Nach dem Anschlag in Halle ist spätestens klar, dass ein Mensch jüdischen Glaubens nirgendwo auf der Welt strukturell sicher ist. Schließlich gehören wir zu den zivilisierten Ländern der Welt. Insofern ist Israel die letzte Lebensversicherung für alle Juden. Wer Israel als Staat angreift, der stellt diese Zuflucht in Frage. Und tatsächlich ist Israel von Staaten umgeben, die es lieber heute als morgen von der Landkarte tilgen würden, wenn sie es könnten.
Das heißt natürlich nicht, das Kritik an Israel grundsätzlich verboten ist. Dennoch sollte sich jeder ein paar Fragen stellen:
Wessen Sache bringe ich voran mit meiner Kritik?
Welche Agenda haben die meisten Kritiker in Wahrheit?
Leben in mir nicht doch die uralten antijüdischen Reflexe, sei es in modernem linken Gewand?
Ziele ich auf Israel und will ich eigentlich, ohne mir dessen klar zu sein, nicht doch auf "den Juden", damit er auch selber ein bisschen an allem schuld ist?
Wen verteidige ich, wenn ich für Palästinenser eintrete? Hamas, Fatah, hunderte von Raketen, finanziert von islamischen Staaten drumherum? Da werden Stellvertreterkriege geführt, die nicht von Israel befüttert werden.
Meine Befürchtung ist, dass viele Kritik eine Rationalisierung alter Vorstellungen vom angeblich reichen und bösartigen Juden sind. Sozusagen der unbewusste Versuch, Ur-opa und Ur-Ona doch ein bisschen Recht zu geben. Dafür spricht, dass es wahrlich genügend andere schlimme Konflikte gibt, z.B. Jemen. Es muss einen Grund geben, warum gerade Palästina die Gemüter so bewegt.