Die Fähigkeit, die Perspektive zu wechseln und eine Sache aus dem Blickwinkel eines Anderen zu betrachten, ist eine enorme kognitive Leistung und eine der Voraussetzungen für Empathie.
Die "Filterblasen" und "Echokammern", die durch die Algorithmen der großen sozialen Netzwerke erzeugt werden, wirken dieser Fähigkeit vermutlich entgegen. Der Algorithmus schiebt immer nur Inhalte nach, die unseren Vorlieben und Ansichten ohnehin möglichst ähnlich sind. Hierdurch werden urpsrüngliche Annahmen und Vorlieben verfestigt, ein innerer Abgleich mit divergierenden Sichtweisen wird systematisch reduziert.
Man könnte die Hypothese aufstellen, das diese Art der Interaktion zu einem schrittweisen "Abtrainieren" der ToM-Fähigkeit beitragen könnte, sofern man davon ausgeht, dass ToM ähnlich wie die Konzentrationsfähigkeit ebenfalls plastischen Prozessen unterliegt und damit grundsätzlich "trainierbar" ist.
So weiß man etwa, dass die Konzentrationsfähigkeit bereits nach wenigen Tagen der Inaktivität signifikant abnimmt.
Möglicherweise nimmt auch die Fähigkeit für das Verstehen für Positionen anderer Menschen nach ausreichend langem Facebook- Instagram- und Youtubekonsum ebenfalls ab.