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  • Daelach

mehr als 1000 Beiträge seit 11.05.2004

Was hier natürlich im Forum nicht thematisiert wird:

Daß der Norden seinen Konsum senken muß, bedeutet automatisch einen
massiv geringeren Lebensstandard. Wenn wir die vorhandenen Ressourcen
(Rohstoffe und Energie) weltweit gleichmäßig aufteilen wollten, dann
müßten 9 von 10 deutschen Autofahrern auf ihre Karre verzichten.
Praktisch gäbe es dann nur noch ÖPNV, der allerdings auch besser wäre
als heute, weil die Leute in den Bussen und nicht im eigenen Auto
daneben säßen.

Es gäbe höchstens einmal die Woche Fleisch, Obst und Gemüse wieder
entsprechend der Saison, oder auch eingeweckt. Alle zwei Jahre nen
neuen Laptop oder Spielerechner könnte man vergessen (ist aber auch
kein Problem, da die S/W entsprechend weniger ressourcenverschlingend
geschrieben würde).

Urlaub in Weitwegistan? Ist nicht, mit dem Zug in den Harz, an die
Ostsee oder in die Alpen wäre der Familienurlaub. Wenigstens
entfielen Jetlag und Tropenkrankheiten.

Naja, und so weiter. Der Punkt ist, daß es NICHT nur der Oberbonze in
seinem 4t-Pseudogeländewagen ist, der verzichten müßte, weil die gar
nicht die Masse der Ressourcenverbräuche ausmachen. Nein, auch der
ganz normale Angestellte müßte massiv verzichten. Das, worüber heute
noch hier gejammert wird, IST Luxus. Wenn wir global denken, dann ist
selbst Harzt4 als unterste Wohlstandsstufe unserer Gesellschaft im
weltweiten Vergleich immer noch ein WUnschtraum für die Mehrheit der
Menschen dieser Welt.

Es sind NICHT etwa die pösen, pösen Eliten, die die
Entwicklungsländer kleinhalten. Nein, es sind WIR ALLE, die wir
nämlich z.B. durch den Kauf günstiger Elektronik aus China die
dortige staatskapitalistische Ausbeutung der Menschen und der Natur
aktiv unterstützen.

Wenn die Menschen soweit wären, überhaupt eine "gerechtere"
Weltordnung leben zu WOLLEN, dann würden sie es auch KÖNNEN. Sie sind
aber nicht soweit! Der normale Konsument in Deutschland interessiert
sich nen Scheiß, unter was für Bedingungen die Rohstoffe seines neuen
Laptops oder Autos gewonnen wurden, und unter welchen Bedingungen die
produziert werden. Und selbst WENN er sich mal die eine oder andere
Reportage ansieht, würde er dennoch NIE Konsequenzen für seinen
eigenen Konsum daraus ziehen.

Ja, wir beuten die Welt aus. Und nein, wir werden das nicht
freiwillig beenden. Es ist nicht nur Gehirnwäsche, die die Leute hier
auf die Seite der Kapitalisten brächte, es ist auch die Sorge um den
eigenen Wohlstand. Ein weltweiter Sozialismus hätte nicht nur zur
Voraussetzung, daß man die Großkapitalisten entmachten müßte, ggf.
durch Wegsperren in nen Knast, sondern man müßte das auch mit nahezu
der gesamten Bevölkerung der "1. Welt" machen, weil sie wie gesagt
NICHT freiwillig ihren Wohlstand reduzieren wird.

Also, wie soll das gehen? Die Regierungen, Konzerne und die Völker
der 1. Welt gleichzeitig entmachten? Die Völker werden daraufhin
jeder Regierung die Stimme geben, die sich gegen solche Bestrebungen
wehrt, gerne auch mit Gewalt. Das ist keine Spekulation, sondern das
kann man bereits in den USA sehr schön sehen.

Und auch bei uns sind zwar 70% gegen den Afghanistankrieg, aber nur
deswegen, weil sie nicht kapiert haben, wozu der überhaupt gut sein
soll. Sie sehen, daß der ganze Demokratiekram dort scheitert, aber
sie begreifen nicht, daß das immer nur ein billiger Vorwand war.
Genauso wie das Geblöke von "kein Blut für Öl" auch nur hochkommen
konnte, weil das Öl ja stets sicher geflossen ist. 1973 wäre so ein
Krieg ganz anders aufgenommen worden, da hätte sich dann nämlich der
ganz normale Mitbürger als genau das Raubtier demaskiert, was WIR
eben sind!

Solange die Leute hier nicht begreifen, was für Chancen nicht etwa
für die Entwicklungsländer (die interessieren hier keine Sau!) in
einer anderen Weltordnung liegen, sondern für sie SELBER, wird sich
gar nichts tun. Ein geringerer Lebensstandard, für den man aber wegen
der nach wie vor bestehenden Produktivität weitaus weniger arbeiten
müßte (vielleicht drei Stunden am Tag), das wäre selbst eine 10 Jahre
geringere Lebenserwartung IMO wert (ja, die würde auch sinken). Der
Vorteil wäre aber, daß wir statt 85 nur 75 würden, die Zeit BIS DAHIN
aber erstens gesünder wären und zweitens viel mehr davon hätten.
Gemessen an "lebenszeit zur freien Verfügung" wäre es also ein klares
Plus in einer Gesellschaft, die deutlich weniger konsumiert.

Das ist auch die Chance an Peakoil, das uns ohnehin zu so einer
Gesellschaft erziehen wird, volens nolens.

Hauptproblem: Sind die Menschen überhaupt soweit, mit soviel freier
Lebenszeit klarzukommen? Man besehe das Loch, in das viele Rentner
fallen, aus Leere und nicht aus Geldmangel. Selbst in der DDR, das
vergesse man nicht, gab es neben dem Recht auf Arbeit auch eine
PFLICHT zur Arbeit, d.h. dort wurden die Leute auch nicht sich selbst
überlassen. Nun wäre es aber genau der Sinn der Kombination aus hoher
Produktivität und bescheidenem Konsum, die Arbeit auf ein absolut
notwendiges Minimum zu reduzieren. Arbeitslosigkeit wäre geradezu das
ZIEL.

Was macht man mit Leuten, die Arbeit brauchen, um sich von ihrem
Leben abzulenken? Dies dürfte die breite Mehrheit der Bevölkerung
sein. Derzeit "löst" man das durch im Grunde überflüssige Jobs wie
Pizzabote oder sowas. Mit den Menschen, so wie sie derzeit drauf
sind, kann man keine andere Weltordnung machen. Im Grunde müßte man
die gesamte "1. Welt", vom Bonzen bis zum Hartzie, in
Umerziehungslager stecken. Aber wer sollte das tun angesichts der
faktischen Machtverteilung, wenn nicht - WIR SELBST?!
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