Karl Sten schrieb am 23.03.2022 15:46:
HerrMeLin schrieb am 23.03.2022 13:29:
Karl Sten schrieb am 23.03.2022 02:23:
Daher ist die Zuordnung gut und böse eindeutig zu Lasten Russlands
Putin hat sich bereits 1993 als Vize Bürgermeister von St. Petersburg vor deutschen Wirtschaftsvertretern als Fan von Pinochet geoutet.
Blödsinn, wie ich schon erklärte: https://www.heise.de/forum/p-40733553/
Absoluter Blödsinn! Das passiert, wenn man Aussagen nicht versteht und unreflektiert wiedergibt. Dasselbe Zitat hat gestern auch das ZDF in einer sehr einseitigen Putin-Dokumentation verkürzt wiedergegeben - damit es zum schlechten - entmenschlichten - Putin-Bild passt.
Es war mir absolut klar, das bei Leuten wie Dir das ZDF nicht als valide Quelle gilt, Deswegen habe ich ja auch auf die Originalquellen aus den 90er verlinkt, die teilweise ja auch aus dem linken Spektrum kommen :-). Ich kenne Doch die selektive Argumentation meiner Pappenheimer .
Doch, eigentlich gilt mir das ZDF schon als valide Quelle, nur erkenne ich inzwischen aufgrund meines Hintergrundwissens einseitige Darstellungen. Und die Dokumentation vom ZDF war komplett einseitig; es kam nur die Opposition zu Wort, Doppelmoral-Apostel Wolfgang Ischinger (<https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Ischinger#Kontroverse>) und zurechtgeschnittene Teilaussagen von Personen, die man eigentlich durchaus als beiderseitig kritisch betrachten könnte.
Alles zusammen aber so, dass das schlechteste Bild von Herrn Putin gezeichnet werden konnte - ohne Hintergrundsubstanz. Herausgerissen aus dem Kontext, so wie dein Beitrag.
Quelle zu Putins Pinochet Aussage:
https://twitter.com/ndaktuell/status/1496486724570161156Das Zitat kam nach dem Kalten Krieg. Man muss das im Zusammenhang lesen. Es nützt nichts, ehemalige Aussagen auf die heutige Zeit zu übertragen.
Außer es erklärt die Basis einer langfristigen Strategie - dann ist es absolut legitim.
Es ist keine Basis für irgendwas. Fakt ist: Russland/Putin hat seit langem davor gewarnt, die NATO nach Osten zu erweitern. Sie haben's trotzdem getan. Insofern blieb Russland nichts anderes übrig, als erstens die Krim zu besetzen (auch wegen des Stützpunktes) und zweitens die Ukraine anzugreifen.
Ich gehe inzwischen sogar davon aus, dass dies vom Westen so einkalkuliert wurde.
"Kriminell sei politische Gewalt, wenn sie auf die Beseitigung marktwirtschaftlicher Verhältnisse abziele, notwendig, wenn sie private Kapitalinvestitionen schütze." Er (Putin) hat sich damit ganz klar zur Marktwirtschaft bekannt und in diesem Zusammenhang gesagt, "er (Putin) ... befürworte (in diesem Zusammenhang) auch eine Militärdiktatur nach "Pinochet-Vorbild". Das ist lange her und hat mit der heutigen Wirklichkeit nichts mehr gemein.
Pinochet hat sich auch eindeutig zur Marktwirtschaft bekannt.
Nachdem er von den USA installiert wurde...
Und genau das hat Putin dann auch umgesetzt. Marktwirtschaft der Oligarchen (Warum gibt es wohl soviele russische Superyachten) im Rahmen einer faschischten Diktatur mit Blut und Boden Ideologie (Man höre nur seine aktuellen Äusserungen zur Ukraine gleich in seinen Worten Kleinrussen). Und alle müssen heim ins (russische) Reich.
Dummsinn, denn du solltest wissen, dass er - anders als bei uns - die Oligarchen in die Schranken gewiesen hat, damit sie nicht weiter politisch aktiv sind. Ihren Geschäfte dürfen sie weiter nachgehen.
Bei uns haben die Oligarchen-Milliardäre eine ungeheure politische Macht: Sie beeinflussen die Medien, herrschen mit ihrem Kapital, verschulden die Bevölkerung, verarmen die einen und bereichern die anderen, diktieren Gesetze - weil, wir sind ja ein Rechtsstaat - und treiben Kriegswirtschaft.
