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  • Alexander Durin

mehr als 1000 Beiträge seit 21.03.2013

Na mal Butter bei die Fische und interessante Gasflüsse

maningi schrieb am 10.05.2022 23:31:

Ukraine stoppt am 11.5. Gastransit in die EU über die Station Sochranowka, über die 1/3 der Gasversorgung der EU verläuft (Gazprom ist bei dieser Entscheidung lt. eigener Aussage nicht involviert).

Wäre doch gelacht, wenn die Ukraine der EU nicht noch mehr $$$ und Konzessionen abpressen könnte ... der große Bruder machts ja vor: Erpressung funktioniert ...

(edit: ergänzung in klammern u. letzter satz)

Die Meldung ist schon komisch, weil Sochranowka sich wohl anscheinend auf dem Gebiet der Russischen Föderation befindet. Bei genaueren Meldungen ist aber eher von einer Verdichterstation in Nowopskow die Rede, die sich im Osten der Ukraine befindet.

Und da heißt es, dass die Ukraine(!) angeblich gewzungen sei, die Gasdurchleitung einzustellen. Belege gab es keine.

Wenn man sich aber das Pipelinenetz Europas an schaut, dann ist nur das verbrauchsarme Südosteuropa betroffen. In der Anzahl der Länder mag woh ein Drittel stimmen, beim Verbrauch wohl eher nicht:

https://www.extremnews.com/nachrichten/weltgeschehen/f11414a3124400d/e65f14a3126b54e/info

Aber wesentlich interessanter ist die Jamal-Europa-Pipeline, die von Russland über Weißrussland und Polen nach Deutschland führt. Die durch Polen führende Pipeline kommt in Deutschland in Mallnow an. Dort kommt die Pipeline an, aber kein Gas mehr.

Zumindest seit Mitte März, laut offizieller Darstellung der nun in Grüner Hand vollumfänglich befindlichen Bundesnetzagentur.

https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/aktuelle_gasversorgung/start.html

Warum kommt in Mallnow kein Gas mehr nach Deutschland? Liefert Russland kein Gas mehr? Oder wird das Gas gleich wieder nach Polen zurück gepumpt?

Bestimmt nicht.

Stand heute hat Polen seine Gasspeicher zu 84% gefüllt, Deutschland nur 39%. Polen füllt seine Speicher mit 0,67% des Jahresbedarfs pro Tag auf, Deutschland nur 0,34 (trotz Nordstream 1 und Jamal).

https://agsi.gie.eu/#/

Vergleicht man aber den Füllstand der deutschen Gasspeicher von heute mit dem Füllstand der letzten Jahre, erschrickt man: der Füllstand ist noch im Rahmen aber extrem gering angesichts einer sich anbahnenden katastrophalen Gaskrise:

https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/aktuelle_gasversorgung/grafik_gasspeicher.jpg?__blob=poster&v=62

Angesichts der Kriegssituation sollte die staatliche Organisation, die für die Versorgungssicherheit zuständig sein soll, ein Alarmsignal aussenden.

Tut sie aber nicht. Statt dessen heißt es:

"Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit gewährleistet"

Bei medienkritischen Bürgern schrillen die Alarmglocken. Die Versorgungssicherheit ist nur "derzeit" nicht gefährdet. Wäre sie auch in mittlerer Zukunft nicht gefährdet, hätte die Propagandabehörde das auch geschrieben.

Aber noch besser ist die FAQ (eine Art Faktenerfinder). Da ist die Frage:

Der Gasfluss, der in Mallnow eingespeist wird, befindet sich seit Wochen auf der Nulllinie. Ist das normal?

Das ist so ein wenig wie Radio Eriwan.

Der Gasfluss befindet sich nicht nur seit "Wochen", sondern seit ein paar Moanten auf der Null-Linie.

Vor wenigen Tagen war da noch zu lesen, dass technische Probleme auf russischer Seite dazu führen, dass kein Gas mehr aus Russland in Mallnow an kommt.

Heute liest man überraschender Weise:

Seit Jahresanfang verläuft der Gasfluss in Mallnow überwiegend von Deutschland nach Polen. Das Gas wird also exportiert. Die importierte Menge Gas ist dann Null.

Technische Beschränkungen, die zu einem verringerten Gastransport führen, können etwa Wartungs- oder Instandhaltungsarbeiten an den betreffenden oder vorgelagerten Anlagen sein.

Das geht also seit Jahresanfang so, die letzte Meldung kannte das aber nicht und machte russische technische Probleme dafür verantwortlich.

Das war doch ein spontaner Richtungswechsel einer staatlichen Organisation, die keine Propaganda betreiben, sondern die Regierung und die Bürger sachlich und fachgerecht informieren soll.

Wenn aber solche Kontrollorgane einer Gesellschaft dermaßen versagen, dann hat die Gesamtgesellschaft jedwede Möglichkeit zur Korrektur bei aufkommendem Extremismus verloren.

Und dann sind die letzten Bollwerke gegen Ideologie und Wahn gefallen.

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