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187 Beiträge seit 23.07.2001

Re: 2 Fragen:

Mrothyr schrieb am 28. Juli 2009 13:53


> Da der Bologna-Prozeß im Wesentlichen eine Verschulung der Lehre ist,
> der aber durch Umbau auch und gerade des Hochschulwesens erfolgt (das
> FH-System hat wesentlich weniger Transformationsprobleme) bringt der
> Umbau eine Verschiebung des Aufgabenprofils der Hochschulen mit sich.
> Auf Kosten des Forschungsauftrages, der wesentlicher Teil des
> klassischen Diplom-Systems ist.

Also an den Unis, wo ich so unterwegs bin und unter Kollegen und mir
bekannten "betroffen" Studierenden wird das genaue Gegenteil
kolportiert. Dir ist bekannt, dass Teil des Bologna-Prozesses auch
gerade eine (per Tenure-Track-Verträgen von Profs forcierte) STÄRKERE
Ausrichtung der Unis auf Forschung (genau in Abgrenzung zu FHs!) ist? Es gibt zahlreiche (teils berechtigte) Klagen, vor allem aus der
Studierendenschaft, dass die Unis durch Bologna einseitig nur noch
die Forschung (=Drittmittel) forcieren und die Lehre hinten
runterfällt? Und nun willst Du hier das Gegenteil behaupten und tust
so, als sei das "common sense"? Finde ich grad etwas merkwürdig,
daher meine (nicht rhetorisch gemeinte) Frage, die Du aus meiner
Sicht nicht (oder unzutreffend) beantwortet hast. Verwechselst Du das
nicht mit den FHs? 

Und überhaupt, ist das Argument für geistes- und
sozialwissenschaftliche Studiengänge (und davon gibts ne große
Masse), sorry, Blödsinn, weil das Diplomstudium (im Unterschied zu
Ingenieursstudiengängen auf die Du Dich vielleicht beziehst)
überhaupt nie ernsthaft an die Drittmittel-Forschungsprojekte
gekoppelt war (höchstens zur Ausbeutung von Diplomanden als
unbezahlte HiWis), das geht und ging meist realita eigentlich erst
mit den Doktoranden los. 


> > 2. Was soll die "Sozialwirkung der Lehre" sein (ich ahne es, daher:)
> > und bist Du sicher, dass wir darüber in D einen Konsens haben?

> Keine Ahnung, ob es da einen Konsens gibt. Eine gute
> Grundlagen-Ausbildung in theorie und Praxis ist immer auch eine
> Ausbildung, die die langfristige Einsetzbarkeit des Arbeitnehmers zur
> Folge hat. Wenn die beruliche Grundlagen-Ausbildung stimmt kann ein
> Arbeitnehmer auch noch in 30 Jahren in seinem Beruf eingesetzt werden
> und benötigt nur vergleichsweise geringe Anpassungsschulungen.

> Die rein schulische Lehre kann keine praktischen Kenntnisse, keine
> Erfahrungswerte vermitteln, bleibt auf die Theorie beschränkt. 

Ich finde es geradezu lustig, wie Du den Begriff der "Verschulung"
interpretierst. Die meisten tuen das umgekehrt. Und: Kennst Du die
Realität in Bachelorstudiengängen aktuell? Sitzt du in aktuellen
Vorlesungen und Seminaren? klingt für mich nicht so... 


> Das duale Ausbildungssystem in seiner Kombination aus theoreischer
> und praktischer Ausbildung ist nicht nur die theoretische Lehre a la
> Bachelor, 

LOL? Wir müssen in zwei verschiedenen Realitäten leben.
Bachelor=Theoretisch? Wieso erzählt halb Deutschland das Gegenteil?
Die meisten Kritiker sehen (teils berechtigt) die umgekehrte
Entwicklung: Für wichtige theoretische Grundlagen bleibt keine Zeit
mehr.. 

sondern auch praktische BREITE Ausbildung. Diese breite
> Ausbildung auch grundlegender praktischer Fertigkeiten ist ein
> Sozialfaktor, da der Arbeitnehmer so schneller an geänderte
> Jobanforderungen anpaßbar ist.

Da gehen wir absolut d'accord. Keine Frage!
Aber Deine Diagnose der Auswirkungen von Bologna wirkt auf mich nicht
so, als würdest Du Dich beispielsweise mit tagespraktischen Fragen
von Studiengangskoordination, Curricula und Prüfungen
auseinandersetzen (ich tue das beruflich), sondern eher aus einer
sehr theoretischen Fernsicht...  

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