann im Detail lernen muss) ergeben
sich aus dem Profitzwang.

> Nicht alles ist
> toll was im Mantel des Kapitalismus kommt, so ist Harz 4 und 1-Euro
> Job eine krasse Katastrophe finde ich.

Da sind wir uns einig.

> Das kann man aber anders lösen
> als die Verstaatlichung aller Firmen, die Enteignung aller Menschen
> und der umformung aller in eine idealistische Gleichheitsdenke..

Nochmal, und merk's dir einfach. Kommunismus ist keine "Umformung
aller in eine idealistische Gleichheitsdenke", sondern "jeder nach
seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen". Das ist das
Ziel. Alles, wo das nicht verwirklicht ist, ist nicht Kommunismus.

Und Harz IV und 1-Euro-Jobs, da könnte man zwar den Zwang rausnehmen,
aber die Reduktion der Zahlungen auf absolutes Mindestniveau liegen
sehr wohl in der Zwangsläufigkeit eines globalisierten, sich selbst
kaputtrationalisierenden Kapitalismus, dessen Gesamterträge fast
überall immer weniger ausreichen, um noch menschenwürdige
Sozialsysteme zu finanzieren. Weil er sich so entwickeln musste und
weil er sich zwangsläufig so weiterentwickeln wird, wie er sich seit
Jahrzehnten nun mal entwickelt, nachdem fast überall durch
Produktivitätsfortschritt die Grenze unwiderruflich überschritten
ist, an der einmal kurzzeitig sowas ähnliches wie Vollbeschäftigung
möglich war.

> > Klar. Weil dessen Autoren, wir leben ja quasi schon in
> > "kommunistischer" Diktatur hier, gell, heute politisch und
> > wissenschaftlich quasi tot sind, gell, haben bestenfalls noch was im
> > Männerclub zu sagen und sind ihrer Professorentitel enthoben und
> > müssen stattdessen die Fakultätsklos putzen, gell.

> Das Schwarzbuch des Kommunismus konnte nicht früher rausgebracht
> werden. Dies ist die Aussage das Autors der schon 1985 oder so dieses
> Buch rausbringen konnte.

Könnte das daran liegen, dass der Markt nicht dafür da war? Was ist
daran schlecht? Vielleicht war es ja auch einfach scheiße und hat
nicht mal die rechtsliberalen Thinktanks ausreichend interessiert?

> Selbst 1995 waren die Studenten und
> Professoren so links und indoktriniert das es nicht ging. Und JA wir
> haben eine Meinungsdiktatur in den Universitäten. Es ist die 68er
> "Gutmenschendiktatur". 

Jaja. Das rechts-neoliberale Deutschland ist in Wirklichkeit eine
linke "Gutmenschendiktatur". Neenee, siehe mal lieber oben. Und:

Du hast nämlich keine Ahnung. Hast du überhaupt mal eine Hochschule
von innen gesehen? Wenn es heute eine "Meinungsdiktatur in den
Universitäten" gibt, dann ist das nachweisbar die, dass selbst in den
wenigen ehemals linksradikalen Hochburgen (wie etwa Freiburg,
Marburg, Tübingen) zum Beispiel in Wirtschaftswissenschaften nicht
mal mehr eine auch nur milde kritische Auseinandersetzung mit der
etablierten bürgerlich-kapitalistischen Wirtschaftslehre stattfindet.
Da wird nur noch die kapitalistische Religion gelehrt.

Die Hochschulen sehen längst mehr so aus, wie du sie dir in deinen
feuchten antihumanistischen Träumen wünschst, als irgendwie anders.

[...]

Cheers,
d. d.

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