warpax schrieb am 24. April 2005 14:04
> Wer jedoch in diesem Beitrag tatsächlich Erwähnung hätte finden
> sollen, ist William Gibson. Er hat sowohl diverse technische
> Entwicklungen vorweg genommen (seit 1979 hat er z.B. in seinen
> Cyberpunk Kurzgeschichten begonnen, eine Weiterentwicklung von
> Mensch-Maschine Interfaces beschreiben, an der mittlerweile rege und
> erfolgreich geforscht wird).
Da waren andere, unter anderem Lem in den Sechzigern schon früher
dran. Ende der Siebziger war die virtuelle Realität schon ein
bekanntes Konzept (in der wissenschaftlichen Welt, nicht in der
breiten Masse). Da hat Gibson nur (wenn auch mit einem guten Riecher)
einen bestehenden Faden aufgenommen.
> Dazu kommt eine
> Gesellschaftsbeschreibung, die eine ebensogute Extrapolation unserer
> derzeitigen Lage beschreibt. Seien es nun eine übermächtige
> Wirtschaft, die Korrosion der Nationalstaaten oder eine extrem
> auseinanderklaffende Einkommensschere.
Das stammt auch nicht originär von Gibson, sondern wurde bereits
vorher im soziologischen Bereich untersucht. Aber auch hier hat
Gibson einen guten Riecher bewiesen, das aufzunehmen.
Was an den Sprawl-Romanen Gibsons wirklich neu war, ist eher auf der
literarischen Ebene zu finden. Gibson war der erste SF-Autor, der SF
mit Mitteln der Beatliteratur und der Rockmusik betrieb. Allein der
Sprachstil erinnert sehr start an Burroughs und Kerouac, und einige
Passagen gerade in Neuromancer muten wie Cut-Ups an. Die Art, wie er
Bilder erzeugt, erinnert auch oft an Texte von Rocksongs oder eben
auch des besseren Punks.
> Zu empfehlen wäre Gibsons Sprawl-Trilogie (in Deutsch: Neuromancer
> 1984, Biochips 1986, Mona Lisa Overdrive 1988). Wobei der erste Teil
> wohl der wichtigste ist. Die anderen beiden Bände legen, was die
> Story angeht, quasi nur noch eine Schippe drauf. Allerdings geben sie
> auch weitere Beispiele für die politischen und sozialen Zustände.
>
> Mit seinen Geschichten und Romanen hat Gibson das gesamte Feld des
> "Cyberpunk" übrigens bestellt, das danach von einigen mäßigen Autoren
> weiter beackert wurde (zu erwähnen seien hier die Shadowrun Romane).
Naja, da kehrst du aber Autoren wie z.B. Bruce Stirling unter den
Teppich. Die Shadowrun-Romane haben literarisch nun wirklich kaum
Relevanz, das ist pure, wenn auch meist ziemlich gute Unterhaltung
mit Themen, die von vorne bis hinten geklaut sind. Wie gesagt, es ist
gute Unterhaltung, aber mit Werken wie von Gibson, Stirling oder Brin
nicht vergleichbar.
> Wer an einer kurzen Zusammenfassung der gesellschaftlichen
> Implikationen der Sprawl-Trilogie im pdf Format interessiert ist,
> kann mir gerne eine e-Mail schreiben. Ich habe in meinem
> politikwissenschaftlichn Studium einmal ein Referat zum Thema
> gehalten, das ich auch zu versenden bereit bin.
Ich schreib Dir mal, klingt interessant.
> Herzliche Grüße,
> Der Gloom
Gruß
Kosmo
> Wer jedoch in diesem Beitrag tatsächlich Erwähnung hätte finden
> sollen, ist William Gibson. Er hat sowohl diverse technische
> Entwicklungen vorweg genommen (seit 1979 hat er z.B. in seinen
> Cyberpunk Kurzgeschichten begonnen, eine Weiterentwicklung von
> Mensch-Maschine Interfaces beschreiben, an der mittlerweile rege und
> erfolgreich geforscht wird).
Da waren andere, unter anderem Lem in den Sechzigern schon früher
dran. Ende der Siebziger war die virtuelle Realität schon ein
bekanntes Konzept (in der wissenschaftlichen Welt, nicht in der
breiten Masse). Da hat Gibson nur (wenn auch mit einem guten Riecher)
einen bestehenden Faden aufgenommen.
> Dazu kommt eine
> Gesellschaftsbeschreibung, die eine ebensogute Extrapolation unserer
> derzeitigen Lage beschreibt. Seien es nun eine übermächtige
> Wirtschaft, die Korrosion der Nationalstaaten oder eine extrem
> auseinanderklaffende Einkommensschere.
Das stammt auch nicht originär von Gibson, sondern wurde bereits
vorher im soziologischen Bereich untersucht. Aber auch hier hat
Gibson einen guten Riecher bewiesen, das aufzunehmen.
Was an den Sprawl-Romanen Gibsons wirklich neu war, ist eher auf der
literarischen Ebene zu finden. Gibson war der erste SF-Autor, der SF
mit Mitteln der Beatliteratur und der Rockmusik betrieb. Allein der
Sprachstil erinnert sehr start an Burroughs und Kerouac, und einige
Passagen gerade in Neuromancer muten wie Cut-Ups an. Die Art, wie er
Bilder erzeugt, erinnert auch oft an Texte von Rocksongs oder eben
auch des besseren Punks.
> Zu empfehlen wäre Gibsons Sprawl-Trilogie (in Deutsch: Neuromancer
> 1984, Biochips 1986, Mona Lisa Overdrive 1988). Wobei der erste Teil
> wohl der wichtigste ist. Die anderen beiden Bände legen, was die
> Story angeht, quasi nur noch eine Schippe drauf. Allerdings geben sie
> auch weitere Beispiele für die politischen und sozialen Zustände.
>
> Mit seinen Geschichten und Romanen hat Gibson das gesamte Feld des
> "Cyberpunk" übrigens bestellt, das danach von einigen mäßigen Autoren
> weiter beackert wurde (zu erwähnen seien hier die Shadowrun Romane).
Naja, da kehrst du aber Autoren wie z.B. Bruce Stirling unter den
Teppich. Die Shadowrun-Romane haben literarisch nun wirklich kaum
Relevanz, das ist pure, wenn auch meist ziemlich gute Unterhaltung
mit Themen, die von vorne bis hinten geklaut sind. Wie gesagt, es ist
gute Unterhaltung, aber mit Werken wie von Gibson, Stirling oder Brin
nicht vergleichbar.
> Wer an einer kurzen Zusammenfassung der gesellschaftlichen
> Implikationen der Sprawl-Trilogie im pdf Format interessiert ist,
> kann mir gerne eine e-Mail schreiben. Ich habe in meinem
> politikwissenschaftlichn Studium einmal ein Referat zum Thema
> gehalten, das ich auch zu versenden bereit bin.
Ich schreib Dir mal, klingt interessant.
> Herzliche Grüße,
> Der Gloom
Gruß
Kosmo