Ansicht umschalten
Avatar von Pnyx (1)
  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Vertiefung

Ein guter, wichtiger Text, der allerdings weiter vertieft werden sollte. Denn es ist ja klar, dass es einerseits antiimperialistische usa-Kritik gibt, andererseits im Kern revanchistisch motivierte, von Leuten, die der Meinung sind, dass das Zentrum des Imperiums nicht in Washington, sondern in Berlin liegen sollte. Letztere Gruppe findet sich im Spiegel gut repräsentiert, während sie in der Zeit eher rezessiv ist und von den nach wie vor überzeugten Atlantikern dominiert wird, bei denen allerdings offen bleibt, ob sie genuin u.s-ophil sind, oder nicht vielmehr aus der Überzeugung heraus agieren, die usa wären einfach die Stärkeren und es daher geraten sei, auf ihrer Seite zu stehen. Nicht zufällig erwähne ich hier zwei Leitsterne der deutschen MSM, und eben nicht mehr oder weniger offiziell rechts stehende Medien, denen leicht Reich-Nostalgie unterstellt werden kann.
Als einzelner, sich politisch Äussernder hat man heutzutage das Problem, öfter von der falschen Seite beklatscht, bzw. missverstanden zu werden. Manichäistisches Denken ist so verbreitet, dass usa-Kritik von Vielen als implizites Russland- und / oder China-Lob verstanden wird, was schon reicht, um in die rechte Ecke gestellt werden zu können. Es gibt aber eine Gruppe von Menschen - zu denen ich mich zähle -, die sowohl u.s.-Imperialismus kritisiert, als auch allen übrigen rechtsgerichteten und damit antisozial und antiökologisch ausgerichteten Regimen extrem kritisch gegenübersteht. Je nach Thematik gibt es graduelle Unterschiede. So scheinen mir zurzeit die usa und ihre Vasallen klar die eigentlichen Kriegstreiber zu sein, was ich als Mensch, der Kriege verabscheut, regelmässig kritisiere. Ich komme aber nicht umhin, u.a. die soziale und die ökologische Politik z. B. Russlands grauenhaft zu finden. Und, noch schlimmer, feststellen zu müssen, dass die Gegner der usa mindestens so neoliberal eingestellt sind, wie diese selbst. Kurz, als Linker hat man nichts zu lachen, und auch die weiteren Aussichten sind trüb. Ich beginne die Verzweiflung linker Intellektueller wie Benjamin in den Dreissigerjahren immer besser zu verstehen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten