Der Text ist m.E. ein missglückter Versuch, mit allerlei rhetorischen Tricks, das Offensichtliche zu leugnen. Das Offensichtliche ist dabei, dass die aktuelle Migrationswelle eine Gefahr für unser Sozialsystem darstellt.
Was sind denn nun genau die "Argumente" des Herrn Eckert?
1. Ein renommierter Professor
Auch ein Professor könnte ein schlechter Mensch sein. Dass Tibi renommiert ist, heißt also gar nichts, resümiert der Autor.
2. Göttingen schafft sich ab / Göttingen - ein Flüchtlingslager?
Der Aussage Tibis "Heute sieht es aus wie ein Flüchtlingslager" wird einerseits widersprochen "Es gibt keinen relevanten Anstieg von Straftaten" (Polizeisprecherin, wobei allerdings zu bemerken ist, dass die Polizei auch am Silvesterabend in Köln nichts Auffälliges bemerkt haben will) und "Ich sehe keine Gangs durch die Stadt laufen" (Stadtsprecher - dass er keine gesehen hat, heisst nicht, dass es keine gibt - um mal auf dem Niveau von Herrn Eckert zu argumentieren).
Andererseits gibt aber die Priatenpartei genau das zu, was gerade geleugnet wurde, entschuldigt dies aber ("das ist gut so", "Zusammenleben ist nie konfliktfrei")
Und Trittin redet wieder von "Vorurteilen", während es sich in Wahrheit um Urteile handelt. Was eine "Wertegemeinschaft des Grundgesetzes" sein soll, bleibt sein Geheimnis.
3. Tibis ominöse Studie
Tibi gibt an mit "mehreren Tausend Syrern" geredet zu haben - von einer Studie ist da nirgends die Rede.
Dann ergeht sich der Autor in lächerlichen Rechenspielchen, um nachzuweisen, dass "mehrere Tausend" gar nicht stimmen könne. Erstens ist das vermutlich als Metapher für "mit sehr vielen" gemeint gewesen und zweitens heißt das ja auch nicht, dass er mit jedem Syrer ein Einzelgespräch geführt hat.
Das Ziel ist offensichtlich, die Glaubwürdigkeit des Resultats dieser Gespräche zu untergraben: "Wenig Städter", "viele Antisemiten", "keine Ärzte und Ingenieure".
Was ist davon zu halten? Wenn 2009 (also vor dem Bürgerkrieg) 1,43 Promille der Bevölkerung Syriens Ärzte waren (http://www.iwkoeln.de/studien/iw-kurzberichte/beitrag/fluechtlinge-bildungsstand-syrischer-fluechtlinge-5-geruechte-auf-dem-pruefstand-280548), dann ist die Wahrscheinlichkeit in der Tat sehr gering, dass man unter den Flüchtlingen, die ja etwa den Bevölkerungsdurchschnitt repräsentieren, viele Ärzte finden wird. Es gibt viele weitere Hinweise, dass die Aussagen Tibis im Wesentlichen zutreffen, z.B. http://www.welt.de/regionales/hamburg/article153237847/Viele-Fluechtlinge-im-Grunde-Analphabeten.html.
4. Wie verbreitet ist Antisemitismus
Dann ein langer Abschnitt über Antisemiten, obwohl das - selbst wenn Tibi recht hätte - vermutlich das kleinste Problem wäre. Der Autor ist sich aber selbst nicht sicher. Insgesamt weiß man offenbar nichts Genaues, allerdings mit einer Tendenz in die Richtung, dass Tibi recht haben könnte.
5. Gebildetes Syrien
Hier versucht der Autor nochmal mit einer "echten" Studie des UN-Flüchtlingshilfswerks den hohen Bildungsstand der Flüchtlinge zu belegen, wobei seit langem bekannt ist, dass diese methodische Mängel hat (sie ist nicht repräsentativ)
Eine etwas systematischere Untersuchung ergibt ganz andere Zahlen
http://www.welt.de/wirtschaft/article145745112/Jeder-sechste-Fluechtling-ging-auf-die-Uni.html
Statt 86 Prozent der Flüchtlinge mit Oberschul- und Universitätsabschluss sind es da nur noch 31 Prozent, während 35% höchstens die Grundschule besucht haben. Da außerdem gilt: "Eine statistische und systematische Erfassung der Ausbildung und Qualifikation von Asylbewerbern erfolgt nicht" (BAMF), sind das aber vorläufig alles Spekulationen.
Immerhin, trumpft der Autor auf: "Dass Tibi keine Ärzte getroffen hat, heißt nicht, dass es keine gibt."
6. Aristokrat in Damaskus
Bisschen billiges Herziehen über den angeblichen Snobismus von Tibi, der hier überhaupt nichts zur Sache tut.
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Insgesamt bietet der Text doch eine eher schwache Grundlage für eine Entwarnung an der Flüchtlingsfront. So richtig widerlegt wird Herr Tibi nicht, im Gegenteil. Solche offensichtlichen Schönrednereien, rhetorische Winkelzüge und Ablenkungen tragen nicht zur Klärung bei, sondern erhöhen das Misstrauen gegen die aktuelle Politik eher.