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  • Rob Otter

1 Beitrag seit 18.07.2020

Mächtig manipulativ

April 2020, wir erinnern uns: Woche für Woche nahm die Zahl derjenigen zu, die gegen die autoritären Corona-Maßnahmen auf die Straße gingen.

Zumindest hat die Anzahl der Demonstranten über einen kurzen Zeitraum zugenommen. Mittelfristig hat sie sehr schnell wieder abgenommen.
Unter den Demonstranten waren auch Menschen die mit den Maßnahmen einverstanden waren und die sich für mehr finanzielle Unterstützung eingesetzt haben.
Zum Einen werden hier die Maßnahmen vom Verfasser negativ bewertet und zum Anderen wird die wachsende Zahl der Demonstranten postuliert und instrumentalisiert.

In Berlin lag der Fokus auf dem Rosa-Luxemburg-Platz, der zu einer Art Treffpunkt und Debattenort der Kritiker wurde. Im Ausnahmenotzustand der nationalen Einheit war das nicht vorgesehen und schon gar nicht erwünscht.

Es gibt keinen "Ausnahmenotzustand". Diese Wortschöpfung verquickt die tief in Grundrechte eingreifende Maßnahme eines staatlichen "Ausnahmezustand" und den von der WHO ausgesprochenen "Gesundheitsnotstand", der eine Empfehlung an die Länder zur Folge hat.

Der Begriff der "nationalen Einheit" ist nicht definiert. Insofern ist es unmöglich zu wissen, wie die Pläne und Wünsche dieser nicht definierten Menschen(?)-Menge aussehen.

Die Polizei musste immer mehr Kräfte zur Eindämmung einsetzen, die halbe Pressestelle erschien vor Ort, um zu moderieren, auch verdeckt arbeitende Beamte in Zivil bereicherten das Ensemble.

Die Fakten in diesem Satz sind vermutlich folgende (kann ich nicht prüfen):
- Mehr Demonstranten => mehr Polizisten
- Pressestelle und Zivilbeamte waren vor Ort

Die Wortwahl ist tendenziös:
- "Eindämmung" weist auf die Notwendigkeit etwas im Zaum zu halten/vorm Ausbrechen zu hindern hin. Was eingedämmt werden musste wird nicht erklärt.
- "die halbe Pressestelle" ist eine Angabe, die auf eine übertrieben hohe Anzahl hinweist. Der Autor kennt vermutlich weder die Anzahl der MA der Pressestelle vor Ort noch die gesamte Anzahl. Aus meiner Sicht fehlt allerdings sowieso der Informationsgehalt in der prozentualen Angabe der Menge dieser Arbeitnehmer.
- "bereicherten das Ensemble" ist ein spöttischer Hinweis des Autors auf die Gesamtmenge der Polizisten, in Verbindung mit der Nennung also auch ein spöttische Bemerkung in Richtung der Zivilbeamten.

Mein Fazit und meine persönlichen Schlussfolgerungen:
Bereits im ersten Absatz stecken also schon Hetze (über Polizei), Angstmacherei (bezüglich Maßnahmen des Staates) und vermutlich gezielt platzierter Halbwahrheiten (die zunehmende Anzahl Demonstranten). Wer keine drei vernünftigen Einleitungssätze hinbekommt kann keinen ernstzunehmenden Artikel schreiben.

Dennoch habe ich weitergelesen und besonders hierbei schmunzeln müssen:

Jedenfalls ist damit belegt, dass es an jenem 1. Mai mindestens eine Inszenierung gab, an der die Polizei im Zusammenspiel mit anderen Personen beteiligt war. Warum könnte also der Anschlag auf das ZDF-Team nicht ebenfalls eine inszenierte Aktion mit spezifischer Absicht gewesen sein?

Wenn es eine Inszenierung gab, warum sollten es dann nicht 25 geklonte Herr Spahns gewesen sein, die damit schärfere Polizeigesetze durchsetzen wollten? Wird man doch mal fragen dürfen!1!?!

Soweit einige Glanzstücke der Elite des unabhängigen deutschen Journalismus'.

Wer im Glashaus sitzt...

Kleiner Schwank am Rande: zufällig bin ich bei einer äußerst schlecht besuchten "Hygienedemo" vorbeigekommen und mit einem der Organisatoren ins Gespräch gekommen. Der hat sehr darüber geklagt, wie stark diese Demonstrationen instrumentalisiert werden.
Meine Theorie zu der Besucheranzahl an diesem Tagist übrigens: es hat geregnet. Die meisten Demonstranten bei diesen Demos waren Schönwetterdemonstranten die nicht aus einem Leid oder einer Überzeugung heraus zu einer Demo gehen, sondern bloß um zu jammern und zu stänkern.

Und noch eine persönliche Bemerkung: "der Ausnahmenotzustand der nationalen Einheit" ist ein besonders perfide manipulatives, da aufhetzend und angstheischend zugleiches Konstrukt. Mangels Interesse an diesem "journalistischem" Machwerk habe ich es nicht besonders aufmerksam weitergelesen. Vielleicht ist diese Polemik nichteinmal die Schlimmste im Text. Aber das so ein Artikel bei heise erscheint lässt mich überlegen mein ct' Abo zu kündigen um so etwas nicht mehr zu unterstützen.

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