Ich bin 47 Jahre alt und seit zwei Jahren Krebspatient. Seit Januar bekomme ich nur noch eine palliative Chemo, die mein Leben vielleicht noch mal um ein Jahr verlängert. Wenn ich mir die Entwicklung so ansehe, dann weiß ich gar nicht, ob ich das überhaupt noch will. Während meiner (unbefristeten) Chemo sind meine Abwehrkräfte (vor allem die Leukozyten) so gering, dass eine Corona-Impfung wahrscheinlich relativ wenig bringen würde (denn die Impfung regt ja das Immunsystem an, gegen die Corona-Viren aktiv zu werden - aber das Immunsystem ist am Boden). Gleichzeitig ist aber die Gefahr von schweren Impfschäden stark erhöht, da ja der immungeschwächte Körper nicht so einfach in der Lage ist, die Immunantwort (die zwar schwächer ausfällt) so leicht unter Kontrolle zu bringen, wie bei einem gesunden Menschen. Daher ist eine Impfung für mich wohl mit sehr hohen Risiken aber wahrscheinlich relativ geringem Nutzen verbunden. Damit gehöre ich dann aber für den Rest meiner überschaubaren Lebenszeit zu den (nicht geimpften) Menschen zweiter Klasse. D. h. ich werde es schwer haben, überhaupt noch mal am öffentlichen Leben wenigstens mal ein bisschen teilnehmen zu können. Auch in den Krankenhäusern (in denen ich mit notgedrungen öfters aufhalte) werde ich wohl künftig als Patient zweiter Wahl behandelt werden (Maskenpflicht, ständige Covid-Tests...). D. h. ich werde diese FFP2-Maske wohl bis zum Schluss tragen müssen. Und das, obwohl ich bei längeren Tragen dieser Masken zum Teil massive Atemproblem bekomme (Metastasen im rechten Lungenflügel).
Aus meiner ganz persönlichen Sicht lehne ich diese Ungleichbehandlung massiv ab. Ich will nicht den Rest meines Lebens als Mensch zweiter Klasse leben. Ich bin ein menschliches Wesen wie alle anderen auch. Dieses Land hat in den letzten Jahren so viele Anti-Diskriminierungs-Gesetze eingeführt, dass ich schon manchmal gedacht habe, dass sie es jetzt so langsam übertreiben. Und jetzt das. Gibt es eine größere Diskriminierung als jemanden, der (aus welchen Gründen auch immer) nicht geimpft ist, vom öffentlichen Leben auszugrenzen? Das hat mit unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung, wie ich sie vor langer Zeit mal gelernt habe, nicht mehr viel zu tun.
Angst essen Seele auf...