Es ist zwar keine Militärdiktatur, sondern eine Geheimdienstdiktatur, bei der mehr als die Hälfte aus Putins innerem Kreis und Kabinett früher für den Geheimdienst KGB gearbeitet haben - der russischen Version der GeStaPo. Genauso wie der Moskauer Patriach Kyrill I., der auch schon als Offizier für den KGB tätig war.
Und genau das ist ein Problem - Putin immer nur als KGB-Offizier gesehen zu haben. Nun, wenn die USA/NATO rundherum alles "demontiert", was ihnen nicht gefällt, um ihr System zu installieren - so gut gewünscht es auch sein mag -, dann muss Russland/Putin vorsichtig sein. Immer beginnt es mit kleinen Demonstrationen... häufiger Grund: Armut und steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise, meist weil Kapitalisten am Werk waren und immer mehr Geld einnehmen wollten.
Nicht anderes machen die USA seit Ende WK II, und kleines Schmankerl nebenbei: "Pinochet war am 11. September 1973 maßgeblich an dem von den USA geförderten Militärputsch gegen den demokratisch gewählten marxistisch-sozialistischen Präsidenten Salvador Allende beteiligt." (<https://de.wikipedia.org/wiki/Augusto_Pinochet>)
Whataboutism! Das musste ja kommen. Immer wenn die Argumente ausgehen. Rechtfertigt das in irgendeiner Form die Bombardierung der Ukraine? Und der Faschist Putin darf jetzt gegen den demokratisch gewählten liberalen Präsidenten Selenskyj putschen? Weil vor 50 Jahren die USA in Chile das getan haben?
Nix Whataboutism! Nun, es muss schon erlaubt sein, Vergleiche ziehen zu dürfen, damit man immer das gerechte Maß anlegen kann. Wir haben schließlich einen Rechtsstaat. Gleicher Recht für alle! Und ja, es rechtfertigt die Bombardierung, zumal es ja nicht die einzige Verfehlung des Westens war und ist.
>>> Anders steht es mit der Beschreibung des Historikers Robert Owen Paxton. Der definierte Faschismus als "eine Form politischen Verhaltens, die durch eine obsessive Beschäftigung mit dem Niedergang der eigenen Gemeinschaft, ihrer Demütigung oder Opferrolle sowie durch kompensatorische Kulte von Einheit, Stärke und Reinheit gekennzeichnet ist". Nach dieser Definition wäre Putin ein lupenreiner Faschist. Er hat die Auflösung der Sowjetunion als "größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnet. Und erbehauptet, die Nato-Osterweiterung bedrohe Russland. Der russische Faschismus hat, laut dem Moskauer Ökonomen Wladislaw Inosemzew noch ein weiteres Standbein, den Irredentismus, also alle Angehörigen eines Volkes in einem Staat zu einen. Womit Putin an die Ideologie des Panslavismus aus dem 19. Jahrhundert anschließt, die eine Blut-und-Boden-Vision verbreitete, die gesamte "russische Erde" unter die legitime Herrschaft Moskaus zu vereinigen. <<<
https://www.br.de/kultur/wieso-putin-die-ukraine-so-hasst-100.html
Ja und? Was soll das mit dem Putins Pinochet-Zitat und der Verwendung im falschen Kontext und unter falscher Prämisse zu tun haben? Putin ist kein Faschist; er ist kein Hitler, kein Mussolini und er ist kein Stalin.
Dreh- und Angelpunkt bleibt die NATO-Osterweiterung. Der Westen hat die rote Linie überschritten, hat zu hoch gepokert - obwohl oder weil man genau wusste, wie Putin tickt - und hat trotzdem nicht aufgehört.
Du hast den gelesen, dass Russland in die NATO wollte? Dass Russland/Putin dem Westens zugewandt war? Wer wollte das nicht? Richtig, USA. Das, was Putin jetzt ist, zu dem wurde er gemacht.
Die Tragödien, die wir jetzt sehen, werden Europa und Russland für lange Zeit in den Abgrund katapultieren - USA werden die lachenden Dritten - hinter dem "Kapital" - sein. Europa hätte eine eigene Politik im Umgang mit Russland gebraucht. Als "gute", auf der "guten Seite Stehende" amerikanische Vasallen konnten oder wollten sie nicht. Vermutlich wäre uns auch das Kapital entzogen worden.
Und hier eine hervorragende Zusammenfassung dazu: <https://www.swp-berlin.org/publikation/ukraine-im-nato-russland-spannungsfeld>. Der Blick auf die gesamte Kulisse dieses Theaters.