Es ist für einen öffentlichen Diskurs in einer Demokratie richtig und
wichtig, dass auch Kritik an der Kritik folgt. Aber Sokolowsky
schießt meiner Meinung nach über dieses Ziel hinaus. Und landet
manches Eigentor.
Sokolowsky ist einseitig, weil er in seinem Buch da, wo er sich an
Henryk M. Broder und PI abarbeitet, immer wieder nur Kommentare zu
Blogbeibträgen zitiert, nicht die eigentlichen Beiträge selbst, und
dann auch nur die jeweils schlimmsten Ausrutscher, die evtl. später
sogar von der Moderation getilgt wurden.
Ginge man so mit anderen Nachrichten- oder Meinungsportalen vor, und
sei es selbst die taz, könnte man wohl überall extremistische
Umtriebe suggerieren.
Dieses Vorgehen ist jedenfalls alles andere als differenziert oder
gar wissenschaftlich.
Einseitig ist der Autor auch deshalb, weil er den
Meinungsbildungsprozess und die Reaktionen der westlichen
Gesellschaften nicht vor dem Hintergrund der Feindlichkeit und
Ausschreitungen gegen Christen, den Westen und seine Werte einordnet,
wie er in vielen islamischen Staaten zu beobachten ist, und nicht die
Fundamentalisierungstrends seit der iranischen Revolution einbezieht
(was natürlich nicht bedeuten soll, dass jede mediale Reaktion im
Westen in Ordnung ist.)
Widersprüchlich ist Sokolowsky, weil er das Vorgehen der
Muslimkritiker mit Hermann Görings Ausspruch, er bestimme, wer Jude
sei, gleichsetzt.
Es geht selbst bei der Gruppe der extremen Islamgegner nicht darum,
den Begriff Muslim umzudeuten, rassistisch auszulegen oder möglichst
breit zu definieren, sondern darum, vor einer Gefahr durch die
Religion Islam auf die Menschen zu warnen, unabhängig von deren
ethnischer Zugehörigkeit. Das beweisen schon die extrem kritischen
Einlässe gegenüber deutschstämmigen Konvertiten und das Lob z.B. für
türkische Islamismuskritiker. Ob manche diese Warnungen übertrieben
sind oder ihrerseits gefährlich, ist eine andere Sache, aber es hat
nichts mit der antisemitischen Rassepolitik der Nazis zu tun, deren
wesentliches Kriterium eine biologische Zuschreibung war, die
unveränderliche Merkmale postulierte.
Und er ist auch mit solch waghalsigen Postulaten widersprüchlich:
"Es ist ja auch völlig unmöglich, etwas so Abstraktes wie eine
Religion zu hassen. Hass kann sich nur gegen Menschen richten, nicht
gegen Abstraktionen."
Völlig unmöglich? "Ich hasse Scientology." "Ich hasse die SS." "Ich
hasse Terroranschläge." "Ich hasse Kapitalismus". "Ich hasse diesen
Staat". Alles Aussagen, die man von Menschen hören kann und in denen
sich eine Abneigung ausdrückt, die nicht nur auf Menschen zielt.
Unser Autor ist also entweder nicht von dieser Welt oder er versucht
hier verzweifelt, seiner Theorie eine logisch-zwingende Grundlage zu
geben.
Der Autor verunglimpft pauschal, weil er u.a. Folgendes behauptet:
"Wer aber glaubt, Europa drohe zu einem islamischen Gottesstaat zu
werden, der hat nicht nur nicht alle Tassen im Schrank, der hat auch
keine Beweise für seine Behauptung aufzubieten außer solchen, die er
sich zurechtbiegt und -lügt."
Nehmen wir mal an, 1927 hätte jemand vor einer aufkommenden Gefahr
des Naziideologismus gewarnt. Gewiss, unmittelbar spürbar war die
Gefahr nicht. Ein Sokolowsky hätte damals daher vielleicht
geschrieben:
"Wer aber glaubt, Europa drohe zu einem nationalsozialistischen
Diktatorenstaat zu werden, der hat nicht nur nicht alle Tassen im
Schrank, der hat auch keine Beweise für seine Behauptung aufzubieten
außer solchen, die er sich zurechtbiegt und -lügt."
Tatsache ist, dass in fast allen Staaten, in denen der Islam stark
oder dominant vertreten ist, die Demokratie durch starke Defizite
oder Abwesenheit glänzt, Tatsache ist, dass alle diese Staaten die
Menschenrechte unter Einschränkung der Scharia stellen (Kairoer
Erklärung), und Tatsache ist ebenfalls, dass der Islam im Gegensatz
zum Christentum nicht zwei Jahrhunderte Aufklärung und Reformierung
hinter sich hat, sondern evtl. noch vor sich. Tatsache ist, dass der
Terrorismus derzeit hauptsächlich von muslimischen Extremisten
ausgeht. Tatsache ist, dass manche Imame einen Sieg des Islams in
Großbritannien oder Deutschland erhoffen und dies auch aussprechen.
Und Tatsache ist letztlich auch, der der Anteil der Muslime an den
Neugeborenen europaweit jedes Jahr steigt.
Die Frage ist also: Sollten Muslime irgendwann in der Mehrheit in
Europa sein - was hält sie dann davon ab, den Islam mitsamt seiner
Rechtsgrundsätze durchzusetzen, wenn sie es überall da tun, wo sie
heute in der Mehrheit sind?
Solche Fragen sind legitim und entsprechende Warnungen als krank zu
bezeichnen, disqualifizieren den Autor. Er muss sich den Vorwurf
gefallen zu lassen, methodisch teilweise selbst so vorzugehen, wie er
es den "Muslimhassern" unterstellt.
wichtig, dass auch Kritik an der Kritik folgt. Aber Sokolowsky
schießt meiner Meinung nach über dieses Ziel hinaus. Und landet
manches Eigentor.
Sokolowsky ist einseitig, weil er in seinem Buch da, wo er sich an
Henryk M. Broder und PI abarbeitet, immer wieder nur Kommentare zu
Blogbeibträgen zitiert, nicht die eigentlichen Beiträge selbst, und
dann auch nur die jeweils schlimmsten Ausrutscher, die evtl. später
sogar von der Moderation getilgt wurden.
Ginge man so mit anderen Nachrichten- oder Meinungsportalen vor, und
sei es selbst die taz, könnte man wohl überall extremistische
Umtriebe suggerieren.
Dieses Vorgehen ist jedenfalls alles andere als differenziert oder
gar wissenschaftlich.
Einseitig ist der Autor auch deshalb, weil er den
Meinungsbildungsprozess und die Reaktionen der westlichen
Gesellschaften nicht vor dem Hintergrund der Feindlichkeit und
Ausschreitungen gegen Christen, den Westen und seine Werte einordnet,
wie er in vielen islamischen Staaten zu beobachten ist, und nicht die
Fundamentalisierungstrends seit der iranischen Revolution einbezieht
(was natürlich nicht bedeuten soll, dass jede mediale Reaktion im
Westen in Ordnung ist.)
Widersprüchlich ist Sokolowsky, weil er das Vorgehen der
Muslimkritiker mit Hermann Görings Ausspruch, er bestimme, wer Jude
sei, gleichsetzt.
Es geht selbst bei der Gruppe der extremen Islamgegner nicht darum,
den Begriff Muslim umzudeuten, rassistisch auszulegen oder möglichst
breit zu definieren, sondern darum, vor einer Gefahr durch die
Religion Islam auf die Menschen zu warnen, unabhängig von deren
ethnischer Zugehörigkeit. Das beweisen schon die extrem kritischen
Einlässe gegenüber deutschstämmigen Konvertiten und das Lob z.B. für
türkische Islamismuskritiker. Ob manche diese Warnungen übertrieben
sind oder ihrerseits gefährlich, ist eine andere Sache, aber es hat
nichts mit der antisemitischen Rassepolitik der Nazis zu tun, deren
wesentliches Kriterium eine biologische Zuschreibung war, die
unveränderliche Merkmale postulierte.
Und er ist auch mit solch waghalsigen Postulaten widersprüchlich:
"Es ist ja auch völlig unmöglich, etwas so Abstraktes wie eine
Religion zu hassen. Hass kann sich nur gegen Menschen richten, nicht
gegen Abstraktionen."
Völlig unmöglich? "Ich hasse Scientology." "Ich hasse die SS." "Ich
hasse Terroranschläge." "Ich hasse Kapitalismus". "Ich hasse diesen
Staat". Alles Aussagen, die man von Menschen hören kann und in denen
sich eine Abneigung ausdrückt, die nicht nur auf Menschen zielt.
Unser Autor ist also entweder nicht von dieser Welt oder er versucht
hier verzweifelt, seiner Theorie eine logisch-zwingende Grundlage zu
geben.
Der Autor verunglimpft pauschal, weil er u.a. Folgendes behauptet:
"Wer aber glaubt, Europa drohe zu einem islamischen Gottesstaat zu
werden, der hat nicht nur nicht alle Tassen im Schrank, der hat auch
keine Beweise für seine Behauptung aufzubieten außer solchen, die er
sich zurechtbiegt und -lügt."
Nehmen wir mal an, 1927 hätte jemand vor einer aufkommenden Gefahr
des Naziideologismus gewarnt. Gewiss, unmittelbar spürbar war die
Gefahr nicht. Ein Sokolowsky hätte damals daher vielleicht
geschrieben:
"Wer aber glaubt, Europa drohe zu einem nationalsozialistischen
Diktatorenstaat zu werden, der hat nicht nur nicht alle Tassen im
Schrank, der hat auch keine Beweise für seine Behauptung aufzubieten
außer solchen, die er sich zurechtbiegt und -lügt."
Tatsache ist, dass in fast allen Staaten, in denen der Islam stark
oder dominant vertreten ist, die Demokratie durch starke Defizite
oder Abwesenheit glänzt, Tatsache ist, dass alle diese Staaten die
Menschenrechte unter Einschränkung der Scharia stellen (Kairoer
Erklärung), und Tatsache ist ebenfalls, dass der Islam im Gegensatz
zum Christentum nicht zwei Jahrhunderte Aufklärung und Reformierung
hinter sich hat, sondern evtl. noch vor sich. Tatsache ist, dass der
Terrorismus derzeit hauptsächlich von muslimischen Extremisten
ausgeht. Tatsache ist, dass manche Imame einen Sieg des Islams in
Großbritannien oder Deutschland erhoffen und dies auch aussprechen.
Und Tatsache ist letztlich auch, der der Anteil der Muslime an den
Neugeborenen europaweit jedes Jahr steigt.
Die Frage ist also: Sollten Muslime irgendwann in der Mehrheit in
Europa sein - was hält sie dann davon ab, den Islam mitsamt seiner
Rechtsgrundsätze durchzusetzen, wenn sie es überall da tun, wo sie
heute in der Mehrheit sind?
Solche Fragen sind legitim und entsprechende Warnungen als krank zu
bezeichnen, disqualifizieren den Autor. Er muss sich den Vorwurf
gefallen zu lassen, methodisch teilweise selbst so vorzugehen, wie er
es den "Muslimhassern" unterstellt.