J.Creutzfeld schrieb am 15. Oktober 2002 12:36
> Ich behaupte, dass die Preisbindung den Niedergang von Ernas
> Buchstube nur verzögert. Schon jetzt ist Erna nicht in der Lage ein
> Sortiment vorrätig zu halten, dass genügend Publikum anzieht.
Ja. Und das ist nur ein wichtiger Grund. Ein anderer besteht im
angesprochenen Rabattsystem. Wenn Hugendubel (um bei dem Beispiel zu
bleiben) von einem Buch 100-200 Exemplare zentral einkauft, dann
braucht Erna vielleicht fünf, die sie mit deutlich geringerem Rabatt
vom Verlag bekommt. Noch schlimmer: wegen des notgedrungen kleineren
Sortiments muß sie so manchen Kundenwunsch erst bestellen und damit
der Kunde keine Woche warten muß, gehts über den Zwischenbuchhandel
und dauert auch bloß einen Tag. Nur, zu verdienen ist daran kaum noch
was.
Die Buchpreisbindung ist zwar nicht für den Kunden, wohl aber
branchenintern bereits so aufgeweicht, dass der Konkurrenzkampf von
Monat zu Monat mit immer ungleicheren Waffen geführt wird. Der
Niedergang Ernas ist ohne eine zusätzliche/spezielle Geschäftsidee
nur eine Frage der Zeit.
> Wettbewerb bietet auch den Kleinen Chancen.
>
> Ich könnte mir sogar vorstellen, dass eine Preisminderung bei Büchern
> wieder mehr Leuten den Zugang ermöglicht und damit den allseits
> beklagten Kulturverfall bremst.
Wer hat denn was von Minderung gesagt? Auf lange Sicht wird stark
monopolisiert; der Konkurrenzkampf nach Freigabe der Preise würde
diese vermutlich nur anfangs sinken lassen (bis die Konkurrenz platt
ist).
Das mit dem Kulturgedöhns ist im Gegenteil einer der Gründe für die
Aufrechterhaltung der Preisbindung, da sonst wahrscheinlich ganze
Regionen (sagen wir mal die norddeutschen Tiefebene oder der
bayerischen Wald (haben die Bücher? SCNR)) ohne Buchhandel dastehen
würden. Zumindest kann man solche Szenarien anhand ausländischer
Beispiele (Schweden) vermuten. Ohne Internet ist man dann ziemlich
angeschissen; das Stöbern dort ist im übrigen nicht vergleichbar mit
dem Aufenthalt in einer realen Buchhandlung.
Ohnehin wird die Preisbindung im Rahmen irgendwelcher
EU-Angleichungen im Laufe der Jahre fallen. Ich fände es nur
wünschenswert, wenn für diesen Zeitpunkt ein Konzept vorläge, mit dem
man die Horrorvisionen fehlender Literaturversorgung abwenden könnte
(und das Internet allein ist dafür kein Allheilmittel). Eine Lösung,
mit der alle Beteiligten einigermaßen leben könnten ist m.E. aber
nicht in Sicht.
Wernthal
> Ich behaupte, dass die Preisbindung den Niedergang von Ernas
> Buchstube nur verzögert. Schon jetzt ist Erna nicht in der Lage ein
> Sortiment vorrätig zu halten, dass genügend Publikum anzieht.
Ja. Und das ist nur ein wichtiger Grund. Ein anderer besteht im
angesprochenen Rabattsystem. Wenn Hugendubel (um bei dem Beispiel zu
bleiben) von einem Buch 100-200 Exemplare zentral einkauft, dann
braucht Erna vielleicht fünf, die sie mit deutlich geringerem Rabatt
vom Verlag bekommt. Noch schlimmer: wegen des notgedrungen kleineren
Sortiments muß sie so manchen Kundenwunsch erst bestellen und damit
der Kunde keine Woche warten muß, gehts über den Zwischenbuchhandel
und dauert auch bloß einen Tag. Nur, zu verdienen ist daran kaum noch
was.
Die Buchpreisbindung ist zwar nicht für den Kunden, wohl aber
branchenintern bereits so aufgeweicht, dass der Konkurrenzkampf von
Monat zu Monat mit immer ungleicheren Waffen geführt wird. Der
Niedergang Ernas ist ohne eine zusätzliche/spezielle Geschäftsidee
nur eine Frage der Zeit.
> Wettbewerb bietet auch den Kleinen Chancen.
>
> Ich könnte mir sogar vorstellen, dass eine Preisminderung bei Büchern
> wieder mehr Leuten den Zugang ermöglicht und damit den allseits
> beklagten Kulturverfall bremst.
Wer hat denn was von Minderung gesagt? Auf lange Sicht wird stark
monopolisiert; der Konkurrenzkampf nach Freigabe der Preise würde
diese vermutlich nur anfangs sinken lassen (bis die Konkurrenz platt
ist).
Das mit dem Kulturgedöhns ist im Gegenteil einer der Gründe für die
Aufrechterhaltung der Preisbindung, da sonst wahrscheinlich ganze
Regionen (sagen wir mal die norddeutschen Tiefebene oder der
bayerischen Wald (haben die Bücher? SCNR)) ohne Buchhandel dastehen
würden. Zumindest kann man solche Szenarien anhand ausländischer
Beispiele (Schweden) vermuten. Ohne Internet ist man dann ziemlich
angeschissen; das Stöbern dort ist im übrigen nicht vergleichbar mit
dem Aufenthalt in einer realen Buchhandlung.
Ohnehin wird die Preisbindung im Rahmen irgendwelcher
EU-Angleichungen im Laufe der Jahre fallen. Ich fände es nur
wünschenswert, wenn für diesen Zeitpunkt ein Konzept vorläge, mit dem
man die Horrorvisionen fehlender Literaturversorgung abwenden könnte
(und das Internet allein ist dafür kein Allheilmittel). Eine Lösung,
mit der alle Beteiligten einigermaßen leben könnten ist m.E. aber
nicht in Sicht.
Wernthal