Wie weiter nach einem derartigen Artikel?

Ich möchte einmal versuchen mit eigenen Worten zusammenzufassen, zu welchem Schluss Suitbert Cechura in seiner Analyse kommt:

Die deutsche Politik steht uneingeschränkt auf Seiten des Apartheidstaats Israel, deckt damit also seine Verbrechen. Die Unterstützung dieser Kriegsverbrechen ist deutsches nationales Dogma. Wer nicht bereit ist das mitzumachen ist Antisemit. Jeder, der in Deutschland irgendwie in politischer Verantwortung steht, hat auch unaufgefordert Israel seine bedingungslose Solidarität zu erklären.

Jeder Deutsche hat also Israel als koloniales Siedlerprojekt zu unterstützen. Und jeder Jude hat sich als Unterstützer dieser israelischen Staatsidee zu verhalten, sonst ist er kein echter Jude. Judesein und Siedler zu sein auf einem Gebiet, von dem die Palästinenser gewaltsam vertrieben wurden und werden, ist dasselbe.

Ja, das ist in der Tat das Narrativ, das mit großer Brutalität in unsere Köpfe gehämmert wird. Noch nie hat ein Autor bei Telepolis das in dieser rücksichtslosen Offenheit formuliert. Aber wie jetzt weiter?

Eine Unterstützung Israels in welcher Form auch immer kann keine Position oder Haltung sein, die man noch einnehmen kann. Die Unterstützung der BDS-Bewegung ist das mindeste, was von jeder Partei und jedem Politiker gefordert werden muss, damit er oder sie wählbar wird.

Gibt es eine Partei oder Politiker, die diese Minimalkriterien hierzulande erfüllen? Natürlich nicht. Die Durchsetzung des deutschen nationalen Dogmas hat eine emotionale und intellektuelle Wüste hinterlassen, die nicht wiederbegrünt werden kann. Seit Jahren schon gebärden sich die deutschen Linken als bedingungslose Claqueure Israels.

Das ist insofern wichtig, als Widerstand gegen Rassismus und Chauvinismus zum Kern linker Politik und Identität gehört. Dass es gelungen ist die gesamte deutsche Linke zu fanatischen Unterstützern eines solchen Projekts zu machen ist atemberaubend. Ich halte das für einen der größten Propagandaerfolge, die es in Deutschland je gegeben hat.

Nun, es nützt ja nichts. Wir müssen jetzt eben bei Null wieder anfangen. Der Seitenwechsel, den die Telepolisredaktion vollzogen hat, könnte ein Beginn sein.