"Es wäre müßig und redundant, noch weitere Quellen oder Zitate aus
der weitgehend gleichgeschalteten deutschen Presselandschaft
anzuführen, die bei der jüngsten Krise in hysterischer Intensivierung
die alte ideologische Leier von den faulen, verantwortungslosen und
korrupten Griechen abspulte, während die desaströsen Folgen des
deutschen Spardiktats in der Eurozone souverän übersehen oder
uminterpretiert werden."
Jaja, die böse "gleichgeschaltete Presse". Die so "gleichgeschaltet"
ist, dass sie seit zwei Jahren doch glatt das macht, was Konicz von
ihr erwartet. Nämlich die Folgen des merkelschen Spardiktats zu
kritisieren und ihre Politik zu hinterfragen.
Sogar der ziemlich "mainstreaminge Spiegel" schreibt:
"Hier liegt die europäische Sollbruchstelle: Was europäische
Solidarität den Deutschen wert ist, wenn sie etwas kosten könnte und
nicht nur die deutschen Exporte beflügelt, können wir gerade erleben.
Wenig ist sie ihnen wert. Die europäische Identität, daran konnte
kein Jugendaustausch etwas ändern, ist längst nicht so wichtig wie
der Blick aufs eigene Konto. Merkel, mit ihr Wolfgang Schäuble und
die traditionell xenophobe CSU haben, flankiert von der
"Bild"-Zeitung, im eskalierten Streit mit Griechenland belehrt,
gedroht und auftrumpfend das Ausscheiden des klammen Landes aus dem
Euro als verschmerzbar umdefiniert. Sie reduzieren damit die
Europäische Union auf eine Ansammlung ökonomischer Kennziffern. Was
bei Kohl noch Mittel zum Zweck war, scheint bei ihnen der einzige
Zusammenhalt zu sein: das Geld. Die Idee, was mit diesem Geld bezahlt
werden sollte, ein gemeinsames Europa nämlich, scheint völlig
verblasst. Man kann sich darüber streiten, ob die von Deutschland
verordnete Sparpolitik ökonomisch richtig ist oder fatal. Für die
Idee einer tatsächlichen europäischen Gemeinschaft ist sie in jedem
Falle zersetzend: Das ist keine Gemeinschaft, in der sich Partner
beschimpfen, belehren und gängeln."
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/griechenland-kommentar-zum-
treffen-von-angela-merkel-und-alexis-tsipras-a-1024996.html
Kritischer geht's kaum noch.
Und was schreiben so andere "gleichgeschaltete Presse"?
"Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat der Europäischen
Zentralbank (EZB) vorgeworfen, Druck auf seine Regierung auszuüben.
"Aus meiner Sicht verfolgt die EZB eine Politik gegenüber unserer
Regierung, die ihr die Luft zum Atmen nimmt", sagte Varoufakis dem
Sender Mega TV. Auf diese Weise sollten zudem die anderen Staaten der
Euro-Zone und der Internationale Währungsfonds (IWF) gezwungen
werden, eine Übereinkunft mit Griechenland zu erzielen. Auf eine
Frage zu den Beziehungen zu Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
sagte Varoufakis: "Herr Schäuble hat mir gesagt, dass ich das
Vertrauen der deutschen Regierung verloren habe. Ich habe ihm gesagt,
dass ich es niemals genossen habe.""
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/griechischer-finanzminister-var
oufakis-ezb-nimmt-uns-die-luft-zum-atmen-1.2389857
Kritischer geht's auch hier kaum noch.
Auch über die Folgen dieser Politik berichtet die "böse
Systempresse":
"Ihren Glauben an das politische System haben sie längst verloren,
Molotowcocktails halten viele für ein geeignetes
Kommunikationsmittel"
http://www.sueddeutsche.de/politik/coming-of-rage-die-anarchisten-1.2
396701
"Die Arbeitslosenquote unter jungen Menschen liegt bei knapp 60
Prozent, jeder ist entweder selbst betroffen oder hat Freunde, die es
sind."
http://www.sueddeutsche.de/politik/kinder-der-griechischen-tragoedie-
heroin-statt-hoffnung-1.2374359
Also auch hier keine Behauptung von "faulen, verantwortungslosen und
korrupten Griechen", und schon gar kein "souveränes Übersehen" von
"desaströsen Folgen des deutschen Spardiktats", wie es Konicz
behauptet.
Folgt wenigens die F.A.Z. Konicz Ideologie?
"Schäuble führt psychologischen Krieg", schreibt die F.A.Z.. Und
weiter: "„Ich verstehe nicht, warum er sich jeden Tag in neuen
Statements gegen Griechenland wendet“, sagt Kammenos in der
„Bild“-Zeitung in Richtung Bundesfinanzminister. „Das ist wie ein
psychologischer Krieg und Schäuble vergiftet damit die Beziehungen
zwischen beiden Ländern.“"
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/griechenland/griechen
land-warnt-vor-domino-effekt-nach-einem-grexit-13482550.html
Herbe Kritik an Schäuble. Ideologie der faulen Griechen? Fehlanzeige:
Nur ein Bericht über einen verzweifelten Politiker, der versucht,
sein Land wieder auf die Beine zu bekommen. Und in den sonstigen
Artikeln? Dort findet sich ausschließlich der Fokus auf der bereits
von anderen Medien vorgeworfene Egoismus Deutschlands. Beim
konservativen Hintergrund des Blattes zwar nachvollziehbar und
durchaus kritikwürdig, aber es keineswegs ein Bild der "faulen und
korrupten Griechen" gezeichnet. Und das soziale Elend? Zitat:
""Die griechische Regierung müsse erkennen, dass es ohne Reformen als
Gegenleistung für die finanziellen Hilfen nicht gehe. Umgekehrt müsse
der Rest Europas erkennen, dass es nicht reiche, alleine Banken zu
retten. „Das soziale Elend ist riesig“, sagte Gabriel."
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/opposition-fordert-komprom
isse-mit-griechenland-13499608.html
Also auch hier keine Ignoranz gegenüber den Folgen für die Griechen,
und schon gar keine "Uminterpretation".
Und das neoliberale Handelsblatt? Das titelt wie folgt: "Das System
frisst die Menschen" und schreibt:
"Die EU macht gegenüber Griechenland den Putin: Es zählt nur das
Recht des Stärkeren. EU-weit wird das Krisenland zum Feind gemacht.
Das hat fatale Folgen für Europa und die Demokratie, glaubt
Gastautorin Gertrud Höhler."
http://www.handelsblatt.com/politik/international/essay-zu-griechenla
nd-das-system-frisst-die-menschen/11477022.html
Herbe Kritik. Kritischer geht's auch hier kaum.
Aber werfen wir noch mal einen Blick auf Koniczs Anfang: ""Alle
fürchten Merkel", titelte Deutschlands führendes Newsportal
Spiegel-Online sichtlich befriedigt Mitte Februar" schreibt er. Wirft
man einen Blick in den Artikel, findet sich jedoch absolut nichts,
was den Schluss auf eine solche angeblich so klare "Befriedigung"
zulassen würde. Es ist nicht mehr als ein Bericht über die Bemühungen
unterschiedlicher Staatschefs Griechenland nicht von der Kandarre zu
lassen. Ob das richtig oder falsch ist, dazu schweigt der Artikel
gänzlich.
Fazit: Selbstverständlich gibt es Zeitungsartikel, welche die
Griechen als faul, verantwortungslos und vor allem "reich"
darstellen. Dennoch gibt es genügend Artikel, welche die Griechen als
fließig und vor allen Dingen mittlerweile bettelarm darstellen.
Insbesondere gibt es Artikel, welche den aktuellen Kurs der Regierung
kritisieren, sogar ausgesprochen scharf, und an der Praxis Merkels
und Schäubles vernichtende Kritik üben. Interssanterweise sogar in
Zeitungen, die höchst konservativ eingestellt sind. Die Behauptung
der "gleichgeschalteten deutschen Presselandschaft" erweist sich wie
immer als Märchen, das unsere TP-Autoren scheinbar gerne erzählen, um
ihren mitunter dürftigen Artikeln mehr Gewicht zu verleihen.
der weitgehend gleichgeschalteten deutschen Presselandschaft
anzuführen, die bei der jüngsten Krise in hysterischer Intensivierung
die alte ideologische Leier von den faulen, verantwortungslosen und
korrupten Griechen abspulte, während die desaströsen Folgen des
deutschen Spardiktats in der Eurozone souverän übersehen oder
uminterpretiert werden."
Jaja, die böse "gleichgeschaltete Presse". Die so "gleichgeschaltet"
ist, dass sie seit zwei Jahren doch glatt das macht, was Konicz von
ihr erwartet. Nämlich die Folgen des merkelschen Spardiktats zu
kritisieren und ihre Politik zu hinterfragen.
Sogar der ziemlich "mainstreaminge Spiegel" schreibt:
"Hier liegt die europäische Sollbruchstelle: Was europäische
Solidarität den Deutschen wert ist, wenn sie etwas kosten könnte und
nicht nur die deutschen Exporte beflügelt, können wir gerade erleben.
Wenig ist sie ihnen wert. Die europäische Identität, daran konnte
kein Jugendaustausch etwas ändern, ist längst nicht so wichtig wie
der Blick aufs eigene Konto. Merkel, mit ihr Wolfgang Schäuble und
die traditionell xenophobe CSU haben, flankiert von der
"Bild"-Zeitung, im eskalierten Streit mit Griechenland belehrt,
gedroht und auftrumpfend das Ausscheiden des klammen Landes aus dem
Euro als verschmerzbar umdefiniert. Sie reduzieren damit die
Europäische Union auf eine Ansammlung ökonomischer Kennziffern. Was
bei Kohl noch Mittel zum Zweck war, scheint bei ihnen der einzige
Zusammenhalt zu sein: das Geld. Die Idee, was mit diesem Geld bezahlt
werden sollte, ein gemeinsames Europa nämlich, scheint völlig
verblasst. Man kann sich darüber streiten, ob die von Deutschland
verordnete Sparpolitik ökonomisch richtig ist oder fatal. Für die
Idee einer tatsächlichen europäischen Gemeinschaft ist sie in jedem
Falle zersetzend: Das ist keine Gemeinschaft, in der sich Partner
beschimpfen, belehren und gängeln."
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/griechenland-kommentar-zum-
treffen-von-angela-merkel-und-alexis-tsipras-a-1024996.html
Kritischer geht's kaum noch.
Und was schreiben so andere "gleichgeschaltete Presse"?
"Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat der Europäischen
Zentralbank (EZB) vorgeworfen, Druck auf seine Regierung auszuüben.
"Aus meiner Sicht verfolgt die EZB eine Politik gegenüber unserer
Regierung, die ihr die Luft zum Atmen nimmt", sagte Varoufakis dem
Sender Mega TV. Auf diese Weise sollten zudem die anderen Staaten der
Euro-Zone und der Internationale Währungsfonds (IWF) gezwungen
werden, eine Übereinkunft mit Griechenland zu erzielen. Auf eine
Frage zu den Beziehungen zu Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
sagte Varoufakis: "Herr Schäuble hat mir gesagt, dass ich das
Vertrauen der deutschen Regierung verloren habe. Ich habe ihm gesagt,
dass ich es niemals genossen habe.""
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/griechischer-finanzminister-var
oufakis-ezb-nimmt-uns-die-luft-zum-atmen-1.2389857
Kritischer geht's auch hier kaum noch.
Auch über die Folgen dieser Politik berichtet die "böse
Systempresse":
"Ihren Glauben an das politische System haben sie längst verloren,
Molotowcocktails halten viele für ein geeignetes
Kommunikationsmittel"
http://www.sueddeutsche.de/politik/coming-of-rage-die-anarchisten-1.2
396701
"Die Arbeitslosenquote unter jungen Menschen liegt bei knapp 60
Prozent, jeder ist entweder selbst betroffen oder hat Freunde, die es
sind."
http://www.sueddeutsche.de/politik/kinder-der-griechischen-tragoedie-
heroin-statt-hoffnung-1.2374359
Also auch hier keine Behauptung von "faulen, verantwortungslosen und
korrupten Griechen", und schon gar kein "souveränes Übersehen" von
"desaströsen Folgen des deutschen Spardiktats", wie es Konicz
behauptet.
Folgt wenigens die F.A.Z. Konicz Ideologie?
"Schäuble führt psychologischen Krieg", schreibt die F.A.Z.. Und
weiter: "„Ich verstehe nicht, warum er sich jeden Tag in neuen
Statements gegen Griechenland wendet“, sagt Kammenos in der
„Bild“-Zeitung in Richtung Bundesfinanzminister. „Das ist wie ein
psychologischer Krieg und Schäuble vergiftet damit die Beziehungen
zwischen beiden Ländern.“"
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/griechenland/griechen
land-warnt-vor-domino-effekt-nach-einem-grexit-13482550.html
Herbe Kritik an Schäuble. Ideologie der faulen Griechen? Fehlanzeige:
Nur ein Bericht über einen verzweifelten Politiker, der versucht,
sein Land wieder auf die Beine zu bekommen. Und in den sonstigen
Artikeln? Dort findet sich ausschließlich der Fokus auf der bereits
von anderen Medien vorgeworfene Egoismus Deutschlands. Beim
konservativen Hintergrund des Blattes zwar nachvollziehbar und
durchaus kritikwürdig, aber es keineswegs ein Bild der "faulen und
korrupten Griechen" gezeichnet. Und das soziale Elend? Zitat:
""Die griechische Regierung müsse erkennen, dass es ohne Reformen als
Gegenleistung für die finanziellen Hilfen nicht gehe. Umgekehrt müsse
der Rest Europas erkennen, dass es nicht reiche, alleine Banken zu
retten. „Das soziale Elend ist riesig“, sagte Gabriel."
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/opposition-fordert-komprom
isse-mit-griechenland-13499608.html
Also auch hier keine Ignoranz gegenüber den Folgen für die Griechen,
und schon gar keine "Uminterpretation".
Und das neoliberale Handelsblatt? Das titelt wie folgt: "Das System
frisst die Menschen" und schreibt:
"Die EU macht gegenüber Griechenland den Putin: Es zählt nur das
Recht des Stärkeren. EU-weit wird das Krisenland zum Feind gemacht.
Das hat fatale Folgen für Europa und die Demokratie, glaubt
Gastautorin Gertrud Höhler."
http://www.handelsblatt.com/politik/international/essay-zu-griechenla
nd-das-system-frisst-die-menschen/11477022.html
Herbe Kritik. Kritischer geht's auch hier kaum.
Aber werfen wir noch mal einen Blick auf Koniczs Anfang: ""Alle
fürchten Merkel", titelte Deutschlands führendes Newsportal
Spiegel-Online sichtlich befriedigt Mitte Februar" schreibt er. Wirft
man einen Blick in den Artikel, findet sich jedoch absolut nichts,
was den Schluss auf eine solche angeblich so klare "Befriedigung"
zulassen würde. Es ist nicht mehr als ein Bericht über die Bemühungen
unterschiedlicher Staatschefs Griechenland nicht von der Kandarre zu
lassen. Ob das richtig oder falsch ist, dazu schweigt der Artikel
gänzlich.
Fazit: Selbstverständlich gibt es Zeitungsartikel, welche die
Griechen als faul, verantwortungslos und vor allem "reich"
darstellen. Dennoch gibt es genügend Artikel, welche die Griechen als
fließig und vor allen Dingen mittlerweile bettelarm darstellen.
Insbesondere gibt es Artikel, welche den aktuellen Kurs der Regierung
kritisieren, sogar ausgesprochen scharf, und an der Praxis Merkels
und Schäubles vernichtende Kritik üben. Interssanterweise sogar in
Zeitungen, die höchst konservativ eingestellt sind. Die Behauptung
der "gleichgeschalteten deutschen Presselandschaft" erweist sich wie
immer als Märchen, das unsere TP-Autoren scheinbar gerne erzählen, um
ihren mitunter dürftigen Artikeln mehr Gewicht zu verleihen